Etwas mehr Zurückhaltung wäre angebracht

Publiziert in 28 / 2006 - Erschienen am 22. November 2006
„Raser tötet zwei 15-Jährige“. „Fahrer war mit 100 km/h unterwegs“. „Fahrer alkoholisiert“. Über mehrere Tage hinweg breiteten die „Dolomiten“ – und nicht nur - den Verkehrsunfall, bei dem am 12. November in Petersberg zwei 15-jährige Mädchen das Leben verloren haben, in dicken Lettern und mehrseitigen Bildberichten aus. Der Unfall ist in seiner Tragik natürlich kaum zu überbieten und es ist richtig, dass die Leser über möglichst viele Details aufgeklärt werden. Den einzigen Sinn, den eine solche Berichterstattung haben kann, sehe ich in der Vorbeugung: Fahrt nicht zu schnell und setzt euch nicht betrunken ans Steuer! Diese Botschaft ließe sich aber auch mit etwas mehr Zurückhaltung vermitteln. Muss tatsächlich auch die letzte Tränedrüse ausgepresst werden? Müssen sich die Medien tatsächlich als Richter aufspielen? Den Zeigefinger erheben kann und soll man zwar, aber auch hier gibt es Grenzen. Da ist einmal jene Grenze, die besagt, dass der Richter über Schuld und Unschuld befindet und nicht ein Medium. Eine weitere, noch bedeutendere Grenze liegt im Respekt der menschlichen Würde. Diesen Respekt gilt es immer zu wahren, wie schwer ein Mensch auch gefehlt haben mag. Es geht mir beileibe nicht darum, die Schwere der Tat des Unfalllenkers irgendwie zu schmälern und ganz gewiss auch nicht darum, das Leid der Familien der zwei jungen Unfallopfer und der gesamten Dorfgemeinschaft nicht voll und ganz zu teilen, aber auch der Unfallfahrer und dessen Familie tragen schweres Leid. Im Sommer 2001 sind bei einem Unfall in Eyrs zwei 15-jährige Buben getötet worden. Sie wollten mit einem Leichtmotorrad die Straße überqueren, als sie von einem Kleinbus erfasst wurden. Die Worte, die der damalige Laaser Bürgermeister Wolfgang Platter gefunden hat, habe ich noch in Erinnerung. Sinngemäß sagte er, dass der Verkehrsunfall die betroffenen Familien in dauerhaftes und unsägliches Leid gestürzt und die ganze Dorfgemeinschaft gelähmt hat. Mit den betroffenen Familien meinte er auch jene des Unfallfahrers. Eines steht nach dem Unfall in Petersberg trotz allem fest: Der junge Mann aus Aldein muss weiterleben.
Josef Laner
Josef Laner

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