Lachen

Publiziert in 3 / 2022 - Erschienen am 15. Februar 2022

Faschingszeit ist Maskenzeit. Weg mit der Normalität und her mit den Larven. Für kurze Zeit nicht mehr das sein, was man immer ist, sondern ein Cowboy, ein Ritter, eine Nonne, eine Prinzessin. Sich von sich selbst befreien tut gut. So gewinnt man etwas Abstand, löst sich ein Stück weit vom Ich und fragt sich vielleicht: wer bist du wirklich? Eine Antwort kann die Cowboy-Maske im Spiegel zwar nicht geben, aber sie ist imstande, dich für kurze Zeit aus dem Gefängnis zu holen, in dem du normalerweise lebst. Wenn du Glück hast, wird es dir sogar gelingen, herzhaft über dich selbst zu lachen: Mein Gott, wie kannst du dich nur tagein, tagaus so ernst nehmen? Du funktionierst das ganze Jahr über wie am Schnürchen, gibst alles, um nichts falsch zu machen, allen zu gefallen, jeder Pflicht nachzukommen und es jedem recht zu machen. Das Leben indessen huscht an dir vorbei. Vor lauter Arbeit, Ernst, Hast und Rennerei hast du ganz vergessen, dass es noch etwas gibt, wozu du auf der Welt bist: leben. Und zum Leben gehört das Lachen. Wenn Menschen nicht mehr lachen können, sind sie keine Menschen mehr. Und wer es verlernt hat, über sich selbst zu lachen, bleibt ein Gefangener seiner selbst. Und das ist nichts zum Lachen. Ein untrügliches Zeichen dafür, ob Menschen glücklich sind oder nicht, sind die Augen. Lachen steckt an. Da hilft - Gott sei Dank - keine Art von Maske und das ist auch gut so.

Josef Laner
Josef Laner

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