Schatzinsel Planeil
10. Tag der Landschaft
Der intensiven Bewirtschaftung liegen extensiven Magerwiesen gegenüber.
Schatzinsel Planeil mit Blick auf Prämajur
„Es ist höchste Zeit, diesen Standort wieder zu mähen“, sagte Thomas Wilhalm.
Die Kugelorchis
Der Drachenkopf
Onorevole Filippo Maturi

Genpool für Pflanzen und Tiere

Bedeutung der Bergwiesen im Fokus. Landschaftliches Erbe in seiner ökologischen und naturgeschichtlichen Vielfalt erhalten

Publiziert in 13 / 2022 - Erschienen am 19. Juli 2022

Planeil - „Genpool Bergwiesen“ war das diesjährige Motto des „Tages der Landschaft 2022“, zu dem die Stiftung „Landschaft Südtirol“ Anfang Juli ins Planeiltal geladen hatte. „In Jahrhunderten durch Handarbeit geschaffen, sind unsere Bergwiesen heute vor allem Lebensräume mit hoher Biodiversität in einer ökologisch verarmten Kulturlandschaft“, stand in der Einladung der Stiftung Landschaft, der ungefähr 30 Personen aus ganz Südtirol gefolgt waren. Ziel der Exkursion war ein „Lokalaugenschein“ bei zwei besonders artenreichen Bergwiesen, die die Stiftung im vergangenen Jahr von den zwei Bauern Hans Blaas und Reinhard Höchenberger aus Planeil gekauft hat. Angeführt wurde die Wanderung zum „Tag der Landschaft“ von der Stiftungspräsidentin Sigrid Pernthaler, dem Vizepräsidenten und Landtagsabgeordneten Hanspeter Staffler sowie den Mitgliedern Lucia Attina` und dem Biologen Thomas Wilhalm. Mit dabei waren u.a. auch der Parlamentsabgeordnete Filippo Maturi, Kurt Kusstatscher von Sortengarten Südtirol, Georg Pircher vom Forstinspektorat Schlanders, Leo Hilpold vom Amt für Natur, die Biologen Udo Thoma und Joachim Winkler, Franz Fliri, Bezirksobmann des Heimatpflegeverbands sowie einige Stifterinnen und Stifter. Hanspeter Staffler erläuterte den Anwesenden das Ziel der Stiftung, das von Natur und Mensch geschaffene landschaftliche Erbe Südtirols in seiner ökologischen und naturgeschichtlichen Vielfalt zu erhalten und nachhaltig zu sichern. Auf der orografisch linken Talseite im Planeiltal liegen intensiv bewirtschaftete Fettwiesen; an der Sonnenseite, wo die 1,3 ha großen angekauften Parzellen liegen, haben sich noch großflächige Magerwiesen erhalten. Durch die starke Hangneigung wird eine maschinelle Bearbeitung der Flächen erschwert. Dadurch blieben dort die Ursprünglichkeit der Landschaft und ein besonderes, floristisches Erbe mit ästhetisch ansprechenden, seltenen Blumen wie dem Berg-Drachenkopf, der Kugelorchis, das Heilglöckchen u.a.m. erhalten, erklärte der Biologe Thomas Wilhalm. 

Auf eine Blütenpflanze kommen 10 Insektenarten

Es war der Biologe Joachim Winkler, der die Stiftung auf die Gefahr der Verbuschung und Verstrauchung dieser Magerwiesen und die damit verbundene Bedrohung der besonderen Flora und Fauna aufmerksam gemacht hatte. „Es ist höchste Zeit diesen Standort wieder zu mähen“, bestätigte auch Thomas Wilhalm. Es genüge, alle zwei bis drei Jahre im August zu mähen, um die weitere Verbuschung zu stoppen und das Ausreifen der Gräser und Blumen zu gewährleisten. „30 Prozent der Südtiroler Bergwiesen sind noch in einem nützlichen Zustand für die Biodiversität“, so Wilhalm weiter. Deshalb sei der Genpool umso wichtiger, damit Saatgut für eine Übergangszeit aufbewahrt werde, falls es wieder benötigt wird. 

Beginn der extensiven Bewirtschaftung

Die Stiftung habe sich verpflichtet, diese Kleinodien für die Gesellschaft und für deren Nachkommen zu erhalten. Wie die Bewirtschaftung in Zukunft ausschauen soll, muss noch geklärt werden. „Die Landesgelder stehen zur Verfügung“, bestätigte Georg Pircher von der Forstbehörde. „Im Herbst werden die ersten Arbeiten auf der Wiese durchgeführt und die Wurzelschösslinge der Zitterpappel entfernt. Mit unseren Forstarbeitern werden wir die Bewirtschaftung unterstützen. Es wäre wünschenswert, wenn sich eine Gruppe junger Bauern oder ein Verein vor Ort bereit erklären würde, die extensive Bewirtschaftung zu übernehmen“. Die Eiszeiten zwangen den Berg-Drachenkopf von seinem Ursprungsgebiet, wahrscheinlich Innerasien, über lange Zeit auszuwandern. So erreichte er schließlich auch die Alpen und fand u.a. im Vinschgau, genauer in Matsch und Planeil eine zweite Heimat. Die über Jahrhunderte naturnah bewirtschafteten Bergwiesen verhalfen dem Berg-Drachenkopf, sich hier weiter auszubreiten. Der Biologe Joachim Winkler hat zusammen mit Johannes Ruepp einige tausend Pflanzen in Planeil erhoben. Erfreulich sind auch die Bestände der seltenen Kugelorchis und des Heilglöckchens, der Feuerlilien und der Türkenbund-Lilie. Bergwiesen, die zunehmend aufgelassen und dem Wald überlassen oder die intensiv bewirtschaftet werden, setzen diesen besonderen Pflanzengesellschaften arg zu. 

Parlamentsabgeordneter Filippo Maturi auch dabei

Mit Filippo Maturi war ein besonderer Gast beim Tag der Landschaft 2022 dabei. Der Abgeordnete im italienischen Parlament ist Präsident der „interfraktionellen parlamentarischen Arbeitsgruppe Biodiversität und Ökosysteme“. „Dieses Jahr ist der Begriff „Biodiversität“ in aller Munde, läuft jedoch Gefahr, eine leere Schachtel zu bleiben, denn den wenigsten ist der Inhalt des Begriffs bekannt, auch unter den Politikern. Umso wichtiger sind Information und Sensibilisierung der Bevölkerung“, so der Abgeordnete. „Unser Land ist eines der schönsten weitum; mein Dank dafür gilt der Natur und den Menschen, die sich jeden Tag für den Erhalt und die Pflege einsetzen“.

Eigentum ist der beste Schutz

Unter diesem Motto versucht die Stiftung Landschaft auf dem Erbweg, durch Schenkung oder auf dem Kaufweg Liegenschaften in ihren Besitz zu bekommen, um diese landschaftsgerecht, ökologisch und nachhaltig für die Nachwelt zu bewirtschaften und zu erhalten. Die Bergwiesen in Planeil konnten durch Spenden von Stifterinnen und Stiftern erworben werden. Der Crozzol-Hof bei Buchholz in der Gemeinde Salurn kam 2009 über eine Schenkung in den Besitz der Stiftung; ein Feuchtbiotop wurde im Jahr  2020 in Margreid anstelle einer kleinen Obstwiese geschaffen. Der Tag der Landschaft soll alljährlich die Initiativen der Stiftung aufzeigen, welche ohne Gewinnabsicht arbeitet, und gleichzeitig für ihre Anliegen sensibilisieren. Gestartet sei die Stiftung vor über 13 Jahren mit 20 Mitgliedern, heute zähle sie bereits über 80, freute sich Stiftungspräsidentin Sigrid Pernthaler bei der abschließenden, gemeinsamen Marende im Gasthof zur Gemse in Planeil. 

Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Vinschger Sonderausgabe

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