Mit Voll-GAS Richtung Westen
Der Partnerschaftsvertrag zwischen der Gemeinde Schlanders und der SEL AG ist jetzt besiegelt; im Bild (von links): Gottfried Niedermair (Präsident des Sonderbetriebes Gemeindewerke Schlanders), Bürgermeister Johann Wallnöfer, SEL-Präsident Klaus Stocker und SEL-Generaldirektor Maximilian Rainer.

Gas (und SEL AG) rückt weiter gen Westen vor

Publiziert in 22 / 2005 - Erschienen am 16. November 2005
Schlanders/Latsch/Kastelbell-Tschars - Mit der Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages zwischen der Gemeinde Schlanders und der Landesenergiegesellschaft SEL AG am 7. November im Rathaus in Schlanders sind jetzt sämtliche Weichen für den Bau des Fernheizwerkes in Schlanders gestellt. Bis dahin noch offene Fragen, über die unlängst auch im Gemeinderat diskutiert wurde, konnten im Vorfeld ausgeräumt werden. „Das Vorzugsrecht für den Strom, der im Fernheizwerk erzeugt wird, geht nicht an die SEL, sondern an den Sonderbetrieb Gemeindewerke Schlanders“, bestätigten Bürgermeister Johann Wallnöfer und Gottfried Niedermair, der Präsident des Sonderbetriebes, dem „Der Vinschger“. Dass das Fernheizwerk (Hauptort Schlanders sowie Kortsch, Göflan und Vetzan) zum Teil mit Hackschnitzel und zum Teil mit Gas betrieben werden soll, hatte der Gemeinderat schon vor einiger Zeit festgelegt. Ein Ofen soll mit Hackschnitzel befeuert werden und ein weiterer mit Gasmotoren, wobei gleichzeitig Strom und Wärme erzeugt werden. Als Bauträger und gleichzeitig als Führungsgremium fungiert eine Kapitalgesellschaft (GmbH) mit einem Kapital von einer Million Euro. An dieser Gesellschaft hält die Gemeinde mit einer 51-prozentigen Beteiligung die Mehrheit. Die SEL ist mit 49 Prozent beteiligt. Für die SEL hat sich die Gemeinde in erster Linie deshalb entschieden, weil sie garantiert, bis Mitte November 2006 die Gasleitung von Staben bis nach Schlanders zu bauen (gelingt dies nicht, muss die SEL eine höhe Pönale zahlen). Mit einem solchen Angebot konnten die Etschwerke nicht aufwarten. Dem Verwaltungsrat der GmbH gehören in Vertretung der Gemeinde Gottfried Niedermair (Präsident) sowie Karl Thoman und Sigmar Tschenett an. Die SEL ist mit Erich Ohrwalder (Obmann der Raika Schlanders) und Andreas Feichter (Leiter der Aufforstung Vinschgau) vertreten. Gottfried Niedermair ist überzeugt, dass die Mischvariante Hackschnitzel-Erdgas für ein Heizwerk dieser Größenordnung eine sehr günstige Lösung ist. Wenngleich einer der Öfen mit Gas gefeuert wird, brauche es für den anderen immerhin noch rund 20.000 Schüttraummeter Hackschnitzel im Jahr. Das ist eine große Menge. Das Heizwerk in Laas zum Beispiel „frisst“ pro Jahr 24.000 Schüttraummeter. „Auch wenn das Gas teurer wird, werden wir im Vergleich zum Öl und zur Biomasse günstiger fahren“, so Niedermair. Er verweist auch auf die hohen Transportkosten der Hackschnitzel. Weiters habe sich die Gemeinde das Recht vorbehalten, das Gas nicht ausschließlich von der SEL beziehen zu müssen. Mit durchschnittlich über 70 Prozent ist die Bereitschaft für einen Fernwärme-Anschluss in der Gemeinde Schlanders sehr hoch. Die Gesamtkosten (Bau und Netz) werden mit 30 Millionen Euro angegeben. 30 Prozent dieser Ausgaben übernimmt das Land. Die ersten Anschlüsse soll es in einem Jahr geben. Insgesamt wird mit einer fünfjährigen Bauzeit gerechnet. Das Heizwerk entsteht östlich des Dorfes in der Nähe der Staatsstraße, wo derzeit eine Schottergrube betrieben wird. Auf die Frage, ob eine Partnerschaft mit der SEL AG, die im Vinschgau aufgrund des Stromkonfliktes kein gutes Image genießt, nicht bedenklich sei, meinte Bürgermeister Johann Wallnöfer: „Das Thema Strom ist ein Kapitel und die Gasversorgung ist ein anderes; das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“ Dies sei vorab auch bezirksintern so abgesprochen worden. Auch Latsch will Heizwerk mit Biomasse und Gas In der Gemeinde Latsch ist ein erstes Fernheizwerk-Projekt vor rund zwei Jahren bekanntlich gescheitert. Das Heizwerk hätte vom Sonderbetrieb Gemeindewerke Latsch errichtet werden sollen. Jetzt wird das Projekt unter neuen Vorzeichen erneut vorangetrieben. „Die Gemeindeverwaltung ist bemüht, so bald als möglich ein Fernwärme-Projekt auf die Beine zu stellen“, sagt der zuständige Gemeindereferent Walter Theiner. Derzeit werde ein geeigneter Standort gesucht. Auch über die Form der Führung werde nachgedacht. Angepeilt werde eine Führung in Form einer Genossenschaft. Auch die Gemeinde Latsch erwägt eine Mischvariante mit Hackschnitzel und Erdgas. „Zumal der Rohstoff Hackschnitzel in unserer Gemeinde nur beschränkt vorhanden ist und jetzt ohnehin eine Gasleitung bis nach Schlanders gebaut wird, liegt es nahe, das Fernheizwerk mit Hackschnitzel und mit Erdgas zu betreiben“, sagt Walter Theiner. Mit Gas lasse sich im Vergleich zur Biomasse außerdem viel besser Strom erzeugen. Einer Gasversorgung mit Direktanschlüssen sehe die Verwaltung sehr skeptisch gegenüber, „denn bei einem Direktanschluss haben nur einige wenige wirklich etwas davon“. Verhandlungen mit der SEL seien alsbald zu führen. „Sobald die Fragen des Standortes und der Führungsform sowie weitere wichtige Punkte geklärt sind, werden wir die Bevölkerung umfassend informieren“, kündigt Walter Theiner an. Große Bedeutung komme einem Fernheizwerk in Latsch angesichts der teils sehr schlechten Luftqualität im Winter vor allem auch aus der Sicht der Umwelt, der Gesundheit und der Lebensqualität zu. Ein grundsätzliches Interesse der Gemeinde Kastelbell-Tschars an einer Anbindung an die Gasleitung kündigte auch Bürgermeister Josef Alber an. Der Bau eines Fernheizwerkes sei aufgrund des weit verzweigten Gemeindegebietes aber sicher nicht leicht. Darüber hinaus hegt Alber aber auch einige grundsätzliche Bedenken der SEL gegenüber: „Die Probleme, die wir mit der SEL im Zusammenhang mit den Themen Strom und Umweltplan haben, sind ja bekannt. Wir dürfen uns nicht ganz verkaufen, sondern müssen weiterhin zusammenhalten; es wird zusammen mit dem Bezirkspräsidenten Josef Noggler Aussprachen mit den betroffenen Bürgermeistern geben; und auch mit der SEL sowie mit den Etschwerken, die ja auch da sind, wird zu reden sein“, sagte Alber kürzlich dem „Der Vinschger“. Letztendlich müsste für die Bürger etwas „herausschauen“. Außerdem seien noch mehrere Fragen zu klären, etwa jene der Trasse der Gasleitung, die teils unter dem Radweg verlaufen soll. Weiters sei ja auch noch die ADSL-Leitung (Breitbandtechnologie zur Datenübermittlung) zu verlegen.
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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