2012 Frost zu Ostern – 2013 Schnee im Oktober
Publiziert in 40 / 2013 - Erschienen am 13. November 2013
Zum Wintereinbruch vom 11. auf den 12. Oktober und zur Frage, ob er auf die Apfelproduktion ähnliche Auswirkungen hatte wie die berüchtigte Frostnacht zu Ostern 2012, meinte der Direktor der VI.P
Josef Wielander: Die Naturereignisse der letzten beiden Jahre kann man nicht miteinander vergleichen. In der Frostnacht des letzten Jahres mit bis zu minus 8 Grad während der Blüte wurden durchschnittlich 20 Prozent unsere Ernte vernichtet. In einer einzigen Nacht. Einige Gemeinden, besonders im unteren Vinschgau, beklagten bis zu 50 Prozent Ausfall. Je nach Blütestadium belief sich der Schaden in mancher Gemeinde auch nur um die 5 bis 10 Prozent. Der heurige Schneefall mit starkem Wind hat im Wesentlichen die höheren Lagen, also jene über 900 Meter betroffen. Der Totalausfall erstreckt sich auf rund 25 Hektar und etwa 60 Landwirte sind betroffen. Jene, die es so unmittelbar vor der Ernte getroffen hat, wurden regelrecht in einen Schockzustand versetzt. Nicht einmal wegen des wirtschaftlichen Schadens, aber die Arbeit eines Jahres am Boden liegen zu sehen, war einfach zu viel.
Gemüse gut –
Kirschen klein, aber fein
Anfang November wurde von der Exportorganisation Südtirol (EOS) Reinhard Ladurner, Geschäftsfeldleiter Gemüse, zitiert: „Die Qualität ist gut und bei der Erntemenge erleben wir dieses Jahr mit zirka 2.300 Tonnen eine leichte Steigerung im Vergleich zum Vorjahr.“ Ladurner, Geschäftsführer der Genossenschaft ALPE Laas, hat auf Anfrage die positive Aussage bestätigt und ergänzt: „Die Gemüseernte 2013 ist tatsächlich wieder gut ausgefallen, wobei Blumenkohl über 95% der Gemüseproduktion ausmacht. Die Produktionsmengen haben sich stabilisiert, dadurch konnten Lieferengpässe vermieden werden. Die Kontinuität in der Belieferung verhindert, dass der Kunde auf andere Anbieter ausweichen muss.“ Durchwegs zufrieden zeigte sich Ladurner auch im Bereich Kirschen: „Die Kirschensaison 2013 ist positiv verlaufen, obwohl die Saison ca. 2 Wochen verschoben gestartet ist. Die Gesamtproduktion Vinschgau konnte weiter gesteigert werden, wobei die Durchschnittsgrößen teilweise unterdurchschnittlich waren. Der Kirschenanbau im Vinschgau hat großes Potential. Aufgrund der Höhenlagen und der entsprechenden klimatischen Bedingungen fällt die Ernte auf einen sehr interessanten Zeitraum, in welchem die europäischen Hauptanbaugebiete aus Italien und Deutschland nicht mehr am Markt vertreten sind. Das Erfolgsrezept liegt aber nach wie vor in der Produktion von Qualitätsware.“
Ein schwieriges Jahr im Beerental
Das nasskalte Wetter im Frühjahr und der frühe Wintereinbruch im Oktober setzten die Erdbeer- und Kräuterbauern im Martelltal unter Druck. In den Monaten April, Mai und Juni hatten die Erdbeerpflanzen Schwierigkeiten mit Wachsen und Blühen. Dies führte zu einer Ernteverzögerung. Die Vermarktung von Mitte bis Ende Juli führte zu bescheidenen Preisen wegen des zeitgleichen Überangebots aus anderen Anbaugebieten. „Durch eine Verlängerung der Erntesaison bis Allerheiligen erwarteten wir uns einen gewissen Ausgleich“, sagte Peter Gamper, Geschäftsführer der Marteller Erzeugergenossenschaft M.E.G. „Am 12. Oktober setzten 30 Zentimeter Neuschnee diesen Erwartungen ein unerwartetes Ende. Auf gut 2 Hektar entstanden in einer Nacht allein an den Strukturen Schäden im Ausmaß von 20.000 Euro. Der Ernteausfall betrug ungefähr 3.000 Kilogramm Erdbeeren, an die 8.000 Kilogramm Himbeeren und etwa 100 Kilogramm Tee-, Gewürz- und vor allem Blütenkräuter. Bei den Kräutern bedeutet dies eine herbe Einbuße.“
Alles im normalen Bereich
Für Geschäftsfeldleiter Gerhard Eberhöfer ist eine normale Marillenernte – auch eine mit Verspätung - bereits ein Erfolg. „Die Marille ist und bleibt ein Vinschger Spezialität. Allerdings genügen zwei bis drei Regentage zu einer bestimmten Zeit und schon ist es geschehen. Nach dem tiefen Loch im Frostfrühjahr 2012 und durch den Hagel im Juli kam es zu einem Zweidrittel-Ausfall. Die 360 Tonnen heuer lassen aufatmen und von einer Normalernte sprechen“, fasste Eberhöfer zusammen. Mengenmäßig wieder auf normalem Niveau sei auch der Bereich Bioäpfel, stellte er fest. 2.500 Waggon wurden von 136 Biobauern 2013 angeliefert, um 50 Prozent mehr als 2012, laut Gerhard Eberhöfer, der als Verkaufsleiter auch den Bereich Bio betreut. Ein geringer Zuwachs sei einer 2- bis 4-prozentigen Flächenerweiterung zuzuschreiben. „Es hat für die Ernte 2012 zufriedenstellende bis gute Kilogramm-Preise gegeben, aber der Bauer lebt vom Hektar-Ertrag und der betrug vor allem im Unteren Vinschger nicht einmal mehr die Hälfte. s
Günther Schöpf