Luis Pobitzer, Präsident der Eigenverwaltung Schleis, schaute sich den Versuch in den Tartscher Leiten an, von Föhrenbeständen über die Verjüngung zu Mischwald zu kommen.
Amtsdirektor Georg Pircher führte in den Wald-Tag ein.
Förster Martin Gorfer, links, und Stationsleiter in Mals Andreas Klotz aus Schluderns
Amtsdirektor-Stellvertreter Andreas Platter fasste die Folgen von Sturm Vaia zusammen.
Armin Plagg und Friedl Noggler, Initiatoren der Waldtage, mit Hans Ziernheld aus Burgeis (v.l.)
Bauernrat Lukas Gunsch, Vinzenz Goller, Martin Gorfer, Andreas Platter, Albert Pritzi und Karl Anton Pegoraro (v.l.) auf dem Weg zur Matscher Alm

Wer schützt den Schutzwald?

Ohne Schutzwald kein Siedlungsraum in den Alpentälern

Publiziert in 32 / 2019 - Erschienen am 24. September 2019

Tartsch/Matsch - Es war der 6. Wald-Tag, den der Malser Fraktionspräsident Armin Plagg und sein Mitstreiter Friedl Noggler angeregt hatten. Der aktuelle oder besser akute Anlass wurde im übergeordneten Thema „Waldwirtschaft und Klimawandel“ zusammengefasst. Zielorte waren diesmal die Tartscher Leiten, ein Windwurf in der Flur Tschengls und eine Weideverbesserung am Herrensteig, beide in der Katastralgemeinde Matsch. Als Zusatz hatte der Matscher Fraktionspräsident Vinzenz Telser eine Besichtigung des E-Werkes Saldur mit Führung des Präsidenten Edwin Heinisch vorgesehen. Dass man in der Gemeinde Mals der Begehung große Bedeutung beimaß, bewies der Auftritt von Bürgermeister Ulrich Veith. Gesteuert wurde die Exkursion vom Forstinspektorat Schlanders mit Amtsdirektor Georg Pircher und seinem Stellvertreter Andreas Platter. Fachlich begleitet und unterstützt wurden die Teilnehmer von den Mitarbeitern der Forststation Mals. Dabei feierte Andreas Klotz seinen Einstand als neuer Stationsleiter in Mals. Ihm zur Seite standen Albert Pritzi, Giordano Gentilini, Karl Anton Pegoraro, Martin Gorfer und David Fleischmann. 

Mischwald ist das Ziel

Vor dem Hintergrund der Waldschäden vom 29. Oktober 2018, stellte Armin Plagg unmissverständlich klar: „Wenn wir unsere Wälder nicht auf Vordermann bringen, werden wir die Talsohle verlassen müssen. Sie wird wieder versumpfen.“ Sich bei wolkenlosem Himmel und herrlichem Ausblick auf König Ortler entwurzelte Bäume, Steinschlag und Murenabgänge vorzustellen, fiel den Teilnehmern am ersten Etappenziel – Tartscher Leiten - nicht leicht. Nach der kurzen Einführung von Amtsdirektor Pircher stellte der für Tartsch zuständige Förster Martin Gorfer an den Föhrenbeständen der Leiten ein konkretes Beispiele von Waldnutzung und Waldverjüngung vor mit dem Ziel, sich einem Mischwald zu nähern. „Je mehr Baumarten, um so gesattelter gehen wir der Klimaänderung entgegen“, war die Kernaussage. Dabei kamen selbstverständlich der Umgang mit den Schwarzföhrenbeständen am Vinschger Sonnenberg, die Verbreitung des Prozessionsspinners, dessen Bekämpfung, die Schwierigkeiten bei der Aufforstung und die Weitsicht privater „Aufforster“ zur Sprache. Der Gang zu einem „Verjüngungskern“ wurde mit dem Dank von Michael Telser, Fraktionsrat in Tartsch, an die Förster abgeschlossen. „Es war früher ein toter Wald, jetzt schon wirkt er wieder viel frischer“, stellte er fest.

Sturm Vaia und die Folgen

Über den Hof Gemassen wurde ein erosionsgefährdeter, steiler Windbruch an der Fraktionsgrenze Tartsch-Matsch erreicht. Amtsdirektor-Stellvertreter Andreas Platter ging zuerst auf den Klimawechsel ein. Dazu führte er den Anstieg der Jahresdurchschnittstemperatur (1926-2018) an der Messstation Schlanders mit + 1,7°C und den an der Messstation Marienberg (1967-2018) mit + 1,49°C an. In eindrucksvollen Zahlen fasste er das Wüten des Sturmes „Vaia“ und seine Auswirkungen auf einige Vinschger Gemeinden zusammen. 1,5 Millionen Vorratsfestmeter an Schadholz seien Südtirol weit angefallen. „Das bedeutet, dass der normale Hiebsatz (= mögliche Holzentnahme) über 2 Jahre in einer Nacht umgefallen ist.“ Im Einzugsgebiet des Forstinspektorats Schlanders wurden 40.000 Vorratsfestmeter Schadholz geschätzt, was den Ausfall eines Jahreshiebsatzes gleichkomme, erklärte Platter. Auf die Forststation Mals bezogen würden die 7.000 Festmeter Schadholz dem halben Jahreshiebsatz entsprechen. Platter führte weiters aus, dass sich 9 Projekte im Umfang von 500.000 Euro auf die Wiederinstandsetzung von Standort- und Objektschutzwald im Vinschgau beziehen. 7,5 Millionen Euro müssten für Südtirol aufgebracht werden. Dass es für die „armen und schwachen Standorte“ des Vinschgaus ratsamer sei, Abfälle von Schlägerungen wegen der Nährstoffe im Gelände liegen zu lassen, erfuhren die Teilnehmer von Förster Pritzi und Amtsdirektor Pircher. Eine Vermehrung der Borkenkäfer sei durch das kalte Frühjahr verhindert worden, war zu hören. Kritisch würde es dann wieder im nächsten Jahr. 

Erfolg durch Zusammenarbeit

Der letzte Programmpunkt „Weidemeliorierung auf der Matscher Alm“ musste von den Glieshöfen aus über den Herrensteig erwandert werden. An Ort und Stelle hatten die Förster über Schautafeln die Eingriffe bildlich dargestellt. 2009 sei von der Eigenverwaltung Matsch das Projekt zur Weideverbesserung eingereicht worden, erzählte Förster Gorfer. Innerhalb 2012 wurden dann etwa 200 Vorratsfestmeter geschlägert, 12 ha entsteint, 3,8 ha entstraucht und 1 ha gemulcht. Es wurde ein Holzzaun gebaut und für die Tränken aus Lärchenholz eine Wasserleitung von 1 km verlegt. „Es mussten a Haufen Köpf‘ vo jo schütteln, darunter auch der Landeshauptmann (Durnwalder), bis das Projekt mit Kosten von 195.000 Euro umgesetzt und mit einem Landesbeitrag von 87.000 Euro gefördert wurde“, merkte Präsident Vinzenz Telser an. Die Eigenleistungen seien mit 13.000 Euro zu beziffern. Ein besonderer Dank gehe an das Forstinspektorat und an die Forststation Mals, ergänzte Telser. Der 6. Waldtag endete mit einem gemeinsamen Mittagessen auf der Matscher Kuhalm und der Zusammenfassung durch Amtsdirektor Pircher und den Malser Fraktionspräsident Armin Plagg. 

Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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