Foto: Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau

„Wir brauchen uns gegenseitig“

Publiziert in 15 / 2015 - Erschienen am 22. April 2015
Gemeinsame Stellungnahme des Imkerbundes und der Obstwirtschaft Südtirol/Vinschgau - Zum ­Thema Bienenschutz haben der Südtiroler Imkerbund und die Obstwirtschaft am Freitag unter dem Titel „Bienenschutz: Ein wichtiges Anliegen für Obstbauern und Imker“ eine gemeinsame Stellungnahme an die Medien verschickt. „Etwa 1.000 Imker haben in den vergangenen Wochen circa 20.000 Bienenstöcke in die Obstanlagen gebracht. Die Losung ist einfach: viele Blüten - starke Bienenvölker - viele, schöne Äpfel“, heißt es einleitend. Zwischen Obstbauern und Imkern bestehe sozusagen eine Win-win-Situation, erklären unisono Georg Kössler, Obmann des Südtiroler Apfelkonsortiums, und Engelbert Pohl, Obmann des Imkerbundes. „Wir brauchen uns gegenseitig, denn wir erzielen einen gegenseitigen Nutzen. Darum stehen wir in engem Kontakt und pflegen einen offenen Austausch. In gemeinsamen Sitzungen und Aussprachen erarbeiten wir gemeinsame Lösungen, um Bienenschäden zukünftig noch besser zu vermeiden. Wir sind mittlerweile an einem sehr gutem Punkt, aber die Arbeit muss weiter intensiv fortgeführt werden“, so Kössler und Pohl. Diese Zusammenarbeit sei schon heute vorbildlich und offensichtlich besser als in anderen Anbaugebieten Europas und der Welt: „Es ist sehr bedauerlich, wenn negative Schlagzeilen aus dem Ausland in Südtirol einfach wiedergegeben werden und für entsprechende Diskussionen sorgen, ohne dass auf unser Bemühen und unsere gut funktionierende Zusammenarbeit hingewiesen wird. Wir gehen unseren Weg jedenfalls weiter.“ Die Apfelblüten produzieren bei guter Witterung reichlich Nektar und Pollen, die von den Honigbienen gesammelt werden. Dabei werden die Blüten bestäubt und befruchtet, nur so können Äpfel entstehen. Bei unzureichender Bestäubung fallen die Blüten gänzlich ab oder es kommt zu einer einseitig ausgebildeten Frucht. Deshalb ist eine gute Bestäubung in der Tafelobstproduktion wesentlich. „Die Bienen garantieren den Landwirten sozusagen das Einkommen und das ist uns Bauern auch bewusst“, betont Kössler. Derzeit stehen die Bienenstöcke in den blühenden Apfelanlagen bis 750 Meter Meereshöhe. Kurz vor der Blüte bringen die Imker die Bienenvölker in die Apfelanlagen und holen sie nach dem Blühende wieder ab. Um die Tiere in dieser Zeit zu schützen, ist es untersagt, bienengefährliche Mittel auszubringen. Dies betrifft Obstbauern, aber auch Hobbygärtner. „Keine bienengefährliche Mittel auf geöffnete Blüten“ „Auf geöffnete Blüten dürfen laut Gesetz keine bienengefährlichen Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden. Die Obst- und Weinbauern wissen das, weil wir sie bei Veranstaltungen schulen. Zudem versuchen die Bauern – auch vor und nach der Obstblüte, wenn es eigentlich keine Auflagen mehr gäbe – bienengefährliche Mittel außerhalb des Bienenfluges auszubringen“, sagt Robert Wiedmer, der Leiter des Beratungsringes für Obst- und Weinbau. Generell seien im Obst- und Weinbau kaum mehr bienengefährliche Pflanzenschutzmittel zugelassen. „Etwa 90% der eingesetzten Wirkstoffe sind Fungizide, die nicht bienengefährlich sind und dabei helfen, verschiedene Pilzkrankheiten abzuwehren. Die restlichen 10% fallen auf Insektizide und Akarizide, von denen nur ein kleiner Teil bienengefährlich ist“, so Wiedmer. Der Imkerbund arbeite sehr eng mit den in der Obstwirtschaft tätigen Organisationen und Institutionen wie dem Beratungsring, dem Apfelkonsortium, dem Bauernbund,  aber auch dem Ressort für Landwirtschaft, dem Versuchszentrum Laimburg und dem Landesveterinäramt zusammen. Einiges gibt es noch zu verbessern „In den letzten Jahren hat sich die Bienengefährlichkeit durch die gezielte Wirkungsweise der Pflanzenschutzmittel stark verbessert, dennoch gilt es noch einiges zu verbessern um Schäden zu verhindern. Diese Maßnahmen betreffen nicht nur die unmittelbare Blühzeit der Anlagen, sondern gehen darüber hinaus weit in die Nachblühphase hinein. Eine Möglichkeit sind dabei die Abend- und Nachtspritzungen, die verhindern, dass Bienen mit für sie toxischen Präparaten in Kontakt kommen. In zahlreichen Sitzungen und Besprechungen konnte und kann man so die Bedürfnisse und Notwendigkeiten beider Seiten ansprechen und die notwendigen Verbesserungen ausarbeiten. Es ist aber auch wichtig, dass sich alle an die Abmachungen halten, nur so können die Verbesserungen greifen und alle Seiten davon profitieren“, sagt Pohl. Man habe zudem vor einigen Jahren ein gemeinsames Projekt gestartet. Studien, Untersuchungen und Versuche am Versuchszentrum Laimburg – im Rahmen des Apistox Projekts – sollen Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln noch genauer untersuchen. In den nächsten Jahren hoffe man dazu zusätzliche Klarheit zu erhalten. Zudem hat man gemeinsam mit dem Landestierärztlichen Dienst die Gesundheitswarte aufgebaut, eine Gruppe von ausgebildeten Imkern, die auf Ortsgruppenbasis bei allen ­Problemen rund um die Bienengesundheit und bei Vergiftungs­verdachtsfällen schnell und kostenlos Hilfe anbieten und als erste Anlaufstelle bei Problemen dienen. red
Redaktion

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.