Wer zuerst kommt, ...

Publiziert in 4 / 2024 - Erschienen am 27. Februar 2024

„Un caffè prego, grazie“ tönt es laut hinter meinem Rücken. Ich stehe mit einer Handvoll weiterer Wartenden seit Minuten vor der Kasse und möchte auch einen Kaffee haben. Der Schreihals schafft es tatsächlich, vor uns allen zu seinem Kaffee zu kommen. Die schiefen Blicke lassen ihn unberührt. Anmerken lässt er sich jedenfalls nichts. Um irgendwo als Erster an die Reihe zu kommen, gibt es noch viele weitere Methoden. Die Palette reicht von der Ellbogen-Manier bis hin zu subtileren Taktiken: Entschuldigung, aber ich muss rasch zum Auto zurück, weil die Parkzeit abläuft; ich muss nur schnell etwas abgeben; ich habe es eilig, meine Oma wartet draußen. Beim Warten oder Schlange stehen werden manche Menschen von Instinkten eingeholt, die man ihnen gar nicht zutrauen würde. Beobachten kann man das zum Beispiel auf Flugplätzen, wo die Passagiere vor dem Besteigen der „Aluminium-Vögel“ in Zonen eingeteilt werden: Zone A, Zone B, Zone C. Wehe, wenn es einer wagt, von B auf A zu wechseln oder von C auf B. Ganz zuerst dürfen natürlich Besserzahlende rein. Ihre Sitzplätze sind etwas breiter als jene der normalen „Sardinenschar“. Um der Mengen Herr zu werden, gibt es bei öffentlichen Ämtern und Diensten, in Bahnhöfen und anderen Orten mit großem Menschenzulauf Automaten, die Nummern ausgeben. Das führt bisweilen zu einem doppelten Gerangel: zuerst beim Automaten und dann am Schalter.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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