Siri

Publiziert in 6 / 2023 - Erschienen am 28. März 2023

Nein, nein, hier ist nicht von der Präsidentin des Weißen Kreuzes, Barbara Siri, die Rede. Und auch nicht vom Sprachassistenten Siri, sondern von einem Gefühl: „Siri“ oder „sirig“. Die Nuancen von zornig sind vielfältig. Sie reichen von aggressiv und wütend bis zu stinksauer und fuchsteufelswild, um nur einige zu nennen. Nicht minder reich ist der dialektale Wortschatz, um den Zorn, den elementaren Zustand starker emotionaler Erregung mit unterschiedlich aggressiver Tendenz, zu beschreiben. Wenn jemand richtig „grantig“ ist, geht man ihm lieber aus dem Weg. Wie sich der Zorn und andere Gefühle im Inneren wirklich anfühlen, wissen nur die Betroffenen. Außenstehende können sich zwar ungefähr ausmalen, was in anderen vor sich geht, aber wirklich hineinsehen kann man in keinen Menschen. Hinzu kommt, dass viele ein fast natürliches Talent zum „Theaterspiel“ haben: wer den Lustigen spielt, kann in Wahrheit traurig sein, wer den Niedergeschlagenen darstellt, kann im Herzen lächeln. Die Bereitschaft, Emotionen anderer Menschen zu verstehen und nachzuempfinden, ist angesichts unserer hochtechnisierten und digitalen Welt gefragter denn je. „Gefühlt“ vielleicht sogar noch wichtiger als Handy, Internet, Web und so weiter. Apropos „gefühlt“: Was helfen mir 20 Grad Wärme auf dem Thermometer, wenn ich nur 10 „fühle“? Das Problem ist nur: Auch wenn ich 5 „fühle“, hat es immer noch 20.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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