Sorella Giorgia
Auf den Bergen hatte es über Nacht etwas geschneit. Das Schönste am Morgen nach dem Wahlsonntag war dieses blitzende Weiß. Und die Sonne, die auf die Wahlwerbetafeln schien. An der Mauer beim Kapuzinernager in Schlanders strahlten noch immer frohe Gesichter von Kandidatinnen und Kandidaten und allerlei Slogans von 18 Blechtafeln auf die Straße. 16 waren leer geblieben. Nun sind alle 34 Schnee von gestern. Nur 62,3 Prozent der Wahlberechtigten in Südtirol hatten den Weg zum Wahllokal gefunden. In etlichen Vinschger Gemeinden, und zwar in Mals, Prad, Schluderns, Stilfs und Taufers im Münstertal, nahm nicht einmal die Hälfte am Urnengang teil. In fast allen übrigen Gemeinden lag die Beteiligung deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Im Vinschgau dürfte die „Wahlmüdigkeit“ auch darauf zurückzuführen sein, dass dem Bezirk der bisherige Kammerabgeordnete Albrecht Plangger „abhanden“ gekommen ist. Ohne direkte Vertretung in Rom schaut der Vinschgau jetzt ziemlich verarmt aus der Wäsche. Aber das ist „nur“ das Problem eines peripheren Bezirks einer peripheren Provinz. Was ich mit Blick auf ganz Italien befürchte, ist das, was jetzt nach dem Rechtsrutsch auf unsere Autonomie, den Staat und die EU zukommen wird. Mit fast 25 Prozent sind die „Fratelli d’Italia“ die stärkste Einzelpartei. Dass sie die neue Regierung bilden will, hatte „Sorella Giorgia Meloni“ schon in der Nacht ankündigt, als der Neuschnee bei uns noch im Dunkeln lag. redaktion@dervinschger.it
