Nicht alle Ratsmitglieder erhoben die Hand aus Überzeugung.

Wem gebührt Ehre?

Publiziert in 33 / 2012 - Erschienen am 19. September 2012
Drei Personen aus der Gemeinde Schlanders werden Ehrenbürger. Im Gemeinderat gab es dazu „getrübte“ Einstimmigkeit. Schlanders - Die einen (Martin Daniel und Hansjörg Gluderer von der Liste Für Schlanders) verließen vor der Abstimmung den Saal, andere (Erhard Alber und Peter Kaserer von der Süd-Tiroler Freiheit, Lukas Theiner von den Freiheitlichen und ­Erwin Dilitz von der SVP) hoben zwar die Hand auf, aber nicht aus Überzeugung, sondern ebenfalls nur, um das Bild der Einstimmigkeit nach außen nicht zu trüben. Abstimmungsgegenstand war die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Dekan Josef Mair, den Künstler Karl Grasser und den Altbürgermeister und Schulmann Heinrich Kofler. BM Dieter Pinggera hatte im Vorfeld auf die Verdienste der drei Persönlichkeiten hingewiesen. Es seien seit 20 Jahren keine Ehrenbürgerschaften mehr verliehen worden. Die Arbeitsgruppe - de facto war es der Gemeindeausschuss - hätte den Namensvorschlägen einhellig zugestimmt. Bedauert hat Pinggera, dass es verabsäumt wurde, dem am 3. November 2010 verstorbenen Politiker Alfons Benedikter noch zu Lebzeiten die Ehrenbürgerschaft zu verleihen. Zu seinen Ehren wird nun eine Büste angefertigt, die bei der Feier zum 50-jährigen Bestehen der Tal- bzw. Bezirksgemeinschaft Vinschgau im Jänner 2013 enthüllt werden soll. Auch Erhard Alber erinnerte an dieses „Versäumnis“. Über die 3 Vorschläge zeigte er sich nicht glücklich: „Mit derart hohen Ehrungen sollte man behutsam und sparsam umgehen.“ Lukas Theiner erklärte sein „Bauchweh“ damit, dass Tätigkeiten, die in Ausübung von Ämtern und Funktionen erfolgt sind, keine besondere Ehre verdienten. Erwin Dilitz meinte, dass es in Schlanders viele Personen gibt, die ehrenamtlich Großartiges leisten. Es wäre angebrachter, solche Menschen zu ehren. Dem Thema Ehrungen grundsätzlich kritisch stehen Martin Daniel und Hansjörg Gluderer gegenüber: „Es gibt die jährlichen Ehrungen des Landes Tirol. Die Geehrten haben sicherlich ehrungswürdige Leistungen für die Gemeinschaft erbracht. Wir wissen aber alle, dass die Leistungen für das Gemeinwohl alleine für eine solche Auszeichnung nicht genügen, sondern dass auch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten politischen Richtung oder zumindest eine diesbezügliche Unbescholtenheit Voraussetzung ist. Was das Land vormacht, wiederholt sich in ähnlicher Form in den Gemeinden.“ Ihre Ansicht sei Ausdruck der Kritik am gesamten System der Ehrungen in Südtirol und wolle keinesfalls die Verdienste der Geehrten in Frage stellen. Am Ende stimmten alle anwesenden Räte für die 3 Namensvorschläge. Laut Bürgermeister Pinggera spielten Parteibücher bei der Nominierung keine Rolle. Die offizielle Verleihung erfolgt am 16. November 2012 im Kulturhaus.  Sepp Laner
Josef Laner
Josef Laner

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