Alles Öko
Der Latscher Elias Pegger sagt mit seinem Start-up der Umweltverschmutzung den Kampf an.
LATSCH - „Wenn man bedenkt, dass allein in Deutschland 7.680.000 Einweg-Kaffeebecher tagtäglich in den Müll geworfen werden und jeden Tag 33.800 Plastikflaschen pro Minute im Mittelmeer landen, dann muss einem klar werden, dass es so nicht weitergehen kann“, sagt Elias Pegger im Gespräch mit dem der Vinschger. Pegger weiß, wovon er spricht. Mit seinem Start-up-Unternehmen ecoisall stellt er einen Gegenentwurf zur Umweltverschmutzung dar. Nachhaltig und umweltfreundlich sind Schlagworte, die für den jungen Latscher nicht nur bloße Floskeln bleiben sollen. „Es ist ein Thema, das die Menschen beschäftigt. Es herrscht akuter Handlungsbedarf“, ist Pegger überzeugt. Mit Öko-Produkten, von Mehrweg-Flaschen über ökologische Trinkhalme aus Gras bis hin zu Kartonschalen und biologisch abbaubarem Besteck aus Mais-, Kartoffelstärke oder Papier, will er wirtschaftlichen Erfolg mit Umweltschutz und Nachhaltigkeit verbinden. Sein System hierbei sei südtirolweit so gut wie einzigartig. „Die Kombination aus ökologischen Produkten gibt es in dieser Form sonst so nirgends“, sagt der 27-Jährige, der mit seinem Start-Up vorerst noch im B2B-Sektor tätig ist, sprich Geschäftsbeziehungen zu weiteren Unternehmen pflegt. Seine Produkte werden in erster Linie aus Nachbarländern angekauft, wobei der Jungunternehmer auch hierbei auf kurze Transportwege und Nachhaltigkeit setzt.
Start-up mit Zucchini
Aber der Reihe nach: Elias Pegger, der die landwirtschaftliche Schule in der Laimburg besucht hat, Teilzeit in der Qualitätskontrolle bei der Rizzi-Group in Latsch sowie daheim auf dem landwirtschaftlichen Hof arbeitet, begann 2014 mit dem Anpflanzen von Blumenkohl. Vor rund vier Jahren gründete er sein erstes Start-up mit selbst gezüchteten runden Zucchini verschiedener Farben, die er auch selbst vermarktet hat. Heute macht der Latscher keinen Hehl daraus: es hat nicht funktioniert, das Projekt ist gescheitert. Gleichzeitig betont der Jungunternehmer: „Es wird zwar immer viel geredet von regionalen Lebensmitteln, aber kaum ist etwas ein wenig teurer, greifen die Menschen wieder zu günstiger Massenproduktion. Leider“. Seitdem produziert er nur noch für den Eigenbedarf. Dennoch, ein Aufhören kam für ihn nicht in Frage. Intensiv befasste er sich mit der Umwelt-Thematik, studierte Gesetzesvorschläge und recherchierte. „Dass ich etwas in Sachen Nachhaltigkeit machen wollte, war für mich schon immer klar“, so Pegger. Dann vor rund einem Jahr kam er auf die Idee, mit dem Mehrwegsystem zu arbeiten. Nach langwierigen und intensiven Produkttests begann er mit dem Vertrieb der Edelstahl-Trinkflaschen von Ecotanka. Sein Start-up ecoisall, was so viel wie „Öko ist alles“ bedeutet, war geboren. Das Start-up ist ein Teil seiner Firma, der „peproducts vGmbh“, wozu auch die Marke „Kreuzbichlhof“ gehört, welche sich auf den Handel mit Obst und Gemüse konzentrierte, vorerst aber ruht.
Nachhaltigkeit ist Trumpf
Im Februar 2019 kam die Idee, mehrere Produkte anzubieten. So wurden nach und nach neben Mehrweg-Produkten wie Flaschen und Trinkbehältern auch abbaubare Produkte wie Trinkhalme, Becher sowie ganze „Party-Sets“ mit Teller und Besteck ins Sortiment aufgenommen. Eines der neuesten Produkte sind die Trinkhalme aus Gras. Das Besteck, das ausschließlich aus Stärke besteht, ist abbaubar. „In zwei Jahren wäre es komplett abgebaut“, sagt Pegger. Bei Verbrennung entsteht kein CO2-Ausstoß. Seit Anfang Oktober gibt es zudem Becher aus Stärke. „Natürlich sind die Produkte in der Herstellung etwas kostspieliger, das darf aber kein Argument gegen Umweltschutz sein“, so der Latscher.
Eine Kartonschale Pommes
Die Öko-Produkte fanden bereits mehrere Abnehmer, insbesondere verschiedene Lokale setzen darauf. Für Feste, Festivals, Partys und sonstige größere Feierlichkeiten werden auch Komplett-Sets angeboten, vom abbaubaren Besteck bis hin zum Trinkbecher. Oder aber die Kartonschale mit Pla-Beschichtung. Diese findet man in verschiedenen Größen. „Für Fingerfood, Pommes oder größere Mahlzeiten geeignet“, betont der 27-Jährige. Diese Idee kam aufgrund verschiedener Gespräche mit Organisatoren von Festen. „Es mangelt oft an Arbeitskräften, Feste müssen großteils auf Freiwillige setzen. Mit den Produkten fallen Aufgaben wie Teller-Abspülen weg. Es ist ein Vorteil für Organisatoren und Umwelt“, sagt der Jungunternehmer. Bereits Ende des Jahres wolle er den nächsten Schritt wagen und die Produkte in einem Online-Shop auch für den Endkunden bzw. Private anbieten. Ab 2020 sollen die Produkte zudem in ausgewählten Lebensmittelschäften erhältlich sein.
Hilfe aus der Politik
Seine Umwelt-Ideen stießen auch in der Politik auf offene Ohren. So hat Pegger sich erst kürzlich mit der Partschinser Landtagsabgeordneten Jasmin Ladurner getroffen (siehe dazu auch Interview). Ladurner, die sich für Nachhaltigkeit und den Verzicht auf Plastik einsetzt, hat unter anderem im Landtag einen Beschlussantrag zur Vermeidung von Plastik auf Veranstaltungen und Festen eingebracht. Dieser wurde einstimmig genehmigt. Darin verweist sie auch auf Alternativen, wie sie eben Elias Pegger mit ecoisall anbietet. Was den finanziellen Mehraufwand für nachhaltige Produkte betrifft, solle das Land einen Ausgleich schaffen. Die Landesregierung wolle die verschiedenen Möglichkeiten prüfen.