„Wenn alles den Bach runtergeht…“
In Schluderns hat man ein Zukunftsprojekt im Auge.
Schluderns - Es war der 11. von 15 Tagesordnungspunkten der Ratssitzung am 28. November. Die „Genehmigung des Finanzierungsplanes für den Bau und Betrieb eines E-Werkes in Konfall“ beanspruchte 55 Minuten und wurde mit Abstand der ergiebigste Abschnitt der Sitzung. Bürgermeister Peter Paul Trafoier eröffnete mit dem Hinweis „Es ist erst seit kurzem bekannt, dass aus Rom Geld kommen soll.“ Vizebürgermeister und Landwirtschaftsreferent Andreas Hauser bestätigte, dass ein Schreiben aus dem Ministerium gekommen sei, wonach das Beregnungsprojekt mit Baulosen für Laas und Schluderns in ein Finanzierungsprogramm aufgenommen worden sei. Damit würde die Hauptleitung auf dem Gemeindegebiet Schluderns mit 5,5 bis 6 Millionen Euro zur Gänze finanziert. Nun gehe es um eine Positionierung der Gemeindeverwaltung zum Bau eines Kraftwerkes und um die Frage, wie viel man imstande sei, quer zu finanzieren. „Erst dann kann man in die Abstimmung gehen und versuchen, die fast 200 Grundbesitzer für den Beregnungsbau zu überzeugen“, erklärte Hauser.
Hoffen auf Verbrauch
Gemeindesekretär Christian Messmer präsentierte in seiner „Wirtschaftlichkeitsrechnung“ Investitionskosten von 3,97 Millionen Euro für Anschluss, Druckleitung, Krafthaus, maschinelle Ausstattung und allgemeine Kosten. Zu den Investitionskosten zählte Sekretär Messmer dann die viel beschworene Querfinanzierung. „Wir haben uns gefragt, was passiert, wenn wir 750.000 Euro für den Beregnungsbau querfinanzieren? Wie können insgesamt 4,720 Millionen Euro (3.970.000 plus 750.000 Euro) aufgebracht werden?“ Unter Einsatz von 500.000 Euro an Eigenmitteln müsste bei der Depositen-Bank Fremdkapital in der Höhe von 4,95 Millionen Euro mit einer Laufzeit von 29 Jahren und zu einem festen Zinssatz von 1,90% aufgenommen werden. Daraus erwachse eine jährliche Tilgungsrate von 223.587,98 Euro, erklärte Messmer. Die jährlichen Betriebskosten wurden mit 154.000 Euro beziffert. Bei einer Jahresproduktion von 7.000 MWh und einem Verkaufserlös pro KWh ohne Förderung von 54 Euro aus der Stromproduktion sei ein Jahreserlös von 378.000 Euro zu erwarten. Derzeit liege der Mittelwert, der „PUN“ (Prezzo Unificato Nazionale), aber nur bei 50,97 Euro, doch die Tendenz weise in Richtung Mehrverbrauch und steigende Strompreise.
Leben mit Restrisiko
Eine Grafik mit gesunkenem Strompreis 2019 und die Warnung des Sekretärs „Ein Restrisiko bleibt immer“, weckte die Geister und führte zu vielen Wortmeldungen. Edwin Lingg (SVP) und Martha Innerhofer (Bürgerliste Schluderns) gaben sich zuversichtlich, dass es für erneuerbare Energie auch Förderungen geben werde. Auch Vizebürgermeister Hauser erwartet sich steigende Preise. Es kam die Ökologie ins Spiel. Man wies auf die Aufwertung des Biotops hin wegen der größeren Wassermengen, die durch den Beregnungsbau in die Au fließen würden. Bürgermeister Trafoier sprach von „einer Investition in die Zukunft, ein Projekt für zukünftige Generationen“. Armin Bernhard (Mitnond Freie Liste Schluderns) machte auf den Abbau der Arten- und Pflanzenvielfalt aufmerksam, wenn die Waale wegfallen. Die Planungen, ja sogar, dass Geld aus Rom komme, hielt er für Spekulationen. „Ich frage mich, dürfen wir als Gemeinde mit Geld spekulieren?“ „Wenn man von Spekulation reden kann, dann haben wir das durch unsere Beteiligung am Rambach-Werk auch getan. Dort wurde mit einem viel höheren Strompreis spekuliert“, entgegnete Referent Hauser. Lingg wollte beruhigen und meinte passend: „Wenn alles den Bach runtergeht, bringt es uns auch nicht um.“ Der Finanzierungsplan wurde gegen die Stimme von Armin Bernhard und mit der Enthaltung von Romina Eberhöfer (Dorfliste Schluderns) genehmigt.