Positionspapier für Martha Stocker
Bei der Kundgebung am 27. November in Bozen waren auch viele Vinschger mit dabei; Fotos: Natalie Thaler

„Alle Abteilungen und Dienste erhalten“

Publiziert in 43 / 2014 - Erschienen am 3. Dezember 2014
Gegen Aushöhlung des Krankenhauses in Form einer Tagesklinik Schlanders - „Wir haben in den vergangenen Wochen in der ganzen Diskussion rund um die Gesundheitsreform weniger die mediale und emotionale Schiene gefahren, sondern uns mehr auf Verhandlungen und direkte Gespräche mit Landesrätin Martha Stocker konzentriert“. Dies schickte Bezirkspräsident Andreas Tappeiner voraus, als er am Freitag dem Rat der Bezirksgemeinschaft Vinschgau ein politisches Positionspapier zur Genehmigung vorlegte. Bestimmte Ängste wie etwa jene einer Schließung des Krankenhauses seien nicht begründet. Tappeiner mahnte in diesem Sinn auch Ruhe und Besonnenheit an. Der von Dieter Pinggera, Bürgermeister von Schlanders und Vizepräsident der Bezirksgemeinschaft, verfassten Resolution stimmten alle anwesenden Bezirksräte zu. Große Sorge Besorgnis erregend seien sowohl die „zementierte Haltung der Sanitätsführung als auch die anhaltende Negativberichterstattung, die offensichtlich auf eine drastische Reduzierung des aktuellen Gesundheitsdienstes im Vinschgau abzielen.“ Der Bezirksrat verweist mit Nachdruck auf die wichtigen Faktoren, die für eine Stärkung der Gesundheitsversorgung im Vinschgau sprechen. „Dazu zählen die bürger- und wohnortnahen Dienstleistungen, die strategisch wirtschaftliche Bedeutung des Krankenhauses Schlanders als zweitgrößter Arbeitgeber im Bezirk, die damit zusammenhängende Wirtschaftskraft und nicht zuletzt die besondere geografische Lage und Ausdehnung des Bezirkes mit seinen sehr langen und oft beschwerlichen Wegen.“ Die vorgeschlagenen Einsparungen seien daher auf ihre wahre Aussagekraft hin zu überprüfen und zu hinterfragen. Der Schaden, der durch diese Maßnahmen entstehen würde, wäre gravierend und irreparabel. Chirurgie als Dreh- und Angelpunkt Der Bezirksrat fordert daher die „Beibehaltung und Absicherung des Krankenhauses Schlanders mit all seinen heutigen Abteilungen und Diensten.“ Die Chirurgie sei der medizinische und wirtschaftliche Dreh- und Angelpunkt eines jeden Krankenhauses. „Von ihr hängt die Zukunft des gesamten Krankenhauses ab. Würde die Chirurgie auf eine reine Tagesklinik reduziert, so wäre das Grundversorgungskrankenhaus bald am Ende. Es fänden sich keine jungen Ärzte mehr, welche bereit wären nach Schlanders zu kommen,“ heißt es im Positionspapier. Alle Anstrengungen der vergangenen Jahre bezüglich Allgemein­chirurgie, Orthopädie, HNO und dergleichen wären mit einem Federstrich umsonst. Ebenso alle weiteren Bemühungen zu Einsparungen. „Viele Sparmaßnahmen, die nun für Bozen vorgeschlagen werden, wurden in Schlanders und Meran längst umgesetzt!“ Reformbedarf ist da, aber... Es bestehe sicher ein Reformbedarf, „doch wenn das Krankenhaus Schlanders nur 2% des Gesamtbudgets kostet, aber die Grundversorgung für 20% der Südtiroler Landesfläche abdeckt und 7,6% der Südtiroler Bevölkerung mit unverzichtbaren Diensten versorgt, dann kann am Krankenhaus Schlanders nicht noch mehr eingespart werden!“ Die beiden Krankenhäuser des Gesundheitsbezirkes Meran würden sehr gute Werte im Vergleich der Südtiroler Standardkosten aufweisen. Erfreulicherweise gebe es auch eine breite Rückendeckung seitens des Krankenhauses Meran für den Erhalt der Chirurgie in Schlanders. Der Sanitätsbezirk Meran habe mit den politischen Vertretern der Bezirksgemeinschaften Vinschgau und Burggrafenamt eine „Serie von konstruktiven Vorschlägen unterbreitet, die bedeutende Einsparungen für den Gesundheitsbezirk Meran ermöglichen, ohne einschneidende Kürzungen für die derzeit angebotenen Dienste für die Bevölkerung.“ Politischen Spielraum ausschöpfen Die Landesrätin müsse den gesamten politischen Spielraum ausschöpfen, „um einen rechtlichen Rahmen für die Ausnahmeregelungen beim Personalaufwand in den Geburtenabteilungen und für die Möglichkeit eines Bereitschaftsdienstes im Hause zu schaffen. Dadurch können die Kosten in einem vertretbaren Rahmen gehalten und auch unrealistische Personalausstattungen vermieden werden.“ Der Bezirksrat fordert, „dass die Landesrätin die Grundbedürfnisse, Sorgen und Ängste der Bevölkerung des Vinschgaus endlich wahr nimmt und diesen konstruktiven Weg mit uns einschlägt.“ Grundsätzlich spricht sich der Bezirksrat für den Erhalt aller sieben Krankenhäuser in Südtirol aus, „ganz besonders aber für eine Stärkung des Gesundheitsbezirkes Meran mit den beiden Akut-Krankenhäusern Meran und Schlanders.“ Eine Aushöhlung des Krankenhauses Schlanders in Form einer Tagesklinik wird in aller Entschiedenheit abgelehnt. Der 24-Stunden-Dienst sei zu erhalten. „Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Krankenhäusern von Schlanders und Meran kann und muss verbessert werden.“ Es müsse einen Arbeits- und Wissensaustausch in beide Richtungen und nicht nur im Einbahnverkehr geben. Durch eine systematische Rotation der Ärzte könnten auch Personalengpässe gelindert oder überwunden werden. Nein zu Zentralismus „Zentralismus versus Subsidiarität auf Kosten des ländlichen Raumes und der dort lebenden Menschen ist leider die deutlich erkennbare Handschrift der aktuellen Reformpläne“, heißt es im Positionspapier weiter. Es werden „volkswirtschaftliche und gesundheitspolitische Nachteile für die bereits jetzt schon ärmsten, strukturschwächsten und abwanderungsgefährdetsten Bezirke“ befürchtet. Sepp
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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