Fortbestand der Soyalm ist gesichert
Neuer Wander-, Viehtrieb- und Themenweg eröffnet
Die neue Brücke über den Soybach.
Der Fortbestand der Alm konnte dank des neuen Wander- und Viehtriebweges gesichert werden.
Josef Kaufmann und seine Frau Julia mit den Kindern Luis und Fredi.
Bei einer der 5 Thementafeln entlang des neuen Wander- und Viehtriebweges auf die Soyalm.
Manfred Ladurner
Georg Altstätter
Maria Hochgruber Kuenzer und Josef Stricker
Hanspeter Gunsch

Guter Kompromiss

Bewirtschaftung der Soyalm kann fortgesetzt werden.

Publiziert in 11 / 2023 - Erschienen am 14. Juni 2023

Goldrain/Martell - Der Fraktion Goldrain, der die Soyalm in Martell gehört, ist es gelungen, im Zeitraum von 2020 bis 2022 einen neuen Wander- und Viehtriebweg vom Tal bis zu den Weideflächen zu errichten und damit den Fortbestand der Almbewirtschaftung zu sichern. Zur offiziellen Eröffnung des 3,25 Kilometer langen Soyweges haben am 10. Juni nicht nur viele große und kleine Goldrainer und Marteller die rund 600 Höhenmeter bis zur Soyalm bewältigt, sondern auch viele Ehrengäste und Vertreter der beteiligten Projektpartner. Nur der Priester Josef Stricker durfte sich auf ein Quad setzen, mit dem Roland Schwienbacher den „Stallwieser Pfarrer“, der mit 84 Jahren nicht mehr der Jüngste ist, über den neuen Weg zur Erteilung des kirchlichen Segens auf die Alm brachte. Wie Manfred Ladurner, der Präsident der Eigenverwaltung Goldrain, in seiner Eröffnungsrede ausführte, wurde nicht eine klassische Zufahrt errichtet, sondern nur ein Wander- und Viehtriebweg, der ausschließlich der Almbewirtschaftung dient, also vor allem für den Viehauftrieb und -abtrieb. Nur in Ausnahmefällen kann der schmale Weg mit einem Quad befahren werden: zum Beispiel, wenn ein Tierarzt auf die Alm muss oder wenn die Bergrettung gerufen wird. Ohne den Bau der Materialseilbahn im Jahr 1997 wäre die Almbewirtschaftung vermutlich schon damals ausgelassen worden. Die Seilbahn bleibt weiterhin unverzichtbar. Mit ihr werden unter anderem Viehsalz, Lebensmittel, Getränke und viele andere Dinge transportiert, mitunter auch verletzte, kranke oder abgestürzte Tiere. „Wenn schwerere Lasten zu transportieren sind, braucht es nach wie vor den Hubschrauber“, sagte der Fraktionspräsident. Nicht unerwähnt ließ Manfred Ladurner, dass es bereits in 1980er Jahren Bemühungen gegeben hatte, einen Forst- bzw. Traktorweg zu bauen. Diese Projekte wurden jedoch als technisch nicht machbar eingestuft und somit abgelehnt. Auch ein späterer Anlauf für den Bau eines Weges stieß auf Ablehnung. Die Alm liegt nicht nur im Gebiet des Nationalparks, sondern ist auch Natura-2000-Gebiet. Als die Alperia 2019 ankündigte, die Wasserableitung des Soybaches zu erneuern, schmiedete der Fraktionsausschuss neue Pläne für die Errichtung eines Viehtriebweges. Bereits die ersten Aussprachen mit der Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer, dem Marteller Bürgermeister Georg Altstätter, dem Ressortdirektor Frank Weber und Vertretern der Forstbehörde sowie des Nationalparks verliefen sehr konstruktiv. 

Bisher war der Anstieg sehr steil

Alle erkannten die Notwendigkeit, den bisherigen sehr steilen Anstieg auf die Alm durch einen neuen Viehtriebweg entlang einer zu 80 Prozent neuen Trasse zu ersetzen und somit den Fortbestand der Almbewirtschaftung zu sichern. Als Projektant und Bauleiter konnte Hermann Tumler vom gleichnamigen technischen Büro für Land- und Forstwirtschaft in Karthaus gewonnen werden. Das von der Baukommission der Gemeinde Martell genehmigte Projekt wurde bei der „Lokalen Aktionsgruppe Vinschgau“ (LAG) als Leader-Projekt eingereicht. 2020 kam die Zusage einer Mitfinanzierung, allerdings mit der Auflage, zusätzlich zum Viehtriebweg auch einen Themenweg zu errichten. Der Bau des Viehtriebweges wurde im Sommer 2020 ausgeschrieben. Den Zuschlag bekam die Firma Marx. 2022 wurde der alte Weg rückgebaut. Für den Bau der neuen Brücke über den Soybach verwendete der Zimmermann Florian Alber Holz von Lärchen, die beim Bau des Weges gefällt werden mussten. Insgesamt kostete die Errichtung des Wander- und Viehtriebweges rund 425.000 Euro. Über das Leader-Programm wurden 276.000 Euro bereitgestellt. Die Deckung des Restbetrages inklusive der Mehrkosten, die infolge von Preissteigerungen dazugekommen waren, übernahm die Fraktion Goldrain.

5 Thementafeln entlang des Weges

Die Idee, für die Errichtung des Themenweges die Grundschule Goldrain mit ins Boot zu holen, hatte die Fraktions-Sekretärin Eva Ratschiller. Den Kindern aller 5 Klassen wurde ein Thema vorgegeben, zu dem sie Bilder malten und Texte schrieben. Die Bilder und Texte dienten als Vorlage für die Gestaltung von 5 Thementafeln aus Cortenstahl, die entlang des Wander- und Viehtriebweges aufgestellt wurden. Befasst haben sich die Kinder mit der Geschichte der Soyalm, der „Roadroscht“, wo man sich immer eine Rastpause gönnte, den Waldberghöfen auf der gegenüberliegenden Talseite, der alten und neuen Brücke über den Soybach und dem „Raabwoadn“. Dieser Name bedeutet „Raubweiden“ und geht darauf zurück, dass die Weide von jenen Hirten genutzt werden durfte, die ihre Tiere nach dem Winter zuerst auf die Weide brachten. Die Finanzierung der Thementafeln übernahm die Bauerjungend Goldrain, die von der Raiffeisenkasse Latsch großzügig unterstützt wurde.

Sinnvolle und gute Investition

Die Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer, der Marteller Bürgermeister Georg Altstätter, seines Zeichens auch Präsident des Nationalpark-Führungsausschusses sowie Vertreter der LAG, und Hanspeter Gunsch, der Direktor des Landesamtes für den Nationalpark Stilsferjoch, sprachen in ihren Grußworten von einem sinnvollen sowie natur- und umweltverträglichen Projekt. „Dieser Wander- und Viehtriebweg ist einerseits ein touristischer Mehrwert und trägt anderseits auch dazu bei, die Almbewirtschaftung zu erhalten“, so Hochgruber Kuenzer. Laut Hanspeter Gunsch gehört es zu den Missionen des Nationalparks, Almweiden und Almflächen offen zu halten, „denn damit bleibt auch die Biodiversität erhalten.“ Georg Altstätter sprach von einem gelungenen Kompromiss „zwischen jenen, die eine regelrechte Zufahrt wollten und jenen, die sich gegen alles sträubten.“ Mit beindruckenden Grundsatzgedanken zu Südtirol wartete im Rahmen der Segnung Josef Stricker auf. Er ortet in Südtirol ein starkes Gefälle zwischen den Städten und standnahen Dörfern, der Talsohle sowie den Seitentälern und Berghängen: „Ein Gutteil der Probleme, die wir heute haben, kommt davon her, dass wir die Lebenswelt der jeweils anderen nicht mehr kennen, und uns auch nicht bemühen, sie kennenzulernen.“ Die drei erwähnten „Kleinplaneten“ scheinen immer weiter auseinanderzudriften „sodass wir in Südtirol vor einem gesellschaftspolitisch hochbrisanten Problem stehen.“ Der Fraktionspräsident dankte abschließend allen beteiligten Personen, Ämtern und Behörden für die gute Zusammenarbeit, sowie allen Firmen, Arbeitern und Handwerkern für die vorbildhafte Ausführung der Arbeiten. Zu den Ehrengästen, die auf der Soylam mitgefeiert haben, gehörten unter anderem auch Landtagsvizepräsident Sepp Noggler, der Latscher Bürgermeister Mauro Dalla Barba, der Leiter des Forstinspekorates Schlanders, Georg Pircher, der Ressortdirektor Frank Weber sowie der Schnalser Bürgermeister Karl Josef Rainer und etliche weitere LAG-Mitglieder. Allgemein bedauert wurde, dass die Goldrainer Grundschulkinder nicht teilnehmen konnten. Dies hatte aber einen guten Grund, denn in Goldrain fand am selben Tag das Sportfest statt, das schon einmal hatte verschoben werden müssen.

Der 4. Sommer für die Familie Kaufmann

Für Josef Kaufmann, seine Frau Julia und die Kinder Luis und Fredi hat heuer übrigens bereits der 4. Almsommer auf der Soyalm begonnen. Mit der Herstellung von Käse und Butter hat Josef am 7. Juni begonnen. „Zurzeit haben wir 12 Melkkühe hier, 60 Ziegen, 2 Jungstiere und 9 Pferde“, sagte er am 10. Juni dem der Vinschger, „weitere Tiere werden noch folgen, darunter auch eine stattliche Zahl junger Hengste.“ Mit 2.072 Höhenmetern gehört die Soyalm, auf der die Familie Kaufmann auch einen kleinen Ausschank betreibt, zu den höchsten Milchviehalmen Südtirols. Im Vorjahr war übrigens auch ein Wolf „zu Gast“ auf der Alm. Josef Kaufmann: „Es fehlten 10 Schafe und Ziegen. Zwei der Tiere wurde nachweislich von einem Wolf gerissen.“ Detail am Rande: Die Soyalm war 1567 von der Gemeinde Martell für 290 Gulden an die Grafen Franz Hendel zu Goldrain und Caspar zu Ober- und Untermontani verkauft worden. 1815 verkaufte die Gräfin Elisabeth zu Schanzen die Alm an die damalige Gemeinde Goldrain.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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