Eisige Nächte
Große Schäden im Obstbau
Die Schäden in den Apfelwiesen sind beträchtlich. Insbesondere höhere Lagen hat es hart erwischt. Im Bild ein Feld bei Laatsch.
Not macht kreativ. Viele Landwirte entfachten Feuer in ihren Feldern.
Eine „Anti-Frostkerze“
VI.P-Direktor Sepp Wielander: „Wir können nur das Beste hoffen“

Eiskalte Nächte mit teils verheerenden Auswirkungen

Eiskalte Nächte lassen Vinschger Landwirte um ihre Ernte bangen – und in der Not erfinderisch werden.

Publiziert in 17 / 2017 - Erschienen am 10. Mai 2017

Vinschgau - Es war in drei aufeinanderfolgenden Aprilnächten. ­Eisige Kälte, die ihren Höhepunkt in der Nacht auf den 21. April fand. Die vorausgesagten Frostnächte waren eingetreten. Getroffen hat es ganz Südtirol. Auch der Vinschgau blieb nicht verschont – von einem Frost, den die heimischen Bauern wohl lange nicht vergessen werden, dessen Ausmaße jedoch erst in den nächsten Monaten genauer zu beziffern sind. Doch schon jetzt steht fest, dass es in einigen Apfelanlagen zu Schäden bis zu 100 Prozent kommen kann.
„Die Auswirkungen sind zum Teil verheerend“, erklärt Michael Gamper , Vinschger Bezirksleiter im Beratungsring für Obst- und Weinbau. „Einige Anlagen haben wohl einen Totalausfall zu beklagen“, betont Gamper. Ansonsten sei die Situation ähnlich dem vergangenen Jahr, „wobei es insbesondere in höheren Lagen stärkere Ausfälle geben dürfte als 2016“, so Gamper. In einigen Obervinschger Gebieten kam es Ende April gar nochmals zu Frostnächten.
„Die Situation ist nicht einfach“, weiß auch VI.P-Direktor Sepp Wielander. Einige Zonen habe es „total erwischt“. Zu diesen Gebieten gehören neben Wiesen im Obervinschgau auch Felder in höheren Lagen im Mittelvinschgau. Unter anderem Landwirte in Tabland, Tarsch, Partschins Kortsch und Allitz haben die Frostnächte hart getroffen. Aber nicht nur. Dort, wo Frostberegnung zum Einsatz kam, habe es zwar wenig Schaden gegeben, „jedoch in so genannten Randzonen wiederum, wo die Frostberegnung nicht griff, gab es immer wieder Schäden in größerem Ausmaß. Je nach Strömung, je nach Kältelage“, erklärt Wielander.
Da die Blüte schon sehr weit fortgeschritten war bzw. so gut wie vorüber, seien die Schäden noch verheerender ausgefallen. In den betroffenen Zonen könnte es zu Ernteausfällen von 50 bis 100 Prozent kommen, zudem dürfte die Qualität der Äpfel schlecht sein.

Not macht erfinderisch

So mancher Landwirt hat sich auf die Frostnächte vorbereitet. Unter anderem wurden auf Feldern Feuer gezündet. Sogenannte Frostkerzen kamen dabei zum Einsatz. Diese sollen zumindest dafür gesorgt haben, dass es um bis zu 3 Grad Celsius weniger kalt war. In Kastelbell haben die Bauern auf Ventilation geschworen. Ein großer Ventilator wurde eingesetzt. Auf Hubschrauber-Aktionen wie in anderen Teilen Südtirols wurde im Vinschgau hingegen verzichtet. So kreiste im Eisacktal sowie im Unterland zum Beispiel ein Hubschrauber über die Felder. Der Zweck: Die Luft wurde mit den Rotorblättern verwirbelt, damit die Wärme am Boden bleibt.
Ob und was es gebracht hat, wird sich erst noch zeigen. „Ich kann es selbst nicht beurteilen, inwiefern es sich bezahlt gemacht hat“, so VI.P-Direktor Sepp Wielander. Das Feuern habe sicherlich eine positive Wirkung, jedoch wie groß diese sei und ob Aufwand und Schadensbegrenzung in einem sinnvollen Verhältnis stehen, könne man noch nicht beurteilen.

Großteil der Bauern versichert, aber…

„Wenn man in der freien Natur arbeitet und dort produziert, dann ist die sicherste Vorkehrung, die man treffen kann, eine gute Versicherung abzuschließen“, empfiehlt Wielander. Weil es bereits 2016 zu Frostschäden gekommen war, seien heute mehr Bauern denn je gegen Frost versichert. Zuletzt war es im Vinschgau erst im vergangenen Jahr zu erheblichen Ausfällen wegen Frostschäden in Sachen Menge und Qualität gekommen. Aufgrund der Frostnacht auf den damaligen 28. April gab es bei den Äpfeln eine Fehlmenge von rund 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch 2012 waren Frostschäden zu verzeichnen. „Ich gehe davon aus, dass heutzutage der Großteil versichert ist“, so Wielander.
Doch fest steht auch, dass Versicherungen nur selten den Schaden decken, wie zahlreiche Bauern immer wieder kritisieren. Freilich, ein Teil der Schäden wird beziffert und abgedeckt, doch der vollständige Schaden ist meist schwer festzustellen und die Erträge, die den meisten Landwirten durch die Lappen gehen, sind beachtlich.
Welche Auswirkungen die verheerenden Frostnächte exakt haben werden, wird sich ohnehin erst in den kommenden Monaten zeigen. Die Ernteeinbußen seien sicherlich groß, doch auch mit qualitativen Mängeln ist bei der vorhandenen Ernte zu rechnen. Es hänge von Blüte, Befruchtung, Wachstums-Stadium und anderen Faktoren ab, welche Qualitätseinbußen es gebe. „Hoffen wir das Beste“, so Wielander.

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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