Lebenswertes Mals
BM Veith über seine Gemeinde
Bürgermeister Ulrich Veith bei der Arbeit in seinem Büro.

Bürgermeister mit Leidenschaft 

Der Malser Bürgermeister Ulrich Veith über sein Amt, die Absage an den Landtag, die Pestizid-Debatte, Seitentäler und vieles mehr. 

Publiziert in 24 / 2018 - Erschienen am 10. Juli 2018

Mals - Seit 2009 bekleidet Ulrich Veith das Amt des Bürgermeisters in Mals. Er folgte auf Sepp Noggler, der damals in den Landtag wechselte. Ungebrochen seit jeher ist die Beliebtheit von Veith bei den Bürgern. Daran konnte auch die oft kritisierte Pestizidabstimmung nichts ändern. 2015 wurde er mit überwältigender Mehrheit wiedergewählt. Veith ist ein Mensch, der die Politik lebt. In erster Linie die Gemeindepolitik. Deshalb zieht es ihn auch nicht in den Landtag. Im der Vinschger-Interview spricht der Malser Bürgermeister über seine Absage für die Landtagswahlen, die endlos wirkende Pestizid-Diskussion, Bauvorhaben, das Leben in den Malser Seitentälern und vieles mehr. 

der Vinschger: In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Meldungen über einen Wechsel in den Landtag. Neben der SVP wurden Sie sogar als Kandidat für die Grünen ins Spiel gebracht. Woran ist die Kandidatur gescheitert?   

Ulrich Veith: Es gab mehrere Gespräche mit verschiedenen Parteien, das stimmt. Ich habe kurz überlegt, die Für und Wider abgewogen. Jedoch bin ich ziemlich schnell zum Schluss gekommen, dass ich definitiv hier weitermachen will. Die Gemeindearbeit macht mir viel Spaß und wir haben im Gemeinderat eine tolle Truppe sowie eine gute Mehrheit. Es gibt auch noch einiges zu verwirklichen. 

Dies ist aber keine Absage für immer? 

Momentan denke ich nicht daran, sondern einzig und allein an meine Arbeit in Mals die nächsten Jahre. Aber man sollte natürlich nie nie sagen. Dass ich überhaupt mal in die Politik gehe, hätte ich mir früher nicht vorstellen können. Nun arbeite ich mit großer Leidenschaft in diesem Bereich. 

Glauben Sie die Pestizid-Debatte war ein Hindernis für eine mögliche Kandidatur in der SVP? 

Das hat bei meiner Entscheidung keine Rolle gespielt. Und die Partei hat sich in diese Debatte auch nicht eingemischt. Vielleicht hätte der eine oder andere bei einer eventuellen Kandidatur interveniert, jedoch war dies für mich zu keiner Zeit ein Thema. 

Bleiben wir bei der Pestizid-Debatte. Im März ist die Pestizid-Verordnung in Kraft getreten. Mitte Mai wurde diese gerichtlich vom Bozner Verwaltungsgericht vorläufig ausgesetzt. Sind Sie enttäuscht? 

Natürlich sind wir darüber enttäuscht. Dieses Urteil war nicht unbedingt zu erwarten. Für unsere Bio-Landwirte ist dies ein großes Problem. Bis zur definitiven Entscheidung im Jänner ist hierbei sozusagen kein Schutz mehr da. Wenn der Nachbar, der integrierten Obstanbau betreibt, Pflanzenschutzmittel ausbringt, kommt es aufgrund des Oberwindes nicht selten zum Abdrift. Da ist dann schon die Gefahr da, dass zum Beispiel Rückstände im Heu gefunden werden. Für Bio-Bauern ist dies dann auch ein finanzieller Schaden, vom gesundheitlichen Problem einmal abgesehen.  

Wohin führt der viel zitierte Malser Weg? 

Viele Landwirte haben in den vergangenen drei Jahren auf Bio umgestellt. Vor allem im Grünlandbereich sind wir die Gemeinde mit den meisten Bio-Betrieben in ganz Südtirol. Im Jänner 2019 kommt es zur endgültigen Entscheidung beim Verwaltungsgericht. Wir sind zuversichtlich, dass die Verordnung standhält. 

Themenwechsel. Zur Gemeinde Mals zählen einige Seitentäler. Inwieweit sind Matsch, Plawenn und Co. von der Abwanderung betroffen? 

Wirklich mit Abwanderung zu leiden haben wir nicht. Bis auf Planeil, wo ein leichter Bevölkerungsrückgang zu spüren ist. Matsch ist ein sehr aktives Dorf mit vielen Vereinen. In Tourismus und Landwirtschaft wird hier gut gearbeitet. Die Auszeichnung als Bergsteigerdorf, welche Matsch erhielt, zeigt, dass man auf einem richtigen Weg ist. Viele Betriebe bieten Urlaub auf dem Bauernhof an, zudem gibt es gut arbeitende Almen. 

Was tut die Gemeinde für die Seitentäler? 

In erster Linie gilt es, die Infrastrukturen und gute Verkehrsanbindungen zu erhalten. Die Bus-Anbindung ist gut. Der Citybus fährt mehrmals täglich in die Seitentäler. Planeil ist schwer zu verbauen, aufgrund des steilen Geländes. In Planeil gibt es nach wie vor eine Grundschule. Diese haben im vergangenen Schuljahr acht Schüler besucht. Glücklicherweise ist die Schließung der Schule derzeit kein Thema. Zudem setzen wir auf Kindergarten-Transport und vieles mehr. Wir versuchen den Leuten, die auf Berghöfen wohnen, das Leben so leicht wie möglich zu machen.

Kommen wir zur Energie. 2015 ist Mals dem Vinschgauer Energiekonsortium VEK beigetreten. Eine gute Entscheidung? 

Es war die absolut richtige Entscheidung. Seit 2010 konnte die Produktion erneuerbarer Energie extrem gesteigert werden. Gestartet sind wir bei quasi null, heute produzieren wir dreimal so viel, wie wir selbst brauchen. Finanziell war es natürlich eine Herausforderung, da wir doch eine größere Gemeinde sind. Es konnten dadurch neue Strukturen aufgebaut werden, und entstanden sind auch neue Arbeitsplätze für Einheimische. 

Die Anteile an der Touristik & Freizeit AG, die das Skigebiet Watles, das nordische Skizentrum in Schlinig sowie die Sport- und Freizeitzone SportWell führt, mussten im vergangenen Jahr abgestoßen werden. Die Anteile wurden von der Ferienregion Obervinschgau gekauft. Sie führt die Anlagen nun für zehn Jahre. Welche Auswirkungen hat dies? 

Es wurde vieles einfacher, dadurch, dass es nun wieder eine private Gesellschaft ist. Einerseits mussten wir die Anteile aufgrund geltender gesetzlicher Bestimmungen abtreten, anderseits konnte so aber auch die bürokratische Arbeit der AG erleichtert werden. Mehrkosten und bürokratische Hürden wie öffentliche Ausschreibungen können so vermieden werden, ein effizienteres Arbeiten ist möglich. Zudem wäre man sonst bei bestimmten Förderungen ausgeschlossen worden. Die Zusammenarbeit verläuft hervorragend. Der Watles gehört nun der Ferienregion. In das Hallenbad, welches genauso wie die Sportanlagen und das Nordic Center in Schlinig der Gemeinde gehört, wurden rund drei Millionen Euro investiert. 

Gibt es auch Pläne für das Langlaufzentrum Nordic Schlinig? 

Hierbei ist bereits ein erstes Projekt in Ausarbeitung. Das Zentrum soll wieder aufgewertet werden. Es soll Investitionen in die Infrastrukturen geben. Dies ist mit dem Landesamt für Sport und dem CONI (Comitato Olimpico Nazionale Italiano, Anm. d. Red.) abgesprochen. Unterstützung wurde uns bereits zugesagt. Die Strukturen werden dabei erneuert, die Strecken erweitert und zusätzliche Möglichkeiten für das Training im Sommer geschaffen. Der Kostenpunkt dürfte sich ersten Schätzungen zufolge auf rund 300.000 Euro belaufen. 

In Sachen Sport ist Mals auch bekannt für die Sportoberschule. Was entgegen Sie Kritikern? 

Kritik an der Schule ist meiner Meinung nach nicht nachvollziehbar. Die Schule arbeitet professionell. Die Qualität ist gut. Es sind lediglich einzelne Privatpersonen, die hier Kritik üben. Direktoren und Lehrer sind seit jeher mit Herzblut dabei. Die Sportoberschule hat bereits viele erfolgreiche Athleten herausgebracht, und dies trotz der geringen Einwohnerzahl Südtirols. Da kann es auch mal magerere Jahre geben. 

Was bedeutet das Oberschulzentrum für Mals generell? 

Sowohl die Fachoberschule für Wirtschaft, als auch das Sozialwissenschaftliche Gymnasium und eben die Sportoberschule leisten hervorragende Arbeit. Die Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Schulzentrum klappt gut. Das Oberschulzentrum hat eine große Bedeutung für die Gemeinde und ist nicht zuletzt der größte Arbeitgeber. 

Seit rund drei Jahren sind die Flüchtlinge in Mals. Ein Fazit? 

Wir sind mit rund 40 Flüchtlingen gestartet, mittlerweile befinden sich rund 50 Flüchtlinge in Mals. Es gibt dabei immer einen Wechsel. Eine Flüchtlingsfamilie befindet sich zudem derzeit in Matsch. Ich denke, Mals konnte die Flüchtlingsaufnahme gut bewerkstelligen. Dies vor allem auch aufgrund der aktiven Mitarbeit der Bevölkerung. Viele Freiwillige helfen mit, die Menschen hier begegnen den Flüchtlingen offen. 

Was hat sich im Laufe Ihrer Verwaltungsperiode getan, was muss sich noch tun? 

Vieles konnte bereits verwirklicht werden. Wo sich auf alle Fälle noch was tun muss, ist der Glasfaser-Bereich. Hier haben wir Nachholbedarf. Zu Beginn der Verwaltungsperiode haben wir uns zudem vorgenommen, jedes Jahr ein bis zwei Gebäude zu sanieren. Dies läuft nach Plan. Oberhalb von Mals entsteht zudem ein neues Wasserkraftwerk. Der Bereich Trinkwasser liegt uns nämlich ebenfalls sehr am Herzen. Neu gebaut wird auch der Bauhof in Tartsch. Zudem wird im Bereich Sport viel getan. Ein Kunstrasenplatz entsteht beim alten Sportplatz. Der Citybus konnte erweitert werden; hierbei sind wir mit einem gestartet, mittlerweile gibt es drei. 

Was macht ihre Gemeinde lebenswert? 

Wir haben viel Sonne, intakte Infrastrukturen und viele Vereine. Am meisten freut es mich, dass wir aktive und mitdenkende Bürger haben. 

2020 stehen die nächsten Wahlen an. Ihre Zukunft? 

Daran denke ich noch nicht. Zunächst gilt es, die aktuelle Verwaltungsperiode gut abzuschließen. Wir haben noch zwei Jahre Arbeit vor uns. Mich erfüllt die Arbeit als Bürgermeister jedenfalls nach wie vor mit großer Freude.  

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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