Scharf auf Negatives

Publiziert in 19 / 2025 - Erschienen am 21. Oktober 2025

Es ist immer ein Schuss Neid mit dabei, wenn man sieht, wie jemand Geld gewinnt. Zum Beispiel bei einer Millionenshow oder anderen Quizspielen. Auf solche Sendungen setzen die Fernsehanstalten aber nicht deshalb, weil sie etwas Gutes tun wollen, sondern weil damit in der Regel hohe Einschaltquoten erreicht werden und das wiederum direkt oder indirekt mehr Geld bringt, etwa über die Werbung. Im Grunde sind solche Shows Spiele mit Gefühlen. Es gefällt uns, wenn jemand ohne viel Arbeit zu Geld kommt und so mancher wird sich fragen: Könnte ich das nicht auch? Es ist oft der Vergleich mit uns selbst, der uns fesselt. Und das gilt nicht nur für Quizspiele, Kochshows und andere lockere Sendungen, sondern auch für ernste Dinge. Wenn uns die Medien tagein und tagaus mit negativen Schlagzeilen füttern, so hat auch das seine Gründe. Wir wollen wissen, wie es den Menschen in Kriegsgebieten geht, welche Katastrophen sich wieder ereignet haben und was sonst noch Schlimmes auf der Welt passiert ist. Dann können wir sagen: Bei uns sind solche Dinge bisher Gott sei Dank ausgeblieben. Aber auch auf Negatives aus unserem eigenen Land sind wir scharf. Je näher, umso schärfer, denn der Vergleich mit sich selbst wird konkreter. Aber solange man nicht selbst oder eine Person aus dem eigenen Familien- oder Freundeskreis betroffen ist, bleibt auch das Nahe oft ziemlich weit entfernt.

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Josef Laner
Josef Laner

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