Weil das Wetter extremer wird …
… wird die Zivilschutzplanung immer wichtiger.
Latsch - Das Klima ändert sich, die Wetterereignisse werden immer extremer. Vor allem auch deshalb gilt es, die Zivilschutzplanung stetig anzupassen. Diesen Weg will das Land Südtirol gehen. Um die Weiterentwicklung der Zivilschutzplanung in den Gemeinden bekannt zu machen, „touren“ Willigis Gallmetzer, der Amtsdirektor des Landeswarnzentrums, und Mitarbeiter des Planungsbüros Securplan – welches auch im Vinschgau für Gemeindezivilschutzpläne verantwortlich zeichnete – derzeit durch Südtirol. Unlängst stand eine Informations-Veranstaltung zum Thema in Latsch auf dem Programm, eingeladen waren dazu auch Gemeindevertreter/innen aus dem unteren Vinschgau. Neben dem Latscher Bürgermeister Mauro Dalla Barba waren u.a. Gustav Tappeiner (BM Kastelbell-Tschars), Karl Josef Rainer (BM Schnals) und Luis Forscher (BM Partschins) dabei.
„Thema wird immer wichtiger“
„Das Thema ist extrem wichtig. Der Bevölkerungsschutz wird immer wichtiger“, unterstrich Dalla Barba. Es sei eine große Verantwortung, die insbesondere auf den Bürgermeistern laste. Zur Erinnerung: Auf Gemeindeebene sind Bürgermeister die obersten Zivilschützer. „Wir sind angehalten, uns immer weiterzuentwickeln und das Thema im Auge zu behalten“, betonte Dalla Barba. Gallmetzer stellte die Initiative der Agentur für Bevölkerungsschutz vor. Man wolle so viele Gemeinden wie möglich bei den Info-Veranstaltungen mitnehmen. Ein Schwerpunkt lag auf dem Thema des Interreg-Projekts X-RISK-CC, sprich der Anpassung an extreme Wetterereignisse und an die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken. Das 2022 ins Leben gerufene Projekt hilft Risikomanagern und politischen Entscheidungsträgern im Alpenraum, die komplexen Risiken von klimabedingten Extremereignissen anzugehen, indem lokale Maßnahmen und transnationale Leitlinien entwickelt werden. Im Rahmen des länderübergreifenden Projekts sei nochmals klar geworden, dass Nachholbedarf in Sachen Kommunikation mit den Gemeinden bestehe, so Gallmetzer.
Für den Notfall gerüstet
Peter Wiedmer und Jochen Ladurner von Securplan informierten über das neue Landeswarnsystem für Naturgefahren, das öffentliche Alarmierungssystem, den Landeszivilschutzplan und die Weiterentwicklung der Zivilschutzplanung auf Landes- und Gemeindeebene. Ein wesentlicher Bestandteil des Risikomanagements für Naturgefahren ist das Landeswarnsystem. Im Landeswarnzentrum laufen zig Daten zusammen, hier wird bewertet, „was passieren kann“, betonte Ladurner. Aus den zahlreichen Daten wird schließlich ein Warnlagebericht erstellt. Bürgerinnen und Bürger, Behörden, Betreiber der Grundversorgung und Einsatzkräfte werden damit rechtzeitig über ein gefährliches oder schädliches Ereignis informieren, damit angemessene Selbstschutzmaßnahmen vorbereitet und ergriffen werden können, um Schäden zu begrenzen und Gefahrensituationen zu vermeiden. Die Stufen reichen von Grün (kein Gefährdungspotenzial) über Gelb (Gefährdungspotenzial gering) und Orange (Gefährdungspotenzial mäßig) bis hin zu Rot (Gefährdungspotenzial hoch). „Gelb ist eine Art Vorwarnstufe, da sollte man das Geschehen bereits verfolgen, bei Orange muss man schon aktiv werden. Und zu Orange kommt es in Südtirol öfters“, so Ladurner. Ab Orange, was für räumlich begrenzte Ereignisse steht, die heftig und unvermittelt auftreten und länger anhalten können, werde aktiv informiert. Ohnehin sei es stets wichtig, die Bevölkerung in solchen Situationen mitzunehmen und zu informieren, „denn eine informierte Bevölkerung arbeitet mit, nicht dagegen“, unterstrich Ladurner. Das Bevölkerungsalarmierungssystem besteht aus Sirenen, Radiodurchsagen und TV-Laufschrift, App-Meldung und IT-Alert. Im Hinblick auf Apps kommt es zu Push-Meldungen über die Wetter-App sowie via Gem2Go. Ein IT-Alert, der automatisch an die Geräte gesendet wird, und alle anderen Funktionen des Mobiltelefons vorübergehend blockiert, ist nur für besonders schwere Fälle vorgesehen, wie dem Bruch eines Staudamms. Dies geht vom staatlichen Zivilschutz in Rom aus.
Landeszivilschutzplan als übergeordnetes Instrument
Vorgestellt wurde auch der Landeszivilschutzplan als übergeordnetes Instrument auf Landesebene. Er soll ein einheitliches Vorgehen garantieren. „Er ist als Nachschlagewerk gedacht. Er vereint alles, was sonst aufgeteilt ist. Alle Pläne und dergleichen sind übersichtlich dargestellt in einem Werk“, so Ladurner. Der Landeszivilschutzplan ist demnach Bindeglied zwischen dem nationalen Zivilschutzplan, den Fach- und Sonderplänen auf Landesebene und den Gemeindezivilschutzplänen. Informiert wurde weiters auch über den Zivilschutzbrowser, die Digitalisierung der Gemeindezivilschutzpläne etc. Zudem wurde im Rahmen der Info-Veranstaltung über die vielen Herausforderungen bei der Führung im Notstand gesprochen. Oft fehle es an Routine, wenn unterwartete Ereignisse eintreffen. Umso wichtiger sei es, dass Einsatzkräfte und Entscheidungsträger/innen auf demselben Informationsstand sind, was die Pläne gewährleisten sollten.
