Gen Westen. Die urige Berglalm mit der Schwemserspitze und der Weißkugel (rechts) im Hintergrund.

„Das Schloss“ am Taschljöchl

Publiziert in 29 / 2010 - Erschienen am 25. August 2010
Ganze 100 Jahre ist es her, dass die Sektion Heilbronn am Taschl­jöchl, am Übergang von Schlandraun- ins Schnalstal, eine überaus moderne Schutzhütte errichten ließ. Mit ihrem steilen Dach, der getäfelten Zirbenstube, den Erkern, den sieben Zimmern und 16 Betten und dem fließenden Wasser zählte es zu den schönsten Schutzhäusern seiner Zeit in den Alpen. Der Hüttenforscher Gerhard Knöller spricht von einem schlossartigen Gebäude. Nur 22 Jahre lang diente sie als Bezugspunkt für Wanderer. 1919, nach dem Ersten Weltkrieg, kam es zu einem ungewollten Besitzerwechsel: Der italienische Alpenclub CAI übernahm die Hütte und taufte sie in „Rifugio Verona“ oder „sinnigerweise“ „Rifugio Colle Tasca“ um. Am 24. November 1932 brannte sie nieder. „Meine Mutter noch heute das Bild der brennenden Hütte im Kopf“, erzählt der Schnalser Bürgermeister Karl Josef Rainer. Die Erinnerung lebt weiter und nicht selten kommt im Schnalstal der Wunsch auf, die Hütte neu aufzubauen. Noch über Jahre sollen in Schnalser Haushalten Teller und Besteckteile mit der Aufschrift „Heilbronner Hütte“ gesichtet worden sein. „Gottseidank“, sagt der Hüttenforscher Gerhard Knöller vom DAV Heilbronn, „so blieben uns zahlreiche Erinnerungstücke von der schönsten Hütte im Ostalpenraum erhalten“. Zum runden Jubiläum nun hat sich der DAV Heilbronn, Bezirksgruppe Eppingen, mit dem AVS Schlanders und Schnals zusammengetan und gemeinsam wurde am 9. August ein aus Edelstahlrohren bestehendes Gedenkkreuz am Jöchl errichtet und mit Segen von oben eingeweiht. In mühevoller Fußarbeit wurden die bis zu 180 Teile des Kreuzes sowie 200 kg Zementmischung hinaufgeschleppt. So wie einst, als das Taschljöchl ein wichtiger Verbindungspunkt zwischen Schlanders und Schnals war. Nicht nur für Schmuggler und Wanderer, sondern auch für die Toten, die nach einem langen Winter im Frühjahr nach Göflan zur Beerdigung gebracht wurden. Wegverlauf: Von den Köflhöfen links ab über eine Wiese sogleich in den Wald und stetig ansteigend hinauf zum Lagaunbach und ins Lagauntal (Weg Nr. 5, 240 Hm, 50 Min.). Nun sich linkshaltend in den mit alten Zirbenbäumen gespickten Wald und über weitläufiges Wurzelwerk, mal auf, mal ab zur idyllischen Berglalm (100 Hm, 30 Min.). Der Abstieg - weil kürzer - erfolgt steil hinab nach Gerstgras (40 Min.). Kurz vor dem Hotel kann der Gehtüchtige auf dem Weg 13a zurück zum Parkplatz wandern (170 Hm, 50 Min.) oder direkte vom Hotel mit dem Bus zurückfahren. Variante: Das Ziel ist das knapp 2.800 m hohe Taschljöchl. Von Gerstgras geht es steil hinauf zu sich in eine Mulde schmiegende Berglalm (425 Hm, 1.20 Std.). Nun wechselt der Weg seine Richtung und führt rechts über eine Kuppe bevor er über Stein­blöcke und zuletzt Schutt leicht nach rechts zum Taschljöchl hinauf führt. Das neu errichtete Gedenkkreuz findet sich rechts hinter einem Hügel (550 Hm, 1.40 Std.). Abstieg wie Aufstieg. (1.50 Std.). Ausgangspunkt: Wenige Parkplätze bei den Köflhöfen (1.830 m) Variante: Parkplatz beim Hotel Gerstgras. Anfahrt: Die Kofelhöfe sind eine Höfegruppe auf der rechten Straßenseite, kurz vor Kurzras. Variante: Nach dem Stausee auf der linken Straßenseite befindet sich das Hotel Gerstgras. Höhenunterschied: 480 Hm, Variante: 1.030 Hm Gesamtgehzeit: 2.40 Std. Variante: 4.50 Std. Charakteristik: Längere Wanderung in schattigen Wäldern im hinteren Schnalstal mit steilem Abstieg. Für Kinder geeignet, da die Wanderung nicht steil ist und auf der Alm genügend Möglichkeiten zum Spielen, Toben und Plantschen . Variante: Der Aufstieg zum alten Übergang Taschljöchl ist anfänglich steil, wird aber seit kurzem mit einem „Gipfelkreuz“ markiert und einem Blick hinab ins Schlandraun- und Schnalstal belohnt. Einkehrmöglichkeiten: Berglalm, Hotel Restaurant Gerstgras, Hotel Oberraindlhofl, Marchegghof, Finailhof, Betriebe in Kurzras Kartenmaterial: Tabacco Blatt 04, Schnalstal/Naturns, 1:25.000, www.trekking.suedtirol.info Weitere Infos: www.bergl-alm.com, www.berglouter.com
Andrea Kuntner
Andrea Kuntner

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.