Leo Gurschlers Werk lebt weiter
Viele sind gekommen, um den 40. Geburtstag der Schnalstaler Gletscherbahn zu feiern. Das Titelbild zeigt das Denkmal, das 2007 in der Nähe des Kurzhofes in Kurzras enthüllt wurde und mit dem die Bevölkerung von Schnals dem Tourismuspionier Leo Gurschler seinen Dank aussprach. Geschaffen hat das Denkmal der Künstler und Bildhauer Martin Rainer in Zusammenarbeit mit seinem Sohn Josef.

An frühere Erfolge anschließen

Publiziert in 26 / 2015 - Erschienen am 15. Juli 2015
Jubiläumsfeier mit Rückblick und Ausblick. Ebner: „Verantwortung für Ökologie, aber auch für Arbeitsplätze.“ Schröcksnadel: „Klare Positionierung als Gletscherskigebiet und alpine Wintersportdestination.“ Kurzras - Der 12. Juli 1975 war für das Schnalstal ein besonderer Tag. Es war der Tag, an dem die Schnalstaler Gletscherbahn eröffnet wurde. Auf den Tag genau nach 40 Jahren wurde am vergangenen Sonntag auf der Terrasse des Glacier Hotels Grawand auf 3.212 Höhenmetern in Kurzras auf Leo Gurschlers Werk zurückgeblickt und zugleich in die Zukunft geschaut. Ein Meilenstein in der jüngeren Geschichte der ­Gletscherbahnen AG war der 31. Jänner 2014, als die Unternehmen Athesia sowie die Vereinigte Bergbahnen GmbH der Familie Schröcksnadel aus Nordtirol als neue Mehrheitseigner in die Gesellschaft einstiegen. Gletscherbahnen-Präsident Michl Ebner würdigte in seiner Festbotschaft die Pionierleistung von Leo Gurschler. Gurschler habe mit dem Bau der Seilbahn und weiterer Anlagen die touristische und gesamtwirtschaftliche Entwicklung im Schnalstal entscheidend angestoßen und viele Arbeitsplätze geschaffen. Ebner erinnerte an die Erfolge der 70er und 80er Jahre: „Wir hoffen, dass das Tal auch in Zukunft Erfolg haben wird und wir wollen an die früheren Erfolge anschließen. Schnals ist ein Tal mit Potential und Zukunft.“ Trotz des Fleißes der Bevölkerung sei das Schnalstal aber eine „Problemgemeinde“. Der Präsident verwies auch auf die im Vorjahr getätigten Investitionen im Ausmaß von ca. 2 Millionen Euro sowie an die Bemühungen, die Bevölkerung, die Mitarbeiter und die Vereine miteinzubinden. Von 343 gesammelten Vorschlägen und Maßnahmen wurden bisher 80 umgesetzt. Zu den in Zukunft geplanten Vorhaben meinte Ebner, „dass wir in Verantwortung für die Ökologie arbeiten wollen, aber auch in Verantwortung für die Arbeitsplätze und das wirtschaftliche Wohlergehen.“ „Verantwortung für Ökologie, aber auch für Wohlergehen“ Zumal das Gletscherskigebiet an der Nahtstelle zwischen Nord- und Südtirol liegt, kann sich Ebner die Schaffung eines „Laboratoriums grenzüberschreitender Aktivitäten in der Euregio“ vorstellen. „Wir möchten in Zukunft dazu beitragen, dass sich dieses Tal zum Positiven verändert“, so der Präsident. Er wolle „lange hier bleiben und positiv mitgestalten.“ Er dankte der Familie Gurschler, allen bisherigen und früheren Aktionären und Mitgliedern der Führungsgremien der Gesellschaft und ganz besonders allen bisherigen und derzeitigen Mitarbeitern. Markus Schröcksnadel, der auch die Grüße seines Vaters Peter, des Vizepräsidenten der Gletscherbahnen AG, überbrachte, verglich den Bau der Seilbahn mit dem Start für eine neue Zeitrechnung im Schnalstal. Das Skigebiet in Kurzras habe in seiner Geschichte alle Höhen und Tiefen durchgemacht, „aber jetzt können wir wieder voll durchstarten. Das Potential dafür sieht jeder.“ Es gebe allerdings viel zu tun. So sei unter anderem die touristische Infrastruktur teilweise zu verbessern. Behutsam zu verbessern seien auch die technischen Infrastrukturen. Als besonders wichtig ist laut Markus Schröcksnadel die „klare Positionierung als Gletscher und als alpine Wintersportdestination“. Von der Tatsache, dass es in den Alpen nur ca. 15 Gletscherskigebiete gibt, könne und müsse das Schnalstal profitieren. Natürlich komme auch das Sommerangebot dazu. Leo Gurschler-Piste Als nächste konkrete Maßnahme kündigte er den Bau einer neuen, auch für das Publikum zugänglichen Trainingspiste für den nächsten Winter an, die den Namen von Leo Gurschler tragen wird. Elmar Pichler Rolle, der Direktor der Gletscherbahnen AG, sagte, dass die Arbeiten zum Bau der Piste in Kürze beginnen werden. Mit der neuen Piste und weiteren Investitionen wollen die neuen Mehrheitseigentümer wieder vermehrt internationale Topteams für Trainingsaufenthalte in das Schnalstal holen und Hand in Hand damit die Bekanntheit des Skigebietes steigern. Bürgermeister Karl Josef Rainer erinnerte an viele Skistars, die einst am Gletscher trainierten. Er nannte unter anderen Ingemar Stenmark, Alberto Tomba und Gustav Thöni, der übrigens Ehrengast bei der Jubiläumsfeier war. Die Geschichte der Schnalstaler Gletscherbahnen hat der Bürgermeister in seinem Buch „Eine Seilbahn verändert ein Tal“ (erschienen bei Athesia) nachgezeichnet. In seinen Grußworten blickte Karl Josef Rainer auch kurz auf die Zeit vor dem Bau der Gletscherbahn zurück. So wurde der Ski-Club Schnalstal bereits 1951 gegründet. „Wäre Leo Gurschler nicht ein Skifahrer gewesen, hätte er die Gletscherbahn nie gebaut“, sagte der Bürgermeister, der die wichtigsten Meilensteine nannte, die das Werk des Pioniers und Visionärs markierten. Die wichtigsten Meilensteine Aber auch an Leo Gurschlers Mitstreiter erinnerte er sowie an schwere und schmerzhafte Zeiten des wirtschaftlichen Niedergangs. Dass es dem jungen Bauer Leo Gurschler (geboren 1947, gestorben 1983) gelungen ist, seine Vision, den Hochjochferner als Gletscherskigebiet zu erschließen, versetzt heute noch viel ins Staunen. Leo Gurschler hatte damals zwei Partner, den Bürgermeister Johann Rainer und dessen Stellvertreter Richard Grüner. Das gemeinsame Ziel war es, dem Tal zu einem wirtschaftlichen Aufschwung zu verhelfen. Am 6. Juli 1972 wurde die „Gletscherbahn AG Schnalstal“ gegründet. Die Aktionäre kamen aus dem Raum Meran und Vinschgau. Leo Gurschler war der erste Präsident. Vizepräsident war Adolf Gamper. Die Vermessungsarbeiten an der Grawand nahmen Leo Gurschler und seine Techniker Hubert Zuegg und Dietmar Pohl vor. Im August 1972 erfolgte Leos abenteuerliche Baggerfahrt auf die Grawand. 1973 wurde die Materialseilbahn errichtet. 1974 wurden die Tragseile ins Tal geliefert, was kein leichtes Unterfangen war. Zwei Jahre nach der Eröffnung der Bahn begann man mit dem Bau des Sportdorfes Kurzras. Auch neue Lifte und Pisten wurden errichtet. Als „Schicksalstag“ für das Schnalstal nannte der Bürgermeister den 20. Juli 1981, als Leo aus dem Verwaltungsrat ausschied. Unter der Führung von Dietmar Pohl wurde 1986 ein Wasserkraftwerk gebaut. 1991 wurde der Hintereis-Sessellift errichtet. 2001 entstand der Vierer-Sessellifts zum Teufelsegg, ein Jahr später der Vierer-Sessellifts zum Roten Kofel. In den folgenden Jahren wurden weitere Erneuerungen und Investitionen vorgenommen. Auch Beschneiungsanlagen wurden gebaut. „Die Getscherbahnen sind der größte Arbeitgeber im Tal. Ich dankte im Namen der Gemeinde den jetzigen Mehrheitseigentümern Athesia und Vereinigte Bergbahnen und wünsche mir, dass sie so weitermachen wie sie angefangen haben,“ schloss Karl Josef Rainer. „Macht so weiter“ Der für Aufstiegsanlagen und Seilbahnen zuständige Landesrat Florian Mussner gab sich überzeugt, dass das Gletscherskigebiet Zukunft hat, nicht zuletzt auch infolge des Klimawandels. Bezüglich neu geplanter Investitionen gelte es, ein Gleichgewicht zwischen Natur und Wirtschaft zu finden. Auf dieses Gleichgewicht hatte sinngemäß auch Pfarrer Franz Messner hingewiesen, der den Festgottesdienst zelebrierte: „Gott hat uns die Erde gegeben, so auch dieses Skigebiet, um sie bzw. es zu bebauen und zu hüten. Wir schauen heute dankend zurück und ­bittend in die Zukunft.“ Musikalisch umrahmt hat den Gottesdienst eine Bläsergruppe der Musikkapelle Unser Frau-­Karthaus. Unter den Ehrengästen bei der Jubiläumsfeier waren Männer der ersten Stunde zu sehen und solche, die maßgeblich zur Entwicklung des Skigebietes beigetragen haben, wie z.B. der frühere Präsident Burkhard Pohl. Auch Sportler wie etwa Riccardo Tonetti (Europapokalsieger) waren gekommen und Politiker: die Tiroler Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf, Landesrat Arnold Schuler, Kammerabgeordneter Albrecht Plangger, Regionalassessor Sepp Noggler und Politiker mehrerer Gemeinden. Nicht gefehlt haben auch Weggefährten von Leo Gurschler, wie etwa Franz Wimmer, sowie Tourismusvertreter aus Schnals, dem Burggrafenamt und dem Vinschgau, Persönlichkeiten aus der Wirtschaft wie etwa Karl Pichler und viele Schnalserinnen und Schnalser. Im Gletscher-Kino wurde der Film „Bergbauern und Pioniere“ von Hans-Dieter Hartl gezeigt. Sepp
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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