Wirtschaftfreundliche Gemeinde Latsch
Publiziert in 30 / 2014 - Erschienen am 3. September 2014
Eine neue Gewerbezone im Osten von Latsch wurde zwar intensiv diskutiert, aber im Gemeinderat mit satter Mehrheit genehmigt.
Latsch - Es dauerte exakt 68 Minuten, dann hatte auch Latsch seine „Speckwelt“. Eine deutliche Mehrheit - neun von 17 Gemeinderäten und drei Referenten - hatte für die Verlegung der einstigen Metzgerei Rinner an den östlichen Dorfeingang von Latsch gestimmt. Der 1955 gegründete Familienbetrieb hatte sich mehr und mehr als „Rinner Speck“ auf Räucherprodukte spezialisiert und 2008 eine moderne Produktionsstätte am Wohnsitz bezogen. Firmenchef Alexander Rinner, der derzeit sieben Mitarbeitern Arbeit bietet, hatte bereits 2012 den Antrag auf Erweiterung und Aussiedlung auf ein eigenes Grundstück im landwirtschaftlichen Grün gestellt. Eine Gesetzesreform und der Tod von Bürgermeister Karl Weiss ließen die Angelegenheit bis zur Gemeinderatssitzung am 29. August 2014 zwar ruhen, aber nicht aus der öffentlichen Diskussion verschwinden. Sämtliche Argumente für und gegen die Ausweisung einer zweiten Gewerbezone im Osten von Latsch kamen bei der Gemeinderatssitzung auf den Tisch. Wirkungsvoll unterstützt von einer gefälligen Skizze auf der Leinwand und der Anwesenheit von Bauherren, Mitarbeitern und Planern entwickelte sich die Stimmung schon von Anfang an in Richtung Genehmigung. Zumal Bürgermeister Helmut Fischer den Tagesordnungspunkt so einleitete: „Niemand will in wirtschaftlich schlechten Zeiten einem Unternehmer Prügel zwischen die Beine werfen. Es geht hier nur um den Standort.“ Spätestens, als die Erklärung Rinners verlesen wurde, dass die Baumassendichte um die Hälfte reduziert, die Lärmschutzklasse verdoppelt, die Gebäudehöhe um einen Meter und die überbaute Fläche von 70 % auf 40 % reduziert würden, standen die Gegner auf verlorenen Posten. Dabei hatten eine Anwohnerfamilie auf die Geruchsbelästigung, ein Campingbetreiber auf die Lärmbelästigung, drei Gemeinderäte auf die teure Verbindungsstraße zur bestehenden Handwerkerzone, auf die unattraktive Zufahrt für ein Sportdorf, auf die Folgen dieses Präzedenzfalles, auf die Gefahr des ehemaligen Murbaches Raffein-Graben und auf die weitere Zersiedelung hingewiesen. Das negative Gutachten aus dem Amt für Natur, Landschaft und Raumentwicklung wurde zwar verlesen, fand aber in der Diskussion nicht weiter Beachtung. s

Günther Schöpf