Vom Vinschgau in die Welt
Trail-Läufer Daniel Jung hat noch lange nicht genug.
NATURNS - Zeit mit Familie und Freunden verbringen, einige Skitouren, einfach mal abschalten: Daniel Jung macht dieser Tage das, was ihm guttut. Dem Körper Erholung schenken. Gemütliche Touren sind für den mittlerweile 40-jährigen Extremsportler nämlich Erholung. Einige Trainingseinheiten in der heimischen Bergwelt dürfen aber natürlich auch im Winter nicht fehlen. Denn, wenn ab Frühjahr die Trail-Saison wieder los geht, dann heißt es abermals: Laufen, laufen, laufen. Mal 10 Stunden, mal bis zu 30 Stunden. Durch Gebirge, durch Bäche, auf der ganzen Welt. Dann wird Jung nämlich erneut an internationalen Ultra-Trail-Rennen teilnehmen. „Ich bin sehr motiviert. Auch in dieser Saison stehen unter anderem Rennen in der UTMB World Series an, Wettkämpfe in Spanien, Wales, Thailand und China sind unter anderem geplant. „Es wird spannend“, blickt Daniel Jung im Gespräch mit dem
der Vinschger voraus. Zu seinem 10-jährigen Jubiläum als Trail-Läufer steht Ende August die Umrundung vom Mont Blanc in Frankreich auf dem Programm. 170 Kilometer und 10.000 Höhenmeter gilt es dabei zu bewältigen. „Das wird der Saisonhöhepunkt“, freut sich der Naturnser.
Eine gute Saison
Auch die vergangene Saison war freilich reich an Höhepunkten. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Jahr 2023. Es waren alles tolle Rennen, die ich vorher noch nie absolviert hatte. Es waren einmalige Erlebnisse dabei und ich konnte auch starke Ergebnisse einfahren“, so Jung. Die Saison begann für ihn schon ziemlich früh, „mit einem coolen Erlebnis in Costa Rica. Ein 6-Tages-Rennen. Ich hatte jeden Tag zu kämpfen, es ging durch Flüsse hindurch. Es war aber nicht unbedingt meine Strecke. Dennoch schaffte ich es auf den 3. Platz“, erzählt Jung. 240 Kilometer und mehr als 10.000 Höhenmeter bewältigte er dabei in rund 27 Stunden. An der Costa Brava an der spanischen Mittelmeerküste holte er im April in einem 3-Tages-Rennen den Sieg, genauso wie im Mai in Italien beim Linas Ultra-Sky-Marathon. 118 Kilometer und 4.560 Höhenmeter lief er dabei in 10:52 Stunden. Ebenfalls in guter Erinnerung blieb ihm das Villacidro Skyrace im Mai auf Sizilien. „Ich war mit der Familie dort. Es war eine schöne Zeit. Wie Urlaub“, lacht Jung. Nebenbei holte er sich den Sieg im prestigeträchtigen SkyMarathon über 57 Kilometer und 5.200 Höhenmeter.
In Unterzucker gerutscht
Aber: Wo Licht, da auch Schatten. Wenngleich Jung nicht von Schatten sprechen mag: „Es gab einfach Rennen, wo es weniger gut lief. Diese waren in den letzten Jahren die Ausnahme. Im Juni, in Lavaredo bei Cortina war aber so eins. Da musste ich aufgeben, obwohl ich vorne mit dabei war. Es ging mir gar nicht gut. Ich hatte zu wenig zu Essen mit dabei, rutschte in Unterzucker“.
Eine Entschädigung für die Strapazen sind aber nach wie vor die Erlebnisse, die Erfolge. Den größten der vergangenen Saison feierte Jung gerade mal ein Monat nach seinem schwierigen Lavaredo-Ultra-Trail. Am 22. Juli feierte der Naturnser den Sieg beim Gletscher Trail im Ötztal. Für die 62 Kilometer und 3.730 Höhenmeter benötigte er 6:33 Stunden. Anfang August holte der Vinschger auch beim Valgrosina-Trail in der Provinz Sondrio den Sieg. „Gemeinsam mit dem Grödner Georg Piazza. Es war schön, zusammen zeitgleich ins Ziel zu laufen“.
Podest in Hongkong
Im September entschied Jung das Tor-130-Rennen im Aostatal für sich. 130 Kilometer und 12.000 Höhenmeter in 21:11 Stunden bedeuteten einen neuen Streckenrekord bei diesem Rennen. Das letzte Rennen des vergangenen Jahres war mit dem Translantau, einem UTMB-World-Series-Wettkampf in Hongkong, nochmals ein absoluter Höhepunkt. In 12:25 Stunden bewältigte Jung die 100 Kilometer und 5.100 Höhenmeter. Damit musste er sich nur dem souveränen chinesischen Sieger Guangfu Meng geschlagen geben. „Ich bin einfach glücklich, dass ich mit 40 Jahren immer noch so fit bin. Der Sport ist und bleibt meine Leidenschaft, ich hoffe, noch einige Jahre auf höchstem Niveau mitlaufen zu können“, so Daniel Jung. Der in Latsch aufgewachsene und seit vielen Jahren in Naturns wohnhafte Vollblutsportler begann im Frühjahr 2014 mit den Trail-Läufen. Davor war er erfolgreich als Mountainbiker unterwegs. Es sollte eine neue Herausforderung werden. Schlussendlich wurde daraus eine Lebenseinstellung. „Ich möchte die vielen Erlebnisse auf den Trails dieser Welt nicht missen“, weiß Jung.