Schnals rüstet auf
„Jahrhundertprojekt“ Gletscherbahn wird erneuert
„Jahrhundertprojekt“ Gletscherbahn wird erneuert
Die neue Stütze auf rund 3.000 Metern.
Stefan Hütter von der Alpin Arena Schnals.
„Seilbahnakrobaten“ bei der Arbeit.
Die schweren Kabinen der Pendelbahn wurde erfolgreich montiert.
Bürgermeister Karl Josef Rainer

Das Schnalstal blickt in die Zukunft

Neue Pendelbahn, neue Talstation, neue Betten. Hohe Investitionen für „Wirtschaftsmotor Skigebiet“.

Publiziert in 22 / 2023 - Erschienen am 5. Dezember 2023

SCHNALS - Bagger, die auffahren, Arbeiter, die in luftigen Höhen auf der Seilbahn „balancieren“. Wer dieser Tage bzw. in den vergangenen Wochen ins hintere Schnalstal gefahren ist, bekam einiges zu sehen. Es tut sich was, beim Talschluss. So entsteht eine komplett neue Seilbahn hinauf auf den 3.212 Meter hohen Schnalstaler Gletscher. Die Umbauarbeiten starteten bereits Mitte April und sollen bald abgeschlossen sein, schließlich ist für den 23. Dezember die Eröffnung des Gletscher-Skigebietes geplant. „Die ganz großen Arbeiten sind schon fertig“, erklärt Stefan Hütter, Leiter für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit in der Alpin Arena Schnals im Gespräch mit dem
der Vinschger. Spektakulär war etwa der Aufbau der Stütze auf rund 3.000 Metern im August. Diese ist mit etwa 65 Metern um rund zehn Meter höher als die frühere. Genauso aufsehenerregend verliefen die Montagen der beiden neuen Kabinen Mitte November. Die Technik und der Einbau der ganzen Anlage in die bestehenden Tal- und Bergstationen verlangte Planern und Arbeitern alles ab.

„Große Herausforderung“
„Die Arbeiten stellten eine große Herausforderung dar. Auch die Logistik spielt hier eine besondere Rolle. Die Stütze etwa ist ausschließlich mittels Helikopter und einer eigens errichteten Materialseilbahn zu erreichen. Hier herrschen teils extreme Wetterbedingungen, wie zum Beispiel der starke Wind“, betont Hannes Pircher, Projektleiter Seilbahntechnik der Doppelmayr Italia GmbH. Man habe einen „sehr engen Terminkalender“ einhalten müssen. Windige Tage verhinderten den Einsatz der Materialseilbahn und des Helikopters und sorgten für Kopfzerbrechen bei den Verantwortlichen. Es sei eine „organisatorische Ausnahmeoperation nötig gewesen“, zusätzliche Montagetrupps wurden aktiviert. „Jeden Samstag, jeden Sonntag, am Seilzug wurde quasi durchgearbeitet. Dadurch wurde Boden gut gemacht. Wir sind im Soll“, so Pircher. Der Dorf Tiroler weiß aber auch: „Bis es nicht ganz fertig ist, kann man nichts sagen. Es kann immer wieder zu Unvorhergesehenem kommen“. Unter anderem habe man zuletzt aufgrund einiger Anpassungsarbeiten an der Bergstation Zeit verloren.

800 Personen pro Stunde
Das Herzstück der neuen Gletscherseilbahn bilden freilich die beiden Kabinen. Diese erstrahlen in roter Farbe, wie bereits 1975 bei der Eröffnung. „Auf dem Papier haben die Gondeln die gleiche Kapazität, 80 Personen pro Kabine, womit 800 pro Stunde auf den Gletscher hinaufbefördert werden können. Effektiv können jedoch bedeutend mehr Personen befördert werden als in den vergangenen Jahren, in der alten Kabine hatten nämlich maximal 50 bis 55 Leute Platz, somit erreichten weniger als 600 pro Stunde den Gletscher“, erklärt Stefan Hütter. Die neuen Kabinen haben eine um 30 Prozent vergrößerte Nutzfläche im Vergleich zu den vorherigen und bieten somit auch mehr Komfort. Mit einer Gesamtlänge von rund 2.150 Metern legt die Seilbahn einen Höhenunterschied von etwa 1.180 Meter in nur sechs Minuten zurück, sie erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu zwölf Metern pro Sekunde.

„Auch die Talstation wird im neuen Glanz erstrahlen“
Bereits ab 23. Dezember sollen die neue Pendelbahn für die Skigäste und somit der Gletscherskibetrieb geöffnet sein, die Pisten im Tal öffneten bereits am 25. November. „Der Skibetrieb läuft in dieser Saison bis 7. April“, so Hütter. Gleich nach Ostern werde wiederum geschlossen. Dann sollen die Arbeiten an der Talstation, die in diesem Winter provisorisch zugänglich ist, fortgesetzt werden. Auch hier tut sich nämlich so einiges. „Auch die Talstation wird im neuen Glanz erstrahlen“, betont Hütter. Demnach solle man bei der neuen Talstation dann direkt von der Skipiste in die Bahn einsteigen können. Neben der Talstation entstehen eine Tiefgarage, ein neues Restaurant und eine Bar sowie eine Garage für Schneekatzen und ein Skidepot. Bis zum Sommer 2024 soll der Rohbau soweit stehen, damit auch die Sommersaison anlaufen kann. Im Herbst solle der Ski-Trainingsbetrieb starten, bis gegen Ende des Jahres 2024 sollen die Arbeiten vollständig abgeschlossen sein, um optimal in die Wintersaison starten zu können. Das beliebte Après Ski Lokal Bussl hat mit Ende der letzten Wintersaison seinen Abschied von Kurzras gefeiert. Bis die neue Bar und das Restaurant an der Talstation fertig gebaut sind, sorgt eine 100 Quadratmeter große Skihütte für Spaß und Stimmung.
Die Kosten belaufen sich allein für die neue Seilbahn auf rund 15 Millionen Euro und dazu kommt der Umbau der Talstation. Man habe sich hierbei für eine verhältnismäßig kostengünstige Variante entschieden. Bereits die gesetzlich vorgeschriebene Revision hätte mit rund vier Millionen Euro zu Buche geschlagen. So habe man sich für eine Neukonstruktion entschieden. „Hier haben wir einen Mittelweg gefunden, und die neue Seilbahn in die bestehende Struktur eingebaut“, erklärt Stefan Hütter. Die Segnung und offizielle Eröffnung der Seilbahn sind für 2. Februar 2024 geplant.

Bürgermeister Rainer: Gletscherbahn ein „Jahrhundertprojekt“
Auch Bürgermeister Karl Josef Rainer freut sich über die Investitionen. „Die Gletscherbahnen waren damals ein Jahrhundertprojekt und sind nach wie vor ein starker Motor der Schnalser Wirtschaft, insbesondere für den Tourismus“, betont er. Mit dem Skibetrieb hänge aber auch abseits des Tourismus „vieles zusammen“. Von der Landwirtschaft bis hin zur Bautätigkeit seien zahlreiche Arbeitsplätze direkt sowie indirekt betroffen. „Ohne das Skigebiet würde Schnals ärmer sein, man würde sich schwertun, die Abwanderung hätte in den letzten Jahrzehnten noch viel größere Ausmaße angenommen“, weiß der Bürgermeister. Dass die fast 50 Jahre alte Bahn derzeit aufwendig erneuert wird, begrüßen Bürgermeister und Gemeindeverwaltung: „Es ist notwendig“. Eine Aufwertung wäre auch das neue Hotel-Projekt in Kurzras. Hierfür wären 600 Betten vorgesehen. „Wir wissen, dass diese Betten notwendig sind“, findet Karl Josef Rainer klare Worte. Derzeit gebe es in Kurzras rund 900 Betten. „Es waren von Anfang an mehr vorgesehen“, so der Bürgermeister. Bereits bei der Errichtung der Gletscherbahnen 1975 seien ca. 1.500 Betten geplant gewesen, um die Wirtschaftlichkeit des Skigebietes zu garantieren. Diese wurden jedoch nie realisiert. Nun hoffe die Gemeinde, dass es klappe. Das Hotel-Projekt wird vonseiten der Gletscherbahnen AG realisiert, derzeit sind die Techniker dabei, die endgültigen Voraussetzungen zum Bau der Betten zu schaffen. Einen Zeitplan könne man momentan nicht nennen.

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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