Worte zum Nachdenken
Publiziert in 3 / 2005 - Erschienen am 17. Februar 2005
Aberglaube, was ist das? Bei Herder steht wörtlich: „Aberglaube tritt besonders dort auf, wo der echte religiöse Glaube schwindet, ist aber auch häufig ein Zeichen von Dummheit.“ Emanuel Geibel drückt das so aus: „Wo dem Glaub’ die Tür versagt, kommt Aberglaub’ durchs Fenster; wo die Götter ihr verjagt, da kommen die Gespenster.“ Ein mir unbekannter Autor weiß zu sagen: „Nie haben die Menschen so viel geglaubt, als da sie nichts glaubten.“ Ein Beispiel: Woher kommt die Angst vor der Zahl „13“? - Diese Zahl hat viele Wandlungen durchgemacht: Es gab eine Zeit, da die „12“ eine sog. harmonische und die „13“ Inbegriff der Unordnung war. Später rückte die „13“ zu einer Hoffnungs- und Zukunftszahl auf. In matriachalischen Kulturen hatte das Jahr 13 Monate und und die Zahl „13“ entsprechend heiligen Charakter. Als aber das Jahr der 12 Monate eingeführt wurde, hat man die „13“ entthront und verteufelt. Im Talmud, dem jüdischen Auslegungswerk des Alten Testamentes, steht, „Einst wird das Land Israel in 13 Teile geteilt werden. Der Dreizehnte wird dem König Messias zufallen“, Demnach bingt ausgerechnet die „13“ die Erlösung der Welt von Sünde und Tod. Man könnte folgende mögliche Deutung vermuten: Jesus beruft die 12 Apostel und wird selbst zum Dreizehnten. - Oft wird die Zahl „13“ auch mit dem Freitag in Verbindung gebracht. Adam und Eva sollen an einem Freitag den Apfel gegessen haben; sie sollen an einem Freitag gestorben sein. Christus wurde an einem Freitag gekreuzigt, und bei seinem letzten Abendmahl saßen 13 um den Tisch, und der 13. war Judas. Eine Statistik hat tatsächlich herausgefunden, dass an Freitagen, die auf den Dreizehnten des Monats fallen, mehr Unfälle passieren. Meine Antwort darauf: Menschen, die dem Aberglauben frönen, werden unsicher, und was gibt es Gefährlicheres als Unsicherheit am Steuer. Noch eine Bemerkung zu einer Form des Aberglaubens: Schwarze Katze: Ob eine schwarze Katze Unglück bringt oder nicht, hängt davon ab, ob man ihr als Mensch begegnet oder als Maus. Aberglaube ist und bleibt Drohbotschaft, wir Christen haben dagegen Frohbotschaft - gebracht von Christus, nach dem wir uns ja benennen und zu dem wir uns ohne Abstrich bekennen. Noch ein scherzhafter Hinweis: Achtung vor dem Freitag, 13. Mai dieses Jahres! Übrigens: Hat schon mal jemand den 13. Monatslohn verachtet oder einen „Dreizehner“ im Glücksspiel?
Erich Lösch,
Vetzan