80 Jahre Gewerbeschule Val Müstair

Publiziert in 31 / 2009 - Erschienen am 9. September 2009

Val Müstair – Im Jahre 1929 wurde in Sta. Maria in Val Müstair eine Gewerbeschule, die Scoula industriala, gegründet. Ziel dieser Schule war es, den einheimischen Jugendlichen die Möglichkeit zu bieten, eine Berufslehre zu absolvieren, ohne das Tal verlassen zu müssen. Am Samstag, 29. August, wurde dieser Anlass gebührend gefeiert, zusammen mit dem 80. Geburtstag des langjährigen Rektors der Schule, Reto Manatschal. Damals war es der evangelische Pfarrer Rudolf Filli, der die Initiative zur Gründung einer Gewerbeschule ergriff. Er sah die großen Schwierigkeiten, die zu überwinden waren, um auswärts, jenseits des Ofenpasses, im Engadin oder sogar in Chur, eine Berufslehre zu absolvieren. Es waren damals 12 Jugendliche, die abends, wenn die Zimmer der Volksschule leer standen, die Schulbank drückten. Die Schule wurde, wie heute noch, vom Gemeinnützigen Verein Val Müstair, dem Ütil public, getragen. Schätzungsweise über 400 Jugendliche aus dem ganzen Tal, aber auch einzelne aus Südtirol und dem Engadin, haben inzwischen an der Scoula industriala in Sta. Maria ihre beruflichen Kenntnisse erworben und zum Teil auch größere Unternehmen gegründet, die das Einkommen vieler Familien sichern. So hat zum Beispiel der ehemalige Bürgermeister von Glurns, Luis Riedl, die Gewerbeschule in Sta. ­Maria besucht und dabei sogar ein bisschen Romanisch gelernt. Folgende Berufsleute wurden an der Gewerbeschule Val Müstair erfolgreich in den berufsbildenden Fächern ausgebildet: Bäcker und Konditoren, Elektromonteure, Handweber/innen, Kaminfeger, Maler, Maurer, Metallbauschlosser, Plattenleger, Schreiner und Zimmermänner. Zur Erlernung kaufmännischer Berufe müssen die Jugendlichen die Berufsschule in Samedan besuchen. Mit dieser Schule arbeitet auch die Scoula industriala sehr eng zusammen. Seit 1991 werden von der Scoula industriala Val Müstair mit Erfolg auch die Deutschschweizer Blockkurse der Handweber/innen übernommen. Dies ist möglich dank der großen Unterstützung der Tessanda/Manufactura Val Müstair, der Webstube in Sta. Maria. Seit 1955 Rektor der Gewerbeschule Val Müstair In demselben Jahr, als in Sta. Maria die Scoula industriala gegründet wurde, wurde hier auch Reto Manatschal geboren, der später den Lehrerberuf erlernte und im Jahre 1955, im Nebenamt, die Funktion des Rektors der Gewerbeschule übernahm. Diese Aufgabe hat er bis im Frühjahr dieses ­Jahres wahrgenommen. Am 27. August 2009 konnte er seinen 80. Geburtstag feiern, ein Anlass, der anlässlich der Jubi­läumsfeierlichkeiten der Schule gebührend gewürdigt wurde. „Ohne den Einsatz von Reto Manatschal würde es im Val Müstair keine Gewerbeschule mehr geben“, stellte der Schulratspräsident, Silvio Gruber, anlässlich der Feierlichkeiten fest. Wenn man bedenkt, dass in den letzten Jahrzehnten im Kanton Graubünden namhafte Gewerbeschulen, wie zum Beispiel diejenigen von Scuol, Klosters und Landquart, geschlossen wurden, stimmt diese Aussage durchwegs. Reto ­Manatschal war nicht nur ein ausgezeichneter Lehrer, der von seinen Mitarbeitern auch gute Qualität forderte, sondern ein Rektor, der sich nicht nur auf die Finanzen stützte, die vom Kanton kamen, sondern auch eigene Anstrengungen an­stellte, um den Weiterbestand der Schule zu garantieren. Dies wurde vom kantonalen Amt für Berufsbildung sehr wohl erkannt, wie dessen Leiterin, Rita Wiesendanger, bei der Feier feststellte. Entscheidend waren aber auch die Erfolge der ­Schule. Der weltbeste „Plättlileger“ hat an der Scoula industriala Val Müstair einen Teil seiner beruflichen Kenntnisse erworben.