Die Festung Edelweiß bröckelt
Georg Schedereit freut sich über sein gutes Wahlergebnis

„Ein einmaliges Erlebnis“

Publiziert in 8 / 2006 - Erschienen am 20. April 2006
Georg Schedereit, der Senatskandidat der Liste „L’Unione per Prodi“, hat speziell im Vinschgau mächtig abgeräumt. In seiner Heimatstadt Meran überholte der Journalist und Pressesprecher des grünen EU-Parlamentariers Sepp Kusstatscher mit 31,6 Prozent sogar den SVP-Kandidaten Manfred Pinzger, der in der Passerstadt auf 31,2 Prozent der Stimmen kam. In nicht weniger als zehn Vinschger Gemeinden schaffte Schedereit mehr als 20 Prozent. In Glurns etwa waren es 30,3, in Schlanders 29,2, in Kastelbell-Tschars 26,6, in Latsch 26,4, in Graun, Prad, Schluderns, Laas und Mals zwischen 23,1 und 25,3 Prozent. Auch in Naturns wurden die 20 Prozent überschritten. Im gesamten Wahlkreis bekam Schedereit 21,1 Prozent. „Der Vinschger“: Wie werten Sie Ihr Abschneiden im Wahlkreis West, speziell in der Stadt Meran und im Vinschgau? Georg Schedereit: Das Ergebnis von Meran ist sensationell. Karl Zellers Aussagen, wir würden nur dem Mitte-Rechts-Block Stimmen zuspielen, wurden dementiert. In Meran wurde ich als deutschsprachiger Kandidat auch von vielen Italienern gewählt. Dass ich im Vinschgau in zehn Gemeinden mehr als 20 Prozent der Stimmen bekam und diese Marke auch in Algund und in Burgstall erreichen konnte, freut mich besonders. Am meisten aber gefällt mir, dass wir in den zwei Wahlkreisen Ost und West jeweils ein zweistelliges Ergebnis erzielen und dem neoautoritären und teilweise faschistoiden Rechts-Bündnis italienweit die deutlichste Abfuhr erteilen konnten. „Der Vinschger“: Begründet sich Ihr Ergebnis in Ihrer Person oder war die SVP mit ihrem Kandidaten zu schwach? Georg Schedereit: Es ist weder das eine noch das andere. Für mich war die Kandidatur ein einmaliges Erlebnis und ich habe sehr viel gelernt, speziell auch im Vinschgau. Ich habe in vielen Gesprächen gespürt, dass die Politik von den normalen Sorgen der Menschen sehr weit weg ist. Oft hörte ich von Leuten, dass es allen Politikern nur um den „Tschosch“ gehe. Ich versuchte, die Leute aufzuklären und zu überzeugen. Dies konnte ich in großer Freiheit tun, denn ich habe weder Karriereabsichten noch bin ich sonst auf irgendeinen Vorteil aus. Die SVP ist sicher eine verdienstvolle Partei, aber auch eine Macht- und Geldpartei. Es darf in Rom nicht nur ausschließlich um Südtirol gehen, sondern auch um andere Dinge und ich nenne hier vor allem den neu aufkeimenden, modernen Faschismus und die Machtkonzentration auf einen einzigen Mann. Auch das muss den Südtiroler Vertretern in Rom ein Anliegen sein. „Der Vinschger“: Werden Sie sich in Zukunft erneut politisch „einklinken“? Georg Schedereit: Ich habe weder die Ambition, bei Landtagswahlen zu kandidieren noch bei Gemeinderatswahlen. Jetzt kehre ich wieder zu meinem Arbeitsplatz zurück. Das Gefühl, kein schlechter Wahlkämpfer zu sein, nehme ich mit. Interview: Sepp Laner
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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