Den „Hallerhof“ hat die Gemeinde erst kürzlich gekauft. Die Baumasse ist für den geförderten Wohnbau zweckgebunden.
Anstelle des „Stecherhauses“ in Tarsch werden drei geförderte Wohneinheiten geschaffen.
Das Haus und der Stadel an der Ecke Hauptstraße/Hofgasse werden abgerissen, um Platz für einen Neubau zu schaffen.
Gemeindesekretär Georg Schuster (l.) und Bürgermeister Helmut Fischer
Der denkmalsgeschützte Kartheinhof wird saniert.
An dieser Baustelle in der Hofgasse sind die Arbeiten bereits voll im Gang.

Wohnen und Bauen in Latsch

Nach dem „Stecherhaus“ in Tarsch hat die Gemeinde nun auch den „Hallerhof“ in Latsch erworben. Weitere Schritte zur Nutzung alter Bausubstanz sollen folgen.

Publiziert in 26 / 2020 - Erschienen am 30. Juli 2020

Latsch - Mit 5.222 Einwohnern (Stand 22. Juli 2020) gehört die Marktgemeinde Latsch zu den größten im Tal. Entsprechend groß ist der Bedarf an Wohnraum. Dass in der Gemeinde rege gebaut wird, zeigt schon allein die Anzahl der ausgestellten Baukonzessionen. Seit dem Amtsantritt von Bürgermeister Helmut Fischer im Jahr 2014 bis zum Inkrafttreten des neuen Gesetzes für Raum und Landschaft am vergangenen 1. Juli waren es ganze 787. Damit die Bautätigkeit nicht abflaut und den Bürgerinnen und Bürgern auch in Zukunft die Möglichkeit geboten wird, zu relativ günstigen Konditionen zu Wohnungen zu kommen und sich eine Existenz aufzubauen, hat man laut Helmut Fischer versucht, die Hebesätze der Eingriffsgebühr sehr niedrig zu halten. Die mit dem Gesetz Raum und Landschaft eingeführte Eingriffsgebühr umfasst nicht nur die Baukostenabgabe, sondern auch die primären und sekundären Erschließungskosten.

Nutzung alter Bausubstanz

Stets im Auge hat die Verwaltung auch das Ziel, bei der Schaffung von Wohnraum leerstehende Bausubstanz zu nutzen. Zwei Beispiele dafür sind das „Stecherhaus“ in Tarsch und der „Hallerhof“ in der Hofgasse in Latsch. Das „Stecherhaus“ hat die Gemeinde im Vorjahr für 226.000 Euro erworben, den „Hallerhof“ erst am vergangenen 15. Juli zu einem Preis von 334.000 Euro. Sowohl in Tarsch als auch in Latsch entstehen nach dem Abriss der bisherigen Gebäude je drei geförderte Wohneinheiten. Während sich die drei Bauwerber in Tarsch darauf geeinigt haben, gemeinsam einen Planungsauftrag an ein Architektenteam zu erteilen, hat die Gemeinde für den „Hallerhof“ eine Studie in Auftrag gegeben, die demnächst vorliegen soll. „Wir möchten mit der Studie erreichen, dass die interessierten Bauwerber eine konkrete Vorstellung davon bekommen, wie die neuen Wohnungen ausschauen könnten“, so Helmut Fischer. Es handle sich nicht eine definitive Planung, sondern mehr um anschauliche Vorschläge, die auch abgeändert werden können.

Drei Vorteile für die Bauwerber

Die drei wesentlichen Vorteile, mit denen die Bauwerber aufgrund der Bestimmungen des Wohnbauförderungsgesetzes bzw. der Regeln in Bezug auf die Nutzung alter Bausubstanz rechnen können, fasst der Gemeindesekretär Georg Schuster so zusammen: „Die Bauwerber erhalten den Baugrund de facto kostenlos, sie zahlen keine Baukostenabgabe, weil die Kubatur schon besteht, und es fallen auch keine Erschließungskosten an.“ Mit den Beiträgen, welche die Gemeinde vom Land bekommt, können die Kosten des Ankaufs der zwei Gebäude vollständig gedeckt werden. Die gesamte bestehende Baumasse des „Stecherhauses“ (1.700 Kubikmeter) ist für den geförderten Wohnbau zweckbestimmt. Dasselbe gilt auch für den „Hallerhof“ (1.806 Kubikmeter).

Das Beispiel Glurns

Bei den Projekten für die Nutzung alter Bausubstanz hat sich die Gemeinde Latsch an vorbildhaften Beispielen in Glurns orientiert. Helmut Fischer: „Einmal waren wir sogar mit der gesamten Baukommission in Glurns, um uns von Bürgermeister Luis Frank in die Materie einführen zu lassen.“ Wie sein Glurnser Amtskollege sei auch er der Ansicht, dass es Beides braucht: „Wohnraum in den Ortskernen, aber auch außerhalb.“ Das eine solle das andere nicht ausschließen. Beim privaten Wohnbau sei laut Fischer verstärkt die Tendenz zu beobachten, dass kleinere Kondominien im Gegensatz zu Reihenhäusern bevorzugt werden: „Bei Kondominien gibt es in der Regel nur eine Tiefgarage, einen Aufzug und eine Zufahrt. Das spart Platz und Kosten.“ Auch auf die Tendenz, dass in den Ortszentren eher kleinere Wohnungen gefragt sind, verweist der Bürgermeister: „Der Bedarf an kleineren Wohnungen steigt. Vor allem ältere Menschen ziehen Wohnungen mit 50 oder 60 Quadratmetern vor. Für sie ist wichtig, im Ortszentrum zu wohnen, zu Fuß zur Apotheke zu gelangen, zum Geschäft oder zum Friedhof.“ Gleichermaßen wichtig sei es, günstige Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass sich junge Familien in den Ortszentren ansiedeln. Zusätzlich zu den Projekten „Stecherhaus“ und „Hallerhof“ möchte die Gemeinde in Zukunft noch weitere ungenutzte Gebäude im Hauptort sowie in Morter und Goldrain dem geförderten Wohnbau zuführen.

4 Bauprojekte in der Hofgasse

Besonderes rege ist bzw. wird demnächst die Bautätigkeit in der Hofgasse. Das alte Gebäude und der Stadel an der Ecke Hauptstraße/Hofgasse werden abgerissen, um Geschäfte, 10 Wohnungen und eine Tiefgarage zu bauen. Der denkmalgeschützte Kartheinhof an der Abzweigung zur Klostergasse wird saniert. Ein weiteres Bauprojekt in Richtung Westen wird derzeit umgesetzt und noch ein Stück weiter steht der „Hallerhof“. Das Gebäude befindet sich in einer Ensembleschutz-Zone. Ob das gesamte Gebäude abgerissen wird oder ob die Fassaden erhalten bleiben können, ist noch ungewiss. Bereits im Gang bzw. in Planung sind im Hauptort derzeit noch weitere private Bauprojekte. Besonders wünschenswert wäre laut Helmut Fischer - und nicht nur - wenn der ensemblegeschützte Gasthof „Lamm“ im Ortszentrum wiederbelebt werden könnte. 

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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