Elisabeth Florin am Schauplatz Katharinaberg.

Kriminalfall Katharinaberg - ungelöst

Publiziert in 39 / 2014 - Erschienen am 5. November 2014
Südtirol ein Krimiland und das Schnalstal als Tatort. Nie ganz aufgearbeitete Kapitel Südtiroler Zeitgeschichte als Hintergründe. Katharinaberg - Sie treffen Frau Florin im Hotel am Fels in Katharinaberg, stand in der Email. In tiefster Unwissenheit und in Eile wurden Web-Seiten geöffnet. Aber nicht wissen und nicht kennen soll sogar Vorteile bringen. Unvoreingenommen nennt man den Zustand. Oberflächlich informiert gelang es kurz vor dem Treffen, sogar jenes Werk in der nahen Dorfbibliothek ausfindig zu machen, das als Südtiroler Bestseller bezeichnet wurde. „Commissario Pavarotti trifft keinen Ton“ war Elisabeth Florins Erstlingswerk. Gut, dass darunter „Kriminalroman“ stand. Man macht sich so seine Gedanken - auch ohne weiter gelesen zu haben. Was will die Frau mit dem Namen Pavarotti? Und ist dabei, die Unvoreingenommenheit zu verlieren. Eines hat überrascht. Hat die Frau doch tatsächlich im Interview von italienischer, Südtiroler und österreichischer – nicht deutscher - Kultur in Südtirol geredet. War es Zufall oder weiß Elisabeth Florin tatsächlich Bescheid? Sie weiß. Die freund­liche Dame aus Hessen, dem Bundesland mit wahrscheinlich am meisten Südtirol-Fans, und mit dem vinschgerisch klingenden Künstlernamen Florin kennt Südtirol. Wie gut und wie einfühlsam sie mit der Option von 1939, den Bombenjahren von 1960/61 im ersten und mit der italienischen Psychiatriereform von 1980 im zweiten Krimi umgegangen ist, wäre nachzulesen. Was um ­Gotteswillen treibt sie ins Schnalstal und warum ausgerechnet nach Katharinaberg? Schließlich gibt es im Tal bekanntere Kulturplätze und ein fast mondänes Skigebiet. Elisabeth Florin gewährte einen gerafften Einblick in ihren nächsten, dritten Kriminalroman. Der Commissario schleppt einen ungelösten Fall hinter sich her. Ausgangspunkt war eine Entführung, hier in Katharinaberg, die Folge zwei ungelöste Mordfälle. Zu einer Zeit, als Italiens Energiewirtschaft Südtirol als Goldgrube entdeckte. In den frühen 60er-Jahren griff man erbarmungslos in die Natur ein und entwurzelte Menschen, um einen Stausee nach dem anderen zwischen die Berge zu bauen. Das letzte Mal sei sie vor ungefähr zehn Jahren in Katharina­berg gewesen. Grundlegende Veränderungen habe sie nicht feststellen können und die Kirche auf der Felsnase, der Friedhof und der Blick... Diese Kombination finde sie schon spannend. Jedenfalls spielen im nächsten Roman die Seestauung, überflutete Bauernhöfe und undurchsichtige Grundstückspekulationen eine Rolle. Commissario Pavarotti und seine deutsche Begleiterin Lissie könnten darüber an vielen Orten in Südtirol ermitteln. Wieder entpuppte sich die gelernte Journalistin und PR-Managerin als profunde Südtirol-Kennerin. s
Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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