Im großen Saal des Kulturhauses in Schlanders trafen sich die Bäuerinnen und Bauern zur Bezirksversammlung.
Bezirksobmann Joachim Weiss
SBB-Direktor Siegfried Rinner
Landesrat Luis Walcher

„Wir sind da, um euch zu helfen“

Bauernbund-Bezirk Vinschgau blickt zurück und nach vorne. Aufruf zu Einsatz, Geschlossenheit und Zusammenhalt.

Publiziert in 5 / 2025 - Erschienen am 11. März 2025

Schlanders - Sei es in der Viehwirtschaft, im Obstbau oder bei den Sonderkulturen: „Für alle Bereiche der Landwirtschaft war das vergangene Jahr mit Herausforderungen verbunden“, blickte Joachim Weiss, der Bezirksobmann des Südtiroler Bauernbundes, am 26. Februar bei der Bezirksversammlung im Kulturhaus in Schlanders auf 2024 zurück. Im Besonderen nannte er etwa die Niederschlagsperioden im Mai und Juni, die sich negativ auf die Qualität des Heus ausgewirkt haben, das nasskalte Wetter, unter dem die Qualität der Äpfel gelitten hat, Spätfröste, stürmische Winde im September, die zu Schäden in Obstanlagen geführt haben, oder Pilzkrankheiten im Weinbau. Bei den Vinschger Marillen habe es im Vorjahr Ernteeinbußen von bis zu 90 Prozent gegeben. Die Gemüseernte brachte insgesamt zufriedenstellende Ergebnisse. Was die landwirtschaftlichen Betriebe derzeit besonders brauchen, seien mehr Sicherheit und Konstanz, „beim Verkauf der Produkte ebenso wie beim Einkauf von Produktionsmitteln, wie etwa Düngemittel und Treibstoff.“ Joachim Weiss bezog sich hierbei auf die weltweit unstabilen Verhältnisse und Unsicherheiten, wobei er etwa die Strafzollpolitik nannte.

Keine Schreibtisch-Politik

„Ich mache nicht Politik am Schreibtisch oder im Büro, sondern draußen vor Ort“, sagte Luis Walcher, Landesrat für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Tourismus. Wichtig sei ihm, „dass das, was zugesagt wurde, auch eingehalten wird.“ Konkret nannte er etwa den Neustart im Bereich der Förderungen sowie die bereits erfolgte bzw. noch zusätzlich geplante Aufstockung der Geldmittel im Landeshaushalt für die Instandhaltung des ländlichen Wegenetzes. „Akzente setzen wollen wir auch in der Milchwirtschaft und Aufzucht“, so Walcher. Ein weiterer Schwerpunkt sei die Bewerbung bzw. Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte. Noch Luft nach oben gebe es u.a. bei der lokalen Fleischproduktion. Er meine damit nicht den industriell verarbeiteten Speck (Südtiroler Speck g.g.A.), sondern den Bauernspeck. Grundsätzlich plädierte der Landesrat dafür, „dass Landwirtschaft einfacher werden muss.“ Außerdem müssten die Tätigkeiten der Bauern und Bäuerinnen der nichtbäuerlichen Bevölkerung erklärt und nähergebracht werden: „Wir sind nur mehr 6 Prozent der Bevölkerung.“ Was er unter Nachhaltigkeit versteht, brachte Walcher so auf den Punkt: „Wir müssen der jungen Generation die Chance geben, die Betriebe weiterführen zu können.“

„Wir lassen uns nicht ins böse Eck drängen“

Bedauert hat Bauernbund-Direktor Siegfried Rinner, der zum Thema „Warum es eine Lobby braucht“ referierte, dass der Bauernbund in Medien manchmal in ein „böses Eck“ gedrängt werde. Zumal der Begriff Lobbyismus eher negativ behaftet sei, spreche er lieber von Interessensvertretung: „Wir sind keine ‚bösen Lobbysten’, die mit Koffern durch Hintertüren gehen, sondern die Gewerkschaft der Bauern und Bäuerinnen. Wir sind da, um euch zu helfen. Wir vertreten eure Interessen mit Nachdruck, aber mit Anstand und Stil, auch der Politik gegenüber.“ Wenn Landwirtschaft nicht im öffentlichen Interesse sei, „wer oder was dann?“, fragte der Direktor. Sorgen bereiten ihm jene Mitglieder, „die heute nicht da sind, denn alle tragen Mitverantwortung.“ Siegfried Rinner rief zu Einsatz, Geschlossenheit und Zusammenhalt auf. Unter Beweis stellen sollten die Bäuerinnen und Bauern ihr Miteinander auch bei den Gemeinderatswahlen am 4. Mai. Neben Siegried Rinner und dem Bezirksobmann riefen auch der Landtagsabgeordnete Sepp Noggler und der SBB-Landesobmann-Stellvertreter Michael Kaufmann in ihren Grußworten dazu auf, sich für eine starke Vertretung der Landwirtschaft in den Gemeinderäten einzusetzen. Im Rahmen der Diskussion wurden Themen wie Nationalpark, Wildschäden, Kontrollen im Obstbau, schwindendes Vertrauen in die Politik, Natura 2000 und weitere Anliegen aufs Tapet gebracht. An der Bezirksversammlung haben auch Vertretungen der Bauernjugend, der Bäuerinnen und der Seniorenvereinigung im SBB teilgenommen, sowie des Bonifizierungskonsortiums Vinschgau, von Landesabteilungen (Wildbachverbauung, Forstbehörde und Nationalpark), Gemeindeverwaltungen, der landwirtschaftlichen Fachschulen, der VIP, des Maschinenringes, des Hagelschutzkonsortiums, des Beratungsringes und weiterer Organisationen.

Josef Laner
Josef Laner

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