Der scheidende SVP-Ortsobmann von Schlanders, Armin Pinggera.

Armin Pinggera legt Amt nieder

Publiziert in 2 / 2006 - Erschienen am 25. Januar 2006
Schlanders – Die Kandidatenliste für die Neuwahl des SVP–Ortsauschusses Schlanders, welche für den 28. und 29. Jänner angesagt ist, ist nun offiziell. Es finden sich auf besagter Liste einige neue Namen, die eine spannende Wahl versprechen. Vor allem macht jedoch die Entscheidung des jetzigen Ortsobmanns Armin Pinggera, sich nicht mehr für das Amt des Ortsobmanns zur Verfügung zu stellen, diese Wahl interessant. „Der Vinschger“ führte mit Pinggera, der seit 1979 der Ortsgruppe Schlanders als Obmann vorsteht und von 1996 bis 2001 im Senat tätig war, ein Gespräch, in dem er über seine politische Laufbahn und die Beweggründe zum Verzicht auf eine Wiederwahl als Ortsobmann spricht. „Der Vinschger“: Herr Pinggera, Sie sind seit knapp 27 Jahren Ortsobmann und waren fünf Jahre Senator in Rom. Welche Eigenschaften muss man als Ortsobmann in der SVP mit sich bringen? Armin Pinggera: Als Ortsobmann der SVP Ortsgruppe Schlanders habe ich versucht, in diesem politischem Organ, welches verschiedene Interessensgruppen beherbergt, ein Element des Ausgleichs zwischen den Interessensgruppen zu sein. Dies entspricht dem Charakter der Südtiroler Volkspartei; einer Sammelpartei, die den Anspruch erhebt, die Bevölkerung Südtirols in ihrer Gesamtheit zu vertreten und daher davon lebt, die verschiedenen Interessen so gut als nur möglich zu vertreten. Natürlich können auch Entscheidungen getroffen werden, die nicht von allen getragen werden, denn auch innerhalb der Partei muss der Wille der Mehrheit respektiert werden. Parallel dazu muss speziell in dieser Sammelpartei der Meinung der Minderheit Gehör und Achtung geschenkt werden. Daher ist die wichtigste Eigenschaft eines Ortsobmanns die Fähigkeit, in Konfliktsituationen die verschiedenen Interessen richtig auszuloten, um das politische Gremium Ortsauschuss im Gleichgewicht zu halten. „Der Vinschger“: Werden Sie sich nun ausschließlich Ihrem Anwaltsberuf widmen oder wollen Sie weiterhin politisch tätig bleiben? Armin Pinggera: Keineswegs werde ich mich vollständig von der Politik abkehren, denn ich bin auch in nächster Zukunft noch Mitglied des Landesparteiausschusses. Als Ortsobmann werde ich mich zurückziehen, um dieses Amt frei zu geben. Es war mir eine Ehre, der SVP in Schlanders als Ortsobmann vorstehen zu dürfen. Nun, so finde ich, ist es an der Zeit, einem anderen diese Möglichkeit zu geben. „Der Vinschger“: In wie weit beeinflusste die Nominierung von Manfred Pinzger als SVP-Senatskandidat Ihre Entscheidung? Armin Pinggera: Mein politischer Konkurrent konnte die Nominierung als Senatskandidat für sich entscheiden. Dabei spielte das Verhalten anderer Ortsobmänner aus dem Gemeindegebiet eine nicht unbedeutende Rolle. Jenes Verhalten ist mit ein Beweggrund. „Der Vinschger“: Teilen Sie die Freude der Schlanderser, erneut einen Mitbürger in den Senat nach Rom schicken zu können? Armin Pinggera: Ich bin Realist, meine Freude hält sich in Grenzen. Schlanders ist nicht der Nabel der Welt. Ich bin aber Demokrat genug, um Wahlergebnisse zu respektieren, auch wenn ich selbst zur Verfügung stand. Aber dass unter den drei Senatoren - wenn es überhaupt drei sein werden - kein Jurist ist, ist ein echtes Problem, für die SVP und für unser Land. Wir sind eine völkische Minderheit und haben auf der Hut zu sein. In einer Gesetzgebungskammer wie dem Senat ist zumindest ein Jurist notwendig. Außerdem verzichtet der Vinschgau leichtfertig auf die Chance eines zweiten Landtagsabgeordneten, zumal Pinzger als erster nachgerückt wäre. Die Entscheidung ist aber bereits gefallen. „Der Vinschger“: Kommen wir auf Ihre persönliche Laufbahn zurück. Wer war für Sie die Persönlichkeit schlechthin, die Sie als Politiker am meisten schätzen? Armin Pinggera: Die Persönlichkeit, die ich am meisten schätze, ist mit Sicherheit Dr. Silvius Magnago, welcher mich seit meinem 13. Lebensjahr, also seit der Kundgebung auf Schloss Sigmundskron, am stärksten fasziniert hat. Zudem durfte ich auch in Rom zahlreiche Persönlichkeiten kennen lernen, die ich heute noch auch wegen der guten Zusammenarbeit schätze. „Der Vinschger“: Welches sind für Sie persönlich die größten Erfolge, die Sie als Senator in Rom gehabt haben? Armin Pinggera: Ich konnte mit starkem Einsatz erreichen, dass dem Bezirk Vinschgau das Gericht erhalten bleibt. Es konnte nur mit Überzeugungsarbeit und durch gute Kontakte erreicht werden, die Auflösung des Schlanderser Gerichts abzuwenden. Weiters war ich maßgeblich an der Neuregelung der Wasserenergie beteiligt. Durch die Abänderung des sogenannten Bersani–Dekrets wurde die Konzession am Reschenstausee nicht verlängert, da ich der Regierung die besondere Situation in Graun überzeugend darlegen konnte. Ein zusätzlicher Erfolg war sicherlich auch die Stärkung der Schulautonomie in Südtirol, welche zwar im Autonomiestatut festgeschrieben war, jedoch einer entsprechenden Umsetzung bedurfte. Meine Arbeit war es, die Gesetzesvorschläge zu prüfen bzw. umzuarbeiten. „Der Vinschger“: Wie sehr kam Ihnen dabei die Erfahrung als Rechtsanwalt entgegen? Armin Pinggera: Natürlich ist es ein großer Vorteil, wenn man die komplexe Materie der Gesetzgebung kennt. Glücklicherweise habe ich mein Studium der Rechtswissenschaften in Florenz absolvieren können. So war ich für die anspruchsvolle Arbeit der Gesetzgebung in den Kommissionen und im Plenum durchaus gewappnet. „Der Vinschger“: Wie kann man sich die Arbeit als Politiker auf internationaler bzw. europäischer Ebene vorstellen? Armin Pinggera: Man erlebt große Momente sowie Momente eisiger Kälte. Als großen Moment habe ich die Nominierung des Generalsekretärs des Europarates in Erinnerung, welcher ich als delegiertes Mitglied mit Sitz und Stimme beiwohnen durfte. Es wurde damals der ÖVP–Politiker Dr. Schwimmer mit eben nur einer Stimme Unterschied zu einem englischen Labor–Partei Kandidaten nominiert. Gefreut hat mich, dass ich die entscheidende Stimme beisteuern konnte. Einen kritischen Moment der Weltpolitik habe ich bei einer NATO-Sitzung in Polen erlebt. Es ging um die Osterweiterung der NATO. Diese wurde von den russischen Beobachtern mit unverhohlenen Drohungen abgelehnt und bekämpft. Die Spannung, die in der Luft war, hat uns alle berührt. Interview: Werner Wallnöfer Die 18 Kandidaten für die Neuwahl des SVP- Ortsausschusses: Emil Cofini, Pensionist; Erwin Dilitz, Rechtsanwalt; Patrik Gamper, Landwirt; Rosmarie Götsch, Lehrerin; Kuni Holzner von Marsoner, Lehrerin; Manfred Horrer, Beamter; Renate Laimer, Gastwirtin; Kurt Leggeri, Metzgermeister; Brigitte Müller, Geschäftsfrau; Dieter Pinggera, Lehrer; Erika Platzgummer, Landwirtin; Michael Stecher, Beamter; Paul Tappeiner, Landwirt; Siegmar Karl Tschenett, Makler; Josef Unterlechner, Landwirt; Erich Vill, Landwirt; Georg Wielander, Landwirt; Markus Wieser, Gastwirt.
Werner Wallnöfer

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