„Programm größtenteils umgesetzt“
„Arbeitstier“ Dieter Pinggera

„Das Kasernenareal bietet riesige Chancen“

Publiziert in 11 / 2015 - Erschienen am 25. März 2015
Dieter Pinggera schaut zurück und voraus. Keine parteiinterne Konkurrenz bei den Wahlen im Mai. Schlanders - Nach einer arbeitsintensiven ersten Amts­periode stellt sich Dieter Pinggera am 10. Mai erneut als SVP-Bürgermeisterkandidat der Wählerschaft. Im Gespräch mit dem der Vinschger zieht Pinggera Bilanz und schaut zugleich nach vorn. der Vinschger: Am 17. Mai 2010, also vor fast genau 5 Jahren, betraten Sie das Schlanderser Rathaus zum ersten Mal als Bürgermeister. Gehen Sie noch immer gerne ins Rathaus? Dieter Pinggera: Ja, sehr gerne. Dieses Amt erfüllt mich nach wie vor mit großer Freude, auch wenn die Arbeit sehr intensiv und belastend ist. Sie und Ihre Mitverwalter haben sich mit einem ehrgeizigen programmatischen Dokument in die Arbeit gestürzt. Was sind, in Stichworten, jene Vorhaben, die erfolgreich abgehakt werden können? Ich glaube, es ist uns gelungen, fast alle Vorhaben und Projekte umzusetzen. Ich denke etwa an den Bau des deutschen Kindergartens, an die energetische Sanierung der Mittelschule, die Generalsanierung und Erweiterung des Bürgerheims, das zweite Baulos im Freibad, die Übernahme des Stromnetzes, den Ankauf des Kasernenareals, an die millionenschweren Infrastrukturprojekte im Bereich Straßen und Wasser, an die Eingemeindung des E-Werks oder an die nun beginnende Umsetzung des Gesamtkonzeptes in der Sportzone. Ich könnte noch viele weitere Projekte und Vorhaben auflisten. Auch in den Fraktionen? Selbstverständlich: In Kortsch zum Beispiel wurden die Feuerwehrhalle erweitert und das 2. Baulos für die Realisierung verschiedener Vereinsräumlichkeiten im Haus der Dorfgemeinschaft ausgearbeitet und genehmigt. Im Bereich in der Drei-Kreuz-Kurve wurde die Einfahrt neu gestaltet. Weiter haben wir in Kortsch auf der sogenannten „Lahn“ mehrere leer­stehende Gebäude in unmittelbarer Nähe des Kindergartens und der Grundschule angekauft. In Vetzan wurden u.a. der Kreisverkehr gebaut sowie der Citybus eingeführt. Zudem wird in Vetzan derzeit ein Konzept für eine Wohnbauzone erarbeitet. Für Göflan ist es u.a. gelungen, endlich eine Bauleitplanänderung für eine neue Radwegtrasse in die Wege zu leiten. Auch Spielplätze wurden in allen Fraktionen realisiert. Wie viel Geld wurde für Bauprojekte ausgegeben? Die Gesamtsumme der vergangenen 5 Jahre beläuft sich auf rund 50 Millionen Euro, wobei Projekte von Landesinteresse hier nicht mit eingeschlossen sind. Diese Landesprojekte fordern uns jedoch arbeitsmäßig sehr stark. Man muss ständig Druck machen, damit diese Projekte umgesetzt werden. Beziehen Sie sich auf die Sanierung des Bettentraktes beim Krankenhaus? Ja, aber nicht nur. Auch der neue Sitz für das Weiße Kreuz ist im Entstehen. Kurz vor Baubeginn steht derzeit ein Schulbauprojekt des Landes mit Gesamtkosten von fast 18 Mio. Euro. Oberhalb der Landesberufsschule entsteht ein neuer Trakt für die Technologische Fachoberschule. Die LBS wird saniert, eine Turnhalle, eine Schülerberatungsstelle und eine Tiefbauhalle werden neu gebaut. Gibt es Vorhaben, die nicht umgesetzt werden konnten? Von den größeren Projekten fällt mir nur der Radweg ­Vetzan-Schlanders ein. Es ist uns trotz größter Bemühungen und vieler Verhandlungsangebote nicht gelungen, zu einer einvernehmlich Lösung zu kommen. Natürlich hätte man auch mit der „Brechstange“ vorgehen können, doch das ist nicht die Art, mit der wir zum Ziel kommen wollen. Viel Zeit und Energie wurden in Konzepte investiert. Zu Beginn war es „Schlanders 2020“ und jetzt das Tourismusentwicklungskonzept. Was sind die konkreten Früchte von „Schlanders 2020“ für den Hauptort und die Fraktionen? Mit „Schlanders 2020“ ist es uns gelungen, die ganzheitliche Entwicklung der Gemeinde in den Mittelpunkt zu rücken und dabei ganz bewusst möglichst viele Bürger aktiv miteinzubinden. Es gab Zukunftsforen, ein Zukunftsbuch, eine breit angelegte Bürgerbefragung und über ein Dutzend Arbeitsgruppen, die Vorschläge und Maßnahmen zur Umsetzung erarbeitet haben. Einige Maß­nahmen wurden bereits umgesetzt, weitere sind in der Umsetzung und wieder andere werden in Zukunft verwirklicht. Es handelt sich um eine Vielzahl von Initiativen und Veranstaltungen, die nun von Schlanders Markting mit Karin Meister an der Spitze durchgeführt und weiterentwickelt werden. Wie das Wort „Schlanders 2020“ sagt, ist der Blick vor allem in die Zukunft gerichtet. Genau! Das Konzept ruht im Wesentlichen auf zwei großen Säulen. Wir haben zum einen die künftige Nutzung des Kasernenareals im Auge und zum anderen ­Maßnahmen für die Aufwertung der historischen Ortskerne im Hauptort und in den Fraktionen. Die Grundausrichtung ist jene, dass das Kasernenareal so genutzt wird, dass es nicht zu einer Schwächung der Zentren kommt, sondern zu einer Bereicherung für die Ortskerne. Wie soll das funktionieren? Indem zum Beispiel von ­Schlanders Marketing – einem „Kind“ von „Schlanders 2020“ – Initiativen gesetzt, Veranstaltungen organisiert und Vereine, Verbände und Unternehmer unterstützt werden. Als nächstes gibt es zum Beispiel die zweite Auflage der Musik Nacht Schlanders am 27. März. Auch beim Dorffest, das heuer nach 15 Jahren wieder stattfindet, übernimmt Schlanders Marketing die Koordination und versucht, die Zusammenarbeit zu fördern und das Wir-Gefühl zu stärken. Der Hauptort hat sich als Dienstleistungs-, Verwaltungs- und Schulzenturm etabliert. Auch der Handel gilt als stark. Trotzdem stehen einige Geschäfte im Zentrum leer. Warum? Von den Geschäften, die leer ­stehen, verfügen viele über relativ kleine Verkaufsflächen, sodass es schon deswegen schwierig ist, Interessenten zu finden. Wir beabsichtigen mit Schlanders Marketing, ein sogenanntes Leerstandsmanagement anzugehen: Dabei sollen einerseits leere Schaufenster ansprechend gestaltet und andererseits die Vermittlung von Neu- bzw. Wiedereröffnungen angekurbelt werden. Noch einmal zurück zum Kasernen­areal. Was genau soll dort geschehen? Das Entwicklungspotential dieses 4 Hektar großen Areals, das wir für 2,055 Mio. Euro ankaufen konnten, ist enorm. Es geht nun darum, diese riesige Chance gemeinsam zu nutzen und das Areal in den nächsten 10 bis 15 Jahren mit ­attraktiven Inhalten zu füllen. Ein Gesamtkonzept hierfür steht und wurde im Rahmen von „Schlanders 2020“ unter aktiver Mitwirkung der Schlanderser Bevölkerung ausgearbeitet: Dazu zählen die Bereiche Wohnen, Forschung und Bildung, die Ansiedlung „softer“ Gewerbebetriebe und Dienstleister und ein Business-Hotel. Auch ein Gründerzentrum wäre eine echte Bereicherung. Die Grünflächen, die wir teilweise bereits als ­Ensemble geschützt haben, sollen erhalten bleiben. Es schwebt uns vor, das gesamte Areal nur unterirdisch zu erschließen und es damit verkehrsfrei zu halten. Um diese hehren Ziele zu erreichen, braucht es nicht nur öffentliche, sondern auch private Geldmittel. Nicht wenige befürchten, dass das Tourismusentwicklungskonzept in der Schublade landen könnte. Im insgesamt sehr breit und gut aufgestellten Wirtschaftsgefüge unserer Gemeinde stellt der Tourismus das „schwächste Pflänzchen“ dar, wenngleich der Tages­tourismus relativ stark ist. Dies ist auch der Grund, warum wir über „Schlanders 2020“ hinaus spezifisch zum Tourismus ein tiefergehendes Konzept in Auftrag gegeben haben. Die Arbeitsgruppe wird sich weiterhin zweimal jährlich treffen und verbindlich vereinbaren, welche Maßnahmen jeweils von der Gemeinde und Schlanders Marketing, vom Tourismusverein sowie von den Unternehmern umgesetzt werden. Themenwechsel: Wie steht es um die 7 Wasserrechtsverfahren in Schlandraun? Wir warten auf die Bewertung seitens der Dienststellenkonferenz. Eine von der Konferenz eingeforderte Ergänzung des limnologischen Gutachtens haben wir ausarbeiten lassen. Wir sind überzeugt, das beste Projekt abgegeben zu haben. Außerdem haben wir die Grundverfügbarkeit. Dass es bereits im Vorfeld gelungen ist, die Interessen aller Konzessionsinhaber und Beteiligten auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, war nicht gerade ein kleines Unterfangen. Stimmt es, dass es Ihnen die Opposition im Gemeinderat relativ leicht gemacht hat? Ich habe mich bemüht, mit den Vertretern der Opposition stets im Dialog zu stehen und sie bei wichtigen inhaltlichen Fragen miteinzubinden, vor allem auch wenn es um personelle Besetzungen ging. Dieses Bemühen wurde von der Opposition geschätzt und dadurch belohnt, dass nicht stur opponiert, sondern konstruktiv mitgearbeitet wurde. Was unternimmt die Verwaltung, wenn das Schiedsgericht entscheiden sollte, dass die Kündigung des Pachtvertrags für die Führung des Freibades nicht rechtens war? Der gekündigte Pachtvertrag enthält Klauseln, die sich leider gegenseitig ausschließen. Der Vertrag ist für beide Seiten in ­mehreren Punkten widersprüchlich. Die Gemeinde hatte laut Vertrag die Möglichkeit, im letzten Jahr zu kündigen. Die Kündigung erfolgte im öffentlichen Interesse, da eine Anlage im Wert von 3,5 Mio. Euro nicht für 2.500 Euro pro Jahr verpachtet werden kann und die Gemeinde zudem noch die Energiekosten von über 50.000 Euro zu übernehmen hat. Dies ist ein schlechter Vertrag für die Gemeinde, und diesen haben wir termingerecht gekündigt. Egal wie der Schiedsspruch nun ausfällt, eine der beiden Seiten wird sich ungerecht behandelt fühlen. Sollte der Schiedsspruch zu Ungunsten der Gemeinde ausfallen, so hat Doris Kolleritsch das Recht, die Führung des Freibades zu übernehmen und die Gemeinde wird in den sauren Apfel beißen müssen. In einigen Gemeinden tut man sich schwer, genügend Kandidatinnen und Kandidaten für die Gemeinderatswahlen zu finden. Wie ist man in diesem Punkt in der Gemeinde Schlanders aufgestellt? Es war auch bei uns nicht einfach und ein großes Stück Arbeit, motivierte, kompetente und willige Personen zu finden. Dennoch ist es gelungen, eine junge, ver­trauenswürdige und attraktive Liste auf die Beine zu stellen. Fühlen Sie sich als einziger BM-Kandidat der SVP nicht etwas einsam? Als SVP-Ortsobmann von ­Schlanders habe ich immer dafür plädiert, dass es eine/n zweite/n BM-Kandidaten/in geben soll, da es auch parteipolitisch sinnvoll wäre. Aber leider hat sich niemand dazu bereit erklärt. Eine reine „Scheinkandidatur“ wäre allerdings auch nicht befriedigend. Zumal Monika Holzner Wunderer, Heinrich Fliri, Walter Gurschler, Kurt Leggeri und Manuel Massl aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr antreten, kommen Ihnen mit Ausnahme von Reinhard Schwalt sozusagen alle Referenten abhanden. Wird damit nicht ein bisschen die Kontinuität in der Verwaltung gefährdet? Es tut mir sehr Leid, dass die genannten Referenten ausscheiden. Im scheidenden Ausschuss haben sowohl junge als auch erfahrene Personen mit viel Motivation und Einsatz gearbeitet. Dass im neuen Ausschuss nicht mehr 7, sondern nur mehr 5 Personen vertreten sein dürfen, halte ich für unsinnig und nachteilhaft. Reinhard Schwalt und meine Wenigkeit bürgen - bei entsprechendem Vertrauen der Bevölkerung - für eine solide Kontinuität. Interview: Sepp Laner *Zum Thema Marmor siehe ­Berichte auf Seite 8.
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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