Yak-Wanderung mit Reinhold Messner
Südtirols Bergsteiger-Ikone wandert mit über 1.000 Gästen zu Suldner Yaks. Klare Meinung zu Tourismus-Protesten und Wolf.
Apres Sulden - Die Yaks gehören mittlerweile zu Sulden wie der Blick auf Ortler und Königsspitze. Seit über 40 Jahren hält Reinhold Messner die Tiere im Vinschgau. Es war sein Bergfreund Paul Hanny, der 1982 bei einer Cho Oyu-Expedition die Idee hatte, die in Zentralasien beheimateten Rinder nach Sulden zu bringen. 1984 kaufte Messner schließlich zwei Yak-Stiere sowie drei Muttertiere. Viele Jahre lang wurde aus dem Yak-Auftrieb Mitte Juni ein touristisches Spektakel. Mittlerweile gibt es diesen aber nicht mehr. Statt die Yaks mit Hirten und Hunderten Schaulustigen aufzutreiben, können die Tiere seit dem letzten Jahr allein von der Suldner Talstation zu ihren Weideflächen gehen. Wohin, das wissen sie ganz genau, sie folgen dem über zehnjährigen Bullen in Richtung Madritscher Weideflächen. Der Auftrieb mit derart vielen Personen sei auch zu stressig für die Tiere geworden. Daher findet seit letztem Jahr eine Yak-Wanderung statt. Heuer am 17. Juli wohnten dieser mehr als 1.000 Gäste bei. Mit Reinhold Messner und seiner Frau Diane ging es von der Bergstation der Seilbahnen Sulden zur Sommerweide der Yaks ins Madritschgebiet. Die Veranstaltung wurde freilich auch organisiert, um in der Hochsaison noch mehr Gästen die Möglichkeit zu geben, mit Südtirols Bergsteiger-Ikone zu wandern. „Das ist wichtig für Sulden. Wir sind im Sommer ein Wandergebiet, auf dieses wollen wir weiter aufmerksam machen. Einen besseren Botschafter als Reinhold Messner können wir hierfür nicht haben“, so Erich Pfeifer, der Präsident der Seilbahnen Sulden. Für die Wandergäste – ein großer Teil davon aus Deutschland und Italien, aber auch Touristinnen und Touristen aus den Niederlanden, Belgien und weiteren Ländern waren mit dabei – ging es schließlich Richtung Madritschhütte. Etwas darunter stießen sie auch bereits auf die fünf Yaks, die im Sommer hier weiden. Neun weitere – zwei Muttertiere und zwei Babys sowie fünf Tiere, die erst kürzlich aus Bayern nach Sulden geholt wurden – blieben im Tal. Auch wenn Yaks grundsätzlich friedliebende Tiere seien, gelte es Abstand zu halten und besonders mit Hunden aufzupassen, mahnte Messner.
„Kein Übertourismus in Südtirol“
Während der Wanderung hatten die Gäste die Gelegenheit mit Messner zu sprechen. Dem
der Vinschger stand der 80-Jährige dabei Rede und Antwort über einige brennende Fragen, was Tourismus, Wolf und Co. betreffe. Zum Thema Massentourismus hat er eine klare Haltung und differenziert dabei deutlich: „Das, was wir in Sulden machen, hat mit Massentourismus nichts zu tun“, sagte Messner im Hinblick auf die Yak-Wanderung. Diese sei „eine einmalige, kulturelle Aktion im Sommer, wichtig für Sulden und das ganze Tal“. Auch für Südtirol insgesamt sieht Messner kein generelles Problem mit Overtourism. Diesen gebe es lediglich an „bestimmten Hotspots wie den Drei Zinnen“. Hier müsse die Politik handeln, alles sei lösbar. Weit mehr Sorgen bereitet ihm der Umgang mit dem Wolf. „Der Wolf passt nicht mehr in den Alpenraum“, so Messner. Problemtiere müssten entfernt werden, um die Almwirtschaft zu schützen: „Wenn die Wölfe weiter freie Bahn haben, stirbt die Almwirtschaft aus. Dann haben wir keine Landschaftspfleger mehr und dann leidet am Ende auch der Tourismus.“
„Tourists go home? Das ist einfach dumm“
Viel Unverständnis zeigte Messner für touristenscheue Proteste in Städten wie Bozen: „Durch die Stadt zu marschieren mit dem Slogan ‚Tourists go home‘ – das ist einfach dumm.“ Viele junge Menschen wüssten nicht, wie hart der Weg in Südtirols Tourismusgeschichte war: „Die haben von ihren Eltern alles bekommen und keine Ahnung, wie schwierig der Aufbau war, vor allem im Tourismus. Sie verstehen nicht, welche Werte sie damit kaputt machen.“