Wo bleibt die Bremse?

Publiziert in 9 / 2022 - Erschienen am 10. Mai 2022

Auch rund 40 Jahre nachher erinnere ich mich jedes Mal, wenn ich an einer bestimmten Wiese vorbeifahre, an die Apfelbäume, über die wir uns damals - nach reichlich Bier und anderen guten „Säften“ - hergemacht haben. Wir rissen Äste samt Äpfeln von den Bäumen und warfen sie durch die Gegend. Im Nachhinein betrachtet waren wir höchst ungezogen, dumm und frech. Trotzdem war das irgendwie der „schlimmste“ Streich aus der Jugendzeit, an den ich mich noch gut erinnere. Ach ja, einmal haben wir auch die Kühe eines Nachbarn nachts ins Freie gelassen und auf dem Dach eines „Fiat 500“, der einem von unserer „Bande“ gehörte, haben wir auch einmal getanzt. Auch wir haben während der sogenannten dummen Jahre bisweilen über die Stränge gehauen, aber es gab doch irgendeine ungeschriebene, vielleicht anerzogene Grenze: bis hierher und nicht weiter. „Heilige“ waren wir bei Gott nicht, aber eine Bremse war immer da. Keinem von uns wäre es eingefallen, Straßenlampen zu zerstören, Flaschen gegen Häuser zu werfen, Blumen aus Beeten zu reißen, Fenster einzuschlagen, Hinweisschilder zu verbiegen oder Kanaldeckel aus der Fassung zu heben. Auffallend ist, dass sich solche und ähnliche Vorfälle in jüngster Zeit vielerorts häufen. Ein bestimmter Aggressionsstau ist nach zwei Corona-Sperr-Jahren zwar nachvollziehbar, aber eine Entschuldigung für die Zerstörung öffentlichen oder fremden Eigentums ist er sicher nicht.

Josef Laner
Josef Laner

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