Gemeinsam für einen „demenzfreundlichen Vinschgau“: Heinrich Fliri, Helga Meister, Ingrid Ruffini, Ilaria Scarano, Christian Wenter und Robert Peer

Wir brauchen eine demenzfreundliche Gesellschaft

Ein Team von Ärzten und eine Krankenpflegerin aus der Memory Clinic Meran beim Open Space im Bürgerheim von Schlanders

Publiziert in 37-38 / 2021 - Erschienen am 9. November 2021

Schlanders - Es sei eine der ersten öffentlichen Veranstaltungen, zu der Menschen wieder ins Bürgerheim kommen dürfen, zeigte sich Präsidentin Monika Wellenzohn in ihren kurzen Grußworten erfreut. Zur Veranstaltung „Demenz – reden wir darüber“ eingeladen hat das Netzwerk „demenzfreundlicher Vinschgau“ , eine im Jahr 2018 entstandene Initiative des KVW Vinschgau, der ASAA (Alzheimer Südtirol Alto Adige) und der Bezirksgemeinschaft Vinschgau mit dem Gesundheitsbezirk Meran und den fünf Vinschger Seniorenwohnheimen als Partner. Koordinator ist Robert Peer, ehemaliger Pflegedirektor im Gesundheitsbezirk Meran. „Die Memory Clinic Meran trägt die Handschrift von Robert Peer“, betonte Christian Wenter, Primar der Geriatrie in Meran, der gemeinsam mit seinen Fachkolleginnen nach Schlanders gekommen war. Vier bis fünf Prozent der älteren Menschen leiden an einer Demenzerkrankung, so der Primar. Dem gegenüber stünden 10 bis 15 Prozent an pflegebedürftigen Senioren. Demenzkranke Menschen haben von der Diagnosestellung bis zum Tod durchschnittlich noch acht Jahre zu leben. Apropos Diagnose: jeder Betroffene hat das Recht auf eine Diagnose, die zu erstellen nicht immer einfach ist. Alzheimer-Erkrankungen sind nicht heilbar, aber immer besser behandelbar. Es gebe inzwischen Medikamente, welche die Symptome positiv beeinflussen, sagte Christian Wenter. Parallel dazu gebe es immer mehr nicht medikamentöse Möglichkeiten wie Ergotherapie, Musiktherapie, kognitives Training u.a.m. „Zaubermittel haben wir keines; es braucht viel Beziehungsarbeit und gute Nerven“, so der Primar. Die Diagnose einer Demenzerkrankung kommt immer überraschend und unvorbereitet. Die Erkrankung ist für alle Betroffenen beschwerlich und belastend. Dennoch müsse man gemeinsam dafür Sorge tragen, dass dieser letzte Lebensabschnitt für die Erkrankten würdig und sinnvoll sei. Andererseits müsse diese Zeit auch für die Angehörigen erträglich sein. Deshalb sei es unbedingt notwendig, sich selbst rechtzeitig kompetent zu machen und zu lernen, die Krankheit zu verstehen. Nur wenn man die erkrankte Person versteht, kann das Zusammenleben funktionieren. Darüber hinaus heißt es, sich breit aufzustellen, Hilfe anzunehmen und auf sich selbst zu achten. „Es muss möglich sein, auch mit einem Demenzpatienten eine Lebensqualität zu haben,“ betonte Primar Wenter. Ganz wichtig sei die Einbindung der Demenzkranken in den Familienverbund und in die Dorfgemeinschaft. In einem Open Space konnten die anwesenden Interessierten sich in Kleingruppen an das Team der Memory Clinic wenden und gezielte Fragen stellen. So boten Primar Christian Wenter, die Demenzfachärztin Ingrid Ruffini, die Krankenpflegerin und zertifizierte Demenznurse Helga Meister sowie die Neuropsychologin Ilaria Scarano Gespräche und Beratung an. Es entstand ein reger Austausch, in dem die Anwesenden ihre Probleme und offenen Fragen vorbringen konnten und wertvolle Antworten bekamen.

Wofür steht das Netzwerk „demenzfreundlicher Vinschgau“? 

Da-Sein
Einfühlsamkeit
Miteinander
Ermutigung
Neugierde
Zeit

Was möchte das Netzwerk im Vinschgau erreichen?

Wir wollen die Lebensbedingungen für Menschen mit Demenz verbessern, indem wir durch regelmäßige Öffentlichkeitsarbeit, Bildungsangebote und Sensibilisierungskampagnen das Thema „Demenz“ zugänglich machen. Dadurch können wir Fragen von Angehörigen und interessierten Personen beantworten, Ängste und Vorurteile abbauen und gezielte Informationen geben. Wir wollen im Netzwerk eine achtsame Begleitung und würdebewahrende Pflege stützen, zur Integration von Menschen mit Demenz beitragen und die Unterstützungsleistungen für die Angehörigen ausbauen. Es ist unser Ziel, dass im Vinschgau Menschen mit Demenz verstärkt am öffentlichen Leben teilhaben und wir wollen Demenz thematisieren, denn Demenz kann jeden von uns treffen. Demenz ist eine gesellschaftliche Herausforderung, der wir gemeinsam begegnen wollen! 

Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Vinschger Sonderausgabe

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