Verkehr in Rabland: Geredet wurde lange genug, jetzt muss eine Entscheidung her

Es geht um die Entwicklung des ganzen Dorfes

Publiziert in 2 / 2008 - Erschienen am 23. Januar 2008
Rabland – Seit vielen Jahren wird in Rabland, im Rathaus in Partschins und in der Verkehrskommission über alle möglichen und unmöglichen Umfahrungsvarianten für das Dorf Rabland diskutiert. „Es gab rund 130 Sitzungen. Geredet wurde genug. Es ist Zeit, jetzt endlich zu einer Entscheidung zu kommen“, sagte Bürgermeister Robert Tappeiner am 17. Jänner vor über 200 Bürgerinnen und Bürgern im Geroldsaal in Rabland. Wie sich bei der Bürgerversammlung klar zeigte, befürworten der Gemeindeausschuss und die Verkehrskommission ­einen rund 800 Meter langen Unterflurtunnel südlich der Staatsstraße, und zwar unter der Trasse der derzeitigen Hochspannungsleitung, die verlegt werden müsste. Einen entsprechenden Beschluss will der Gemeinderat in absehbarer Zeit fassen, möglichst noch vor den Landtagswahlen 2008. Mit dem tatsächlichen Bau ist - wenn überhaupt – erst in 10 oder noch mehr Jahren zu rechnen. „Bauherr ist das Land und das Land will wissen, was die Gemeinde will“, führte der Bürgermeister weiter aus. Der Gemeinderat habe nun eine Entscheidung zu fällen, damit der Bauleitplan geändert und um Aufnahme in das Finanzierungsprogramm des Landes angesucht werden kann. Eine Trasse, mit der alle einverstanden sind, werde es nie geben, „klar aber ist, dass es sich um ein Vorhaben im öffentlichen Interesse handelt und dass es um die zukünftige Entwicklung von Rabland geht.“ Die jetzige Situation ist auf die Dauer nicht tragbar Laut Hans Peter Weiss, Gemeindereferent und Mitglied der Verkehrskommission, soll Rabland zu einem attraktiven, lebenswerten Wohndorf werden. Dafür sei das Dorf neu zu gestalten, vor allem mit der Schaffung eines Ortszentrums. Die derzeitige Situation sei auf Dauer nicht tragbar: „15.000 Autos fahren täglich durch unser Dorf, Tendenz steigend.“ Rabland sei zweigeteilt, die negativen Auswirkungen des Verkehrs auf die Gesundheit seien hinreichend belegt. Nicht minder wichtig sei die Sicherheit: Mehrmals am Tag müssen Schulkinder die gefährliche Hauptstraße überqueren. Besonders gefährdet sind auch ältere Menschen. Bereits 2004 wurde das Ingenieurbüro ­Karbacher & Abler aus Lana mit der Erstellung einer Machbarkeitsstudie zur Verbesserung der Verkehrssituation in Rabland beauftragt. Als zusätzlicher Experte wurde später auch Hermann Knoflacher von der Technischen Universität Wien beigezogen. Knoflacher stellte bei der Bürgerversammlung die verschiedenen Trassenvarianten, insgesamt 7 an der Zahl, vor. Grundsätzlich hielt er fest, dass es nicht so sehr um den Verkehr gehe, sondern um die zentrale Frage: In welchem Dorf wollen die Rablander künftig leben? Es handle sich daher primär um ein urbanistisches Problem, genauer gesagt darum, auf der Fläche der derzeitigen Hauptstraße in Zukunft ein neues Ortszentrum, eine Fußgängerzone und somit eine Verbindung zwischen den derzeit von der Straße getrennten Dorfteilen zu schaffen. „Solange die Fahrbahn bleibt, ist ein Zusammenwachsen nicht möglich“, ist Knoflacher überzeugt. Einer Untertunnelung der Hauptstraße steht Knoflacher skeptisch gegenüber: Die Arbeiten würden mehrere Jahre dauern, es müssten zunächst viele Leitungen herausgenommen und neu verlegt werden, es müsste eine provisorische Umfahrungsstraße gebaut werden und die Kosten einer Untertunnelung seien sehr hoch. Knoflacher plädiert dafür, unter der Hochspannungsleitung einen Umfahrungstunnel in offener Bauweise zu errichten. Nach dem Bau des Tunnels könnte die Oberfläche zugedeckt und wieder landwirtschaftlich genutzt werden. An der Ein- und Ausfahrt sollten Kreuzverkehre errichtet ­werden. Experten raten von einer Untertunnelung der Hauptstraße ab Laut Knoflacher sollte sich die Gemeinde aber beide Optionen (Untertunnelung der Hauptstraße sowie Tunnel unter der Hochspannungsleitung) offen halten. Ein anerkannter Fachmann hätte ihm gegenüber von einer Untertunnelung allerdings abgeraten. Auch Ingenieur Pius Abler sagte, dass eine Firma, die weltweit auf diesem Gebiet operiert, von einer Untertunnelung abgeraten hat. Im Zuge der vom Plauser Bürgermeister Arnold Schuler moderierten Diskussion stellte der Landwirt Hans Bonani fest: „Seit 15 Jahren ist die Untertunnelung der Straße im Bauleitplan eingetragen. Wieso hat die Gemeinde das Vorhaben nie in Angriff genommen?“ Bonani wertet die Untertunnelung als das kleinere, wenn auch kostspieligere Übel, denn beim Bau einer Unterflurtunnels könnten Probleme mit dem Grundwasser auftreten, „und außerdem ist es sehr schwierig und teuer, die Hochspannungsleitung zu verlegen und dann wieder aufzubauen.“ Ingenieur Manfred Ebner, der sich im Auftrag von Bonani mit der Untertunnelung der Hauptstraße befasst hat, meinte, dass dies technisch möglich sei, und zwar mit Hilfe beidseitiger Injektionswände. Ebner schlug eine gemischte Bauweise vor, wobei im Dorf nur im Winter gearbeitet würde, um die Wirtschaft und Betriebe nicht zu sehr zu belasten. Die Untertunnelung sei natürlich teurer als ein Umfahrungstunnel südlich der Staatsstraße. Außerdem sei für mindestens zwei Jahre eine provisorische Umfahrung notwendig. Neben Bonani sprach sich noch ein weiterer Diskussionsteilnehmer für die Untertunnelungsvariante aus. Sigmund Kripp freute sich, dass die Entwicklung des Dorfes in den Mittelpunkt der Diskussion gerückt ist und nicht nur der Verkehr als solcher. Dem Land warf er vor, unsinnigerweise 14 Mio. Euro für die Töller Tunnels ausgegeben zu haben: „Diese Tunnels hat der Vinschgau nicht gewollt. Damit wurde lediglich eine Verkehrs-Schleuse für unser Tal geöffnet.“ Es seien die Dörfer, welche die Verkehrssünden der Landesregierung auszubaden hätten. Auch auf die Frage der Kosten verwies Kripp. Eine Untertunnelung dürfte 40 oder mehr Mio. Euro kosten, ein Unterflurtunnel südlich der Staatsstraße rund die Hälfte. Auf den Aspekt der Kosten verwiesen auch der Bürgermeister und Hans Peter Weiss. Letzterer gab außerdem zu bedenken, dass bei einer Untertunnelung mit einer mindestens drei­jährigen Bauzeit zu rechnen sei. Für die Betriebe könnte das existenzbedrohend werden, „deshalb stehen wir vehement hinter der Trasse unter der Hochspannungsleitung.“ Florian Gamper, Gemeindereferent und Verkehrskommissionsmitglied, sagte, „dass wir noch nie so nahe an einer ­Lösung dran waren wie mit dem jetzigen Vorschlag des Tunnels unter der Hochspannungsleitung. Zumal es aber mindestens zehn Jahre dauern wird, bis dieses Vorhaben umgesetzt wird, müsste schon jetzt mit der Entwicklung eines Ortsmarketing-Konzeptes begonnen werden. Die Betriebe hätten daher Zeit, sich Gedanken zu machen und sich auf die notwendige Umstellung vorzubereiten. In der Variante der Untertunnelung der Hauptstraße sieht auch Ewald Lassnig, der für Rabland zuständige Gemeindereferent, eine Sackgasse: „Eine mehrjährige Baustelle mitten im Dorf wäre ein Riesenproblem. Wie sollen da die Betriebe überleben?“ Vorschläge für Sofortmaßnahmen Deutlich herauszuhören war aus der Diskussion, dass der Verkehr – wie auch immer – in die Röhre muss. Rabland müsse die Chance, ein lebenswerteres Dorf zu werden, nutzen. Die Frage, die wohl allen unter den Nägeln brennt, ist jene nach Sofortmaßnahmen, denn bis der Verkehr in der Röhre verschwindet, wird noch viel Wasser über die Töll fließen. Hermann Knoflacher schlug vor, sich an das Verkehrskonzept Vinschgau anzulehnen: Tempolimit von 30 bzw. 40 km/h im Ortszentrum, fixe Radar­stationen, strenge Kontrollen und Bemühungen zur Einführung eines LKW-Nachtfahrverbotes. (sepp) Kaufleute und Dienstleister sind in Sorge In den Reihen der Kaufleute und Dienstleister sind die Sorgen im Zusammenhang mit dem Bau einer Umfahrung für Rablad groß. Bereits einige Tage vor der Bürgerversammlung hatte sich ein Dutzend Kaufleute und Dienstleister getroffen, um über dieses Thema zu diskutieren. Die Kaufleute und Dienstleister von Rabland, mit Unterstützung ihrer Kollegen aus Partschins und der Töll, stehen dem Vorhaben mit teils großes Skepsis gegenüber. Rablad sei ein Straßendorf, „uns fehlen die Strukturen, wie sie in Naturns oder Schlanders vorhanden sind, wir leben von der Straße“. Die Betriebe würden zur „Umstellung“ angehalten. Das bedeute, „dass sie sich Wundermittel ausdenken müssen, um auch in Zukunft noch überleben zu können.“ Einig sind sie sich darüber, dass das Verkehrsproblem in Rabland gelöst werden muss, und zwar baldigst. Kurz vor der Bürgerversammlung hatte ein Treffen zwischen Kaufleute-Vertretern und Hermann Knoflacher stattgefunden.
Christel Strasinsky
Vinschger Sonderausgabe

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