OVEG wird eigenständig
Das neue Genossenschaftsgebäude der OVEG entsteht westlich des derzeitigen OVEG-Außenlagers in der Handwerkerzone in Prad; derzeit im Bau befinden sich weitere Kühlzellen für die Lagerung von 7.000 Tonnen Äpfel.

Genossenschafts-Neubau in Prad

Publiziert in 16 / 2012 - Erschienen am 26. April 2012
Eyrs/Prad – Im Kulturhaus in Tschengls fiel am 19. April eine historische Entscheidung. Knapp 85% der Mitglieder der Genossenschaft OVEG sprachen sich auf einer Mitgliederversammlung dafür aus, den Weg der Eigenständigkeit einzuschlagen. Konkret heißt das, dass der ­Kooperationsvertrag mit der ALPE in Laas 2013 aufgelöst wird und dass die OVEG in der Handwerkerzone in Prad, wo sie bereits vor wenigen Jahren ein Außenlager gebaut hat, eine neue Genossenschaft mit Sortier- und Verpackungsanlagen errichtet. von Sepp Laner Über eine mögliche Fusion der OVEG (Obervinschgauer Produktionsgenossenschaft landwirtschaftlicher Erzeugnisse) und der ALPE (Alpine landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft mit Eigenverwertung) war über viele Jahre hin- und herdiskutiert worden. Landesrat Hans Berger hatte sich stets für eine Fusion stark gemacht, auch im Jahr 2008, als es darum ging, den Standort des Außenlagers der OVEG festzulegen. „Der Wunsch der OVEG wäre es gewesen, mit der ALPE zu ­fusionieren, aber diese Fusion kam nicht zustande. Nun haben die Mitglieder mit großer Mehrheit den Weg der Eigenständigkeit beschlossen,“ sagten OVEG-Obmann Christoph Alber und sein Stellvertreter Thomas Spechtenhauser am Tag nach dem historischen Beschluss dem „Vinschger“. Dank der Kooperation mit der ALPE habe die OVEG die Möglichkeit gehabt, sich positiv zu entwickeln. Der Vertrag der Zusammenarbeit, der unter anderem vorsieht, dass die Äpfel aus dem Einzugsgebiet der OVEG in der Genossenschaft ALPE sortiert und verpackt werden, wird nun in absehbarer Zeit aufgelöst. Christoph Alber: „Die Ernte 2013 wird noch in der ALPE verarbeitet und die Ernte 2014 soll bereits im neuen Genossenschafts-Bau in Prad sortiert und verpackt werden.“ Laut Alber und Spechtenhauser wäre die ALPE mittel- bzw. langfristig nicht imstande gewesen, die steigende Apfelmenge der OVEG im Rahmen des derzeitigen Kooperationsvertrages zu verarbeiten. Die OVEG nähere sich einer Erntemenge von rund 40.000 Tonnen (4.000 Waggon). Beim Großteil handle es sich um Äpfel, aber auch Gemüse, Birnen und Marillen werden angeliefert. Ansprechpartner für den Obervinschgau Der Standort für den Neubau der neuen Genossenschaft in der Handwerkerzone in Prad sei aus mehrerlei Hinsicht ideal. Zum einen werde die OVEG damit zum natürlichen Ansprechpartner für die landwirtschaftlichen Produzenten im Obervinschgau, wo Jahr für Jahr neue Obstbauflächen angelegt werden. Ge­spräche mit dem 2009 gegründeten „Obstbauverein St. Veit“, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Obervinschger Landwirtschaft in ihrer Entwicklung zu unterstützen und Perspektiven für den Anbau von Obst, Gemüse und Sonderkulturen als mögliche ­Alternativen zur Viehwirtschaft aufzuzeigen, habe es bereits gegeben. Eines stellen der Obmann und Obmannstellvertreter mit aller Deutlichkeit klar: „Wir sind für ein Nebeneinander in der Landwirtschaft. Der Kornbauer soll ebenso seinen Platz haben, wie der Produzent von Äpfeln, Gemüse, Beeren, Steinobst oder Kirschen.“ Das Potential im Obervinschgau sei in diesem ­Sinne enorm. Im Steigen begriffen sind die Apfelmengen im Einzugsgebiet der OVEG auch deshalb, weil der Gemüseanbau seit einiger Zeit abnimmt und der Obstbau Hand in Hand damit wächst. „Wir haben zurzeit viele junge Obstbauflächen, die noch nicht im Vollertrag stehen“, so Thomas Spechtenhauser. Die Intensivkulturen seien grundsätzlich eine große Chance für die kleinstrukturierten landwirtschaftlichen Betriebe, „und zwar vom Korn und Gemüse bis hin zum Apfel.“ Aufgrund der Weichenstellung vom 19. April wird die OVEG in Zukunft also eine eigenständige Genossenschaft mit allem, was dazu gehört. Der Hauptsitz entsteht in Prad. Die Kühlzellen in Eyrs, in denen ca. 14.000 Tonnen Äpfel gelagert werden können, bleiben bestehen. Für weitere 14.000 Tonnen wurde in Prad das Außenlager errichtet. Dort entstehen derzeit neue Kühlzellen für 7.000 Tonnen. Diese Erweiterung wäre auf jeden Fall notwendig gewesen. Zusätzlich zu den bestehenden 2,5 Hektar kauft die OVEG in der Handwerkerzone in Prad weitere 2 Hektar an. Auf dieser Fläche, die westlich an das bestehende Außenlager angrenzt, entsteht das neue Genossenschaftsgebäude mit Sortier- und Verpackungsan­lagen. Die OVEG wird somit von einer reinen Lager- zu einer vollwertigen Verarbeitungsgenossenschaft. 50 neue Arbeitsplätze Für den Grunderwerb, den Bau des Gebäudes und die maschinelle Ausstattung sind in den nächsten 3 Jahren in etwa 18 Millionen Euro aufzubringen. Hand in Hand mit dem Bau des OVEG-Hauptsitzes in Prad entstehen auch neue Arbeitsplätze. „Laut einer Studie, die der Raiffeisenverband für uns erstellt hat, dürften in Prad fast 50 Personen eine Arbeitsstelle finden,“ so Alber und Spechtenhauser. Dass ein Teil der derzeitigen Arbeitsstellen in der ALPE nach der Auflösung des Kooperationsvertrages abgebaut wird, liegt auf der Hand. Auch einen eigenen Geschäftsführer wird die OVEG einstellen. Die VI.P (Verband der Vinschgauer Produzenten für Obst und Gemüse) hat die Entscheidung der OVEG-Mitglieder mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen. Die neue OVEG ist voll in das VI.P-Netz eingebunden: Sortiert und verpackt wird künftig in Prad, die Vermarktung erfolgt über das bewährte Vermarktungskonzept VI.P 3. Logistisch gesehen ist der Standort des neuen Hauptsitzes in der Handwerkerzone Prad laut Alber und Spechtenhauser sehr günstig gelegen, zumal sich die Hauptdurchzugs­straße in un­mittelbarer Nähe befindet. Großer Dank gebühre dem Landeshauptmann Luis Durnwalder, dem Landesrat für Landwirtschaft Hans Berger sowie dem Landesrat Richard Theiner, ­welche die Anliegen der OVEG mittragen und unterstüzen. Ein weiterer Dank gelte auch der Gemeinde Prad mit Bürgermeister Hubert Pinggera an der Spitze. Die Gemeinde Prad habe sich den Anliegen der OVEG gegenüber stets entgegen kommend gezeigt. Nicht verschlafen hat die OVEG auch Investitionen im Bereich der Sonnenenergie. So wurden auf den Dächern der OVEG in Eyrs und des Außenlagers in Prad in 3 Jahren Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 1,2 Megawatt errichtet. Die OVEG in Zahlen • Derzeitiger Mitgliederstand: 179 • Einzugsgebiet: Eyrs, Tschengls, Prad, Glurns, Schluderns, Mals, Tartsch, Tanas • Lagerkapazität: 14.000 Tonnen in Eyrs, 14.000 Tonnen im ­Außenlager Prad, 7.000 Tonnen im Außenlager Prad (derzeit im Bau) • Anbauflächen der derzeitigen Mitglieder: 650 Hektar • Gesamterntemenge: 35.500 Tonnen im Jahr 2011, Tendenz steigend • Mitarbeiter: 9 derzeit, ca. 60 in Zukunft
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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