Der Manaslu
Reinhold Messner: „Ein sehr selbstkritischer Film.“
Einige Schlüsselszenen für den Film wurden am Ortler gedreht.

„Wir haben es getan, wir stehen dazu“

Publiziert in 13 / 2023 - Erschienen am 18. Juli 2023

Sigmundskron - Ist er verantwortungslos, zu einer mit Risiken verbundenen Bergexpedition aufzubrechen und schwangere Frauen, Eltern, andere Angehörige und Freunde zurückzulassen? Es ist die Frage der Verantwortung sich selbst und anderen gegenüber, die Reinhold Messner in den Mittelpunkt seines jüngsten Dokumentarfilms „Sturm am Manaslu“ gerückt hat. Eine Antwort auf diese Frage liefert der Film bewusst nicht. „Das war auch nie meine Absicht“, sagte Regisseur Reinhold Messner am 14. Juli im kleinen Kino im MMM Firmian auf Schloss Sigmundskron bei einer Vorpremiere für die Medien. Am Tag danach feierte „Sturm am Manaslu“ die Südtirol-Premiere des Dokumentarfilms im Filmclub in Bozen. Angesichts des wenigen „Rohmaterials“, das zur Verfügung stand, war es laut Messner nicht leicht, den Dokumentarfilm zu drehen: „Wir hatten nur einige Dias und Tonaufzeichnungen mit einer Gesamtlänge von rund einer Stunde.“ Das Kernstück des Films bilden die Erinnerungen, Erfahrungen und selbstkritischen Rückblenden und Reflektionen von 5 Männern, die 1972 an der „Tiroler Himalaya Expedition“ teilgenommen haben und heute noch leben. In offenen, ehrlichen und zum Teil auch emotionalen Gesprächen erzählen Wolfgang Nairz, der damalige Leiter der Expedition, sowie Oswald Ölz, Hansjörg Hochfilzer, Horst Fankhauser und Reinhold Messner auf Schloss Juval über das, was sie bei der Expedition jeweils selbst erlebt, gespürt und erfahren haben und wie sie mit den tragischen Ereignissen, zu denen es bei der Expedition vor nunmehr 51 Jahren gekommen war, zurechtkamen. Bei der Durchsteigung der Südwand des 8.163 m hohen Manaslu kamen die zwei Expeditionsteilnehmer Andreas Schlick und Franz Jäger in einem Schneesturm ums Leben. Reinhold Messner, der am 25. April 1972 im Alleingang auf den Gipfel gelangte, konnte sich vor dem Sturm in Sicherheit bringen. Nicht nur Horst Fankhauser wirft im Film die Frage auf, ob es möglicherweise verantwortungslos gewesen sei, bei diesem Sturm weiterzugehen. Ein anderer Expeditionsteilnehmer räumt ein, sich für rund ein Jahr so gut wie nicht mehr aus dem Haus getraut zu haben. Es habe Vorwürfe seitens von Leuten und auch seitens von Medien gegeben. Laut Reinhold Messner, der im Film auch von Nahtod-Erlebnissen berichtet, war die Verantwortung am Ende auf alle Köpfe verteilt. „Sturm am Manaslu“ sei eine Aufarbeitung der Geschehnisse am Manaslu und der erste Film überhaupt, der das Bergsteigen sehr kritisch hinterfrage. Sein Fazit zur Expedition: „Wir haben es getan, wir stehen dazu.“

Josef Laner
Josef Laner

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.