359 Tage Bürgermeister in Partschins
Der Dammbau am Höllenbachtal (Titelbild) und der Neubau mit Verlegung der Zielbachbrücke sind entscheidend für die Sicherheit der Ortschaften Partschins und Rabland.

Aufbruchstimmung in der Zieltal-Gemeinde

Publiziert in 17 / 2011 - Erschienen am 4. Mai 2011
Noch sind die ersten 365 Tage der Gemeindeverwaltung Partschins mit Albert Gögele als Bürgermeister nicht ganz erreicht. ­Korrekterweise müsste man den Rablander Tiefbauer im Rathaus erst im August nach einem Resümee fragen, damals hatte er seine programmatische Erklärung abgegeben. Gögele glaubt unter den Bürgern so etwas wie Aufbruchstimmung zu spüren. Dass ihm und seiner Verwaltung die Arbeit noch lange nicht ausgehen wird, ist dem unten stehenden Gesprächen zu entnehmen. von Günther Schöpf Es genügte, mit Bürgermeister Albert ­Gögele vom Rathaus zur Baustelle am Höllentalbach zu fahren um wahrzunehmen, dass in seiner Gemeinde beeindruckend viel in Bewegung ist. „Hier wird das neue Altersheim gebaut“, erklärte er und blickte nach rechts. „Das Kraftwerk Salten wird aufgerüstet“ und schaute nach links. „Da wird ein Tiefbrunnen gebaut, um die beschädigte Trinkwasserleitung zu reparieren“ und nickte nach rechts. „Der Naturpark ist dabei, den Bergwaal zu sanieren“, setzte er fort. „Hier kommt das neue Kraftwerk Birkenwald. Die Kehren auf der Straße zum Wasserfaller werden zum Teil begradigt. Sie bekommen neue Leitplanken. Der Asphaltbelag muss erneuert werden. Hier wird die neue Druckleitung verlegt. Wir müssen die Arbeiten zum Wiederaufbau der Nasereith-Hütte mit den Arbeiten an der Druckleitung abstimmen. Dort wird der Wildbach den Seilbahnkran aufstellen, um die 13 Sperren im Höllenbachtal zu sanieren und… “ „Der Vinschger“: Herr Bürgermeister, hat sich das Jahr so entwickelt, wie Sie es sich im Mai 2010 vorgestellt haben?“ Albert Gögele: O ja, ich glaub‘ schon. Es war eine völlig neue Erfahrung. Es ist ein vielfältiger und interessanter Beruf. Was war das Interessante daran? Albert Gögele: Es ist eine Menge ganz unterschiedlicher Projekte zu bewältigen. Manche bekommen Angst, weil sie so unterschiedlich sind – so zwischen Kultur und Bagger. Albert Gögele: Ja, es ist wirklich von allem etwas dabei. Sicher ist, wenn man selbst irgendwo in der Wirtschaft tätig ist, hat man einen gewissen Biss. Ist das als Vorteil empfunden worden? Albert Gögele: Auf jeden Fall. Ein Beispiel ist jüngst die Peter Anich-Straße, wo wir erfolgreich die Enteignungsverfahren abgewickelt haben. Dort sind wir mit den Grundeigentümern handelseins geworden; wir haben die Unterschriften bekommen. Zuletzt war gerade dort immer auf Konfrontationskurs zur Verwaltung gefahren worden. Genauso an der Zielbachbrücke. Auch dort möchten wir in Zusammenarbeit mit der Wildbachverbauung im Herbst beginnen. Dort geht es immerhin um die Summe von 1,250 Millionen Euro. Wir haben unsere Pflicht getan und sind mit den Grundeigentümern übereingekommen. Gab es dort so viel zu tauschen oder anzukaufen? Albert Gögele: Das Problem war, dass einem Grundeigentümer auf der orographisch linken Seite eine derart kleine Fläche blieb, dass sich eine Bewirtschaftung nicht mehr lohnte. Wir werden die Brücke ja rund 20 Meter Richtung Etsch verlegen, um dadurch eine viel größere Durchflussfläche zu erreichen. Und die Fläche müsstet ihr ablösen? Albert Gögele: Können wir nicht; das würde uns Probleme mit dem Rechnungshof schaffen. Wir sind soweit, dass Nachbarn untereinander tauschen. Ist der Dammbau im Höllenbachtal derzeit das drängendste Problem? Albert Gögele: Für Partschins auf jeden Fall. Wasser und Material aus Höllenbach, Holer und Zielbach müssen abgeleitet werden. Für Rabland ist die Engstelle Zielbachbrücke das wichtigste Unterfangen. Wie sieht es mit der Zusammenarbeit und der Kommunikation im Gemeinderat aus? Albert Gögele: Die sind gut. Wir im Ausschuss haben ein gutes Team. Wir ziehen alle an einem Strang und tragen alle Entscheidungen gemeinsam. Mein Stellvertreter - Vizebürgermeister Luis Forcher - ist sehr kompetent. Er hat Waldwirtschaft und Trinkwasser über und ist auf einem guten Weg und für mich ist es sehr wichtig, dass er immer dabei ist. Uns interessiert, wie es mit dem Verkehrskonzept weiter gegangen ist. Sie erinnern sich, im Juli letzten Jahres haben Sie ein umfassendes Verkehrskonzept für Rabland angedeutet? Albert Gögele: Wir sind dabei, uns von Roland Dellagiacoma, dem früheren Direktor der Abteilung Natur und Landschaft, ­einen Entwicklungs- und Besiedelungsplan der Gemeinde Partschins erstellen zu lassen. Wir möchten sehen, wo sich in Zukunft die Gemeinde hin entwickelt. Es ist wichtig zu wissen, wo die Zonen hinkommen, was wir wollen oder können, wenn 2013 die Überarbeitung des Bauleitplanes kommt. Das Siedlungs- und Entwicklungskonzept soll uns als Leitschiene dienen. Wieder zurück zur Kommunikation. Thema Bürgerbeteiligung. Wie läuft sie? Sie haben einmal erwähnt, dass die vorhergehende Verwaltung nicht unbedingt mit Bürgerversammlungen geprotzt hat. Albert Gögele: So eine Bürgerversam­mlung, wie wir sie gemacht haben, hat‘s – glaub ich – in Partschins noch nie gegeben. Es waren immerhin 160 Personen anwesend. Ich bin froh gewesen, dass so viele das Informations-Angebot angenommen haben. Wo hat der Schuh am meisten gedrückt? Albert Gögele: Die Bürger wollen einfach informiert werden und bei Entscheidungen muss man sie mitreden lassen. Ist etwas speziell oder intensiver besprochen worden? Albert Gögele: Der Ablauf ist so gewesen, dass jeder Referent jene Projekte vorgestellt hat, die im Jahre 2011 realisiert werden sollten. Bei Allfälliges ist dann der Standort Altersheim zur Sprache gekommen; auch das Projekt Lahnstraße ist wieder aufgeworfen worden. Das war in den letzten Jahren doch ein brennendes Problem; ist da etwas weitergegangen? Albert Gögele: Wir kommen nicht darum herum, zuerst im Ortsteil Vertigen allerhand in Ordnung zu bringen. Dort gibt es noch keine Schmutzwasserleitung, obwohl dies von der alten Verwaltung immer versprochen worden ist. Wir werden aber versuchen, wenigstens einen Teil des Projektes Lahnstraße anzugehen. Wie geht‘s mit der Untertunnelung von ­Rabland weiter? Albert Gögele: Die hydrogeologische Studie ist vom Land vor Weihnachten in Auftrag gegeben worden und die geht über 14 Monate. 2012 könnte mit der Planung begonnen werden, falls die Finanzierung auf Seiten des Landes…. Kastelbell hat aber Vorzug. Dort ist alles schon versprochen worden. Was bedeutet es, wenn im Beitrag „Untertunnelung von Rabland – aktuelle Situation“ in der April-Nummer der Gemeindezeitung der zuständige Referent auf Seite 4 von „großteils negative Rückmeldungen“ schreibt? Albert Gögele: Das wird sich wohl auf einige Wirtschaftstreibende beziehen, die an der Straße liegen und die durch die Untertunnelung einen Ertragseinbruch befürchten. Was ich nicht glaube, wenn man sich richtig vermarktet. Es gibt ja einen einstimmigen Gemeinderatsbeschluss zur Untertunnelung. Gibt es noch weitere Erwartungen auf Seiten der Bürger oder auch Vorhaben, die man als Bürgermeister gerne verwirklichen möchte? Albert Gögele: Es gäbe noch den Wunsch, einen Gehsteig zu bauen von Partschins zur Töll, zum Beispiel. Aber wir können jetzt nicht alles gleichzeitig angehen. E-Werk, ­Altersheim, Zielbachbrücke, Neubau Feuer­wehrhalle Partschins, Erschließung Anichstraße – mit 640.000 Euro auch kein Pappenstil - dann die Kanalisation von Vertigen und dann die Lahnstraße – in etwa dieser Reihenfolge. Das reicht vorläufig. Wir versuchen Mitte–Ende Juni die Baukonzession für die Nasereith-Hütte zu bekommen. Es muss mit dem Bau begonnen werden, weil wir sonst dem Kraftwerksbau in die Quere kommen. Die Druckrohrleitung wird genau dort verlegt, wo man Nasereith erreicht. Auch der Wanderweg zwischen Giggelberg und Hütte wird in Zusammenarbeit mit dem Naturpark in zwei Etappen ausgebaut. Sehr schade ist, dass es uns nicht gelingt, den Zielerwaalweg zu errichten. Er würde auf 1.750 Meter Seehöhe, fast parallel zum Verbindungsweg von Giggelberg zur Nasereith-Hütte verlaufen und einen Panoramaweg der Extra-Klasse abgeben. „Ein Modernisierungsschub ist eingetreten“ Der als Bürgermeisterkandidat für die Liste „BürgerInnen Partschins“ in den Gemeinderat gewählte Sigmund Kripp sieht seine Aufgabe darin, eine gewisse Kontrollfunktion auszuüben und die Erfahrungen vor allem in den Bereichen Heimatpflege und Verkehr einzubringen. Zu den ersten 360 Tagen von Bürgermeister Albert Gögele meinte er: „Ich habe bei der 1. Sitzung des Gemeinderates dem ‚Regierungsprogramm‘ des Bürgermeisters zugestimmt, weil es viele Punkte enthält, die wir auch in unserem Programm anführen. Es sind Projekte in Angriff genommen worden, um die wir uns seit Jahren bemüht haben. Das Leitbild scheint man nun auch anzugehen; eine Bürgerversammlung ist gemacht worden. Sogar die Westumfahrung von Partschins ist kein Tabu-Thema mehr. Ich beobachte das Ganze recht positiv. Ein Modernisierungsschub ist eingetreten. Bürgermeister Gögele gibt sich offen, geht auf die Leute zu und lässt sich anrufen.“ „Bürgermeister fürs Volk und nicht für die Partei“ Die drei „Freiheitlichen“ Gemeinderäte – Mathias Fleischmann, Christian Pföstl und Cornelia Aschbacher – wurden von Bürgermeister Albert Gögele von Anfang an in die Verwaltungstätigkeit eingebunden und als Beiräte in verschiedenen Kommissionen und Komitees eingesetzt. „Wir wollten von Anfang an nicht nur kontrollieren und kritisieren, sondern unsere Haltung auch begründen“, meinte Pföstl. Aschbacher ergänzte: „Es geht uns um konstruktive Kritik. Wir möchten das Ohr am Volk haben und andere Meinungen, auch die aus dem Gasthaus, aufnehmen und weitertragen.“ Ein erstes Lebenszeichen nicht nur als Gegenfront, sondern als Mitdenker hat die zweitstärkste der drei Fraktionen im Partschinser Gemeinderat in der Standortfrage des ­Altersheimes gegeben. Erfolgreich mitgedacht wurde vor allem im Bereich Kinderbetreuung. Kritisch gezeigt habe man sich im Führungskonzept des Schreibmaschinenmuseums. „Bürgermeister Gögele informiert uns“, meinte Christian Pföstl, „und bindet uns in Entscheidungsprozesse ein. Er ist Bürgermeister fürs Volk und nicht für die Partei.“ Die beiden Freiheitlichen merkten einstimmig an, dass es mit der neuen Verwaltung zu einem gewissen Wir-Gefühl in der Gemeinde gekommen sei.
Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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