Nach 23 Uhr verließen viele Bürger aus Protest den Saal.

Zuerst war Langtaufers, dann Graun und nun?

Publiziert in 38 / 2014 - Erschienen am 29. Oktober 2014
In der Filiale Graun der Raika Obervinschgau gehen die Lichter aus. Übergangen und enttäuscht versuchten sich die Mitglieder ­ dagegen zu stemmen. Graun - Es hagelte Kritik und Vorwürfe. Der Satz „Wir fühlen uns nicht ernst genommen“ war noch die sanfteste Variante, mit der Mitglieder der Raiffeisenkasse Obervinschgau aus Graun und Langtaufers Enttäuschung und Unmut zum Ausdruck brachten. Vergebens war das Faltblatt mit dem Titel „Mitglieder sind wertvoll“ aufgelegt worden. Als die Folie „Historische Jahreszahlen“ mit den Gründungsjahren der Raiffeisenkassen Langtaufers und Graun eingeblendet wurden, war den Besuchern der „Mitgliederveranstaltung“ im Vereinshaus von Graun das Ende einer 119 Jahre dauernden Tradition noch schmerzhafter bewusst. Es war 21.20 Uhr, als der schwerwiegende Satz fiel: „Um die Eigenständigkeit der Raiffeisenkasse Obervinschgau zu wahren, muss die Filiale Graun geschlossen werden.“ Endgültig Öl ins Feuer warf die nebenbei hingeworfene Bemerkung, dass „die Touler nach Reschen und die Grauner auf Hoad“ gehen könnten. Ein junger Langtauferer: „Das könnt ihr nicht tun. Wir verlieren ja den Bezug zur Raiffeisenkasse.“ Warum schließen, es könnten doch wieder gute Jahre kommen, wurde dazwischen gerufen. Man wollte wissen, warum man in Schlanders und Latsch weniger Überweisungsspesen zahle. Es sieht aus, als wären wir Mitglieder an den roten Zahlen schuld, bemerkte ein Bürger, als die Sprache auf die mangelnde Rentabilität der Filiale kam. Vizebürgermeisterin Karoline Gasser Waldner war empört: „Wir wurden höflich eingeladen, aber beschlossen habt ihr es schon vor einer Woche und an die Presse seid ihr auch schon gegangen. Viele haben uns um unser Zentrum beneidet. Darin wurde der Raiffeisenkasse der schönste Platz zugewiesen. Ich bitte euch, den Scherbenhaufen nicht noch größer werden zu lassen, mit den Leuten zu reden und sie nicht mit der Presse noch mehr aufzugamsen.“ Es wurde auch gefragt, warum so lange gewartet worden ist. Peter Eller meinte: „Graun soll Zentrum bleiben. Vielleicht fällt es den Reschern leichter herzufahren.“ Die Schließung könnte unabsehbare Folgen haben, meinte eine andere Stimme. Bürgermeister Heinrich Noggler hielt Graun für eine strategische Position und empfahl eine Umschichtung von Mals nach Graun. Markus Siebenförcher, Apotheker in Graun, warnte davor, das Zentrum aufzugeben, eine andere Bank könnte nachrücken. Verwaltungsratsmitglied Petra Plangger erklärte, gegen die Schließung gestimmt zu haben. Man solle sich noch ein Jahr geben. Direktor Moriggl hatte einen schweren Stand. Er beteuerte: „Niemand hat es sich leicht gemacht“. Die Bankenaufsichtsbehörde habe die Raiffeisenkasse Obervinschgau schon seit langem im Auge. Unterstützung erfuhr er durch die Stellungnahme eines Raika-Mitarbeiters und der Verwaltungs- und Aufsichtsräte. s
Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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