Das Tal verkauft sich zu billig
Das Interesse an der 2. Vinschger ­TourismusRunde war sehr groß.

Höhere Wertschöpfung im und durch den Tourismus

Publiziert in 39 / 2013 - Erschienen am 6. November 2013
Bei der 2. Vinschger TourismusRunde wurde zurück und nach vorne ­geblickt. Etliche Steine sind aus dem Weg zu räumen. Schluderns - Um die Wertschöpfung im Tourismus nachhaltig zu steigern, sind neue Gäste zu gewinnen, Stammkunden zu halten und das Preisniveau zu heben. So brachte Direktor Kurt Sagmeister bei der zweiten Auflage der Vinschger TourismusRunde das langfristige Ziel von Vinschgau Marketing auf den Punkt. Er blickte im voll besetzten Kulturhaus in Schluderns auf Geleistetes zurück und stellte neue Vorhaben und Projekte vor. Die Zahl der Übernachtungen in den 12 Gemeinden, in denen 7 Tourismusvereine (ab 2014 sind es 8) operieren, belief sich 2012 auf über 1,9 Millionen. Ankünfte wurden 413.007 gezählt. Das Gästemagazin „venusta“ erreicht jährlich rund 1 Mio. Leser. Stark ins Zeug gelegt hat sich das engagierte, vierköpfige Team von Vinschgau Marketing, das seit kurzem im neuen Sitz in Glurns arbeitet, mit Offensiven im Internet. Die Seiten der Betriebe auf www.vinschgau.net zum Beispiel wurden über 65.000 Mal angeklickt. Das Vinschgauportal soll weiter ausgebaut werden. Auch auf ein einheitliches Erscheinungsbild des Vinschgaus auf allen Ebenen wird großer Wert gelegt, bei der Beschilderung der Etschradroute „Via Claudia Augusta“ ebenso, wie beim ­Vinschger Höhenweg, bei Auftritten im Internet oder auf Drucksorten von Vinschgau Marketing und den Tourismusvereinen. Apropos Radroute: in Laas wurden heuer vom 1. Jänner bis zum 2. September 128.447 Radfahrer gezählt. Die Bezeichnung „Vinschgau - Kulturregion in Südtirol“ wurde laut Sagmeister manchmal zwar etwas kritisiert, doch mit „Kulturregion“ wird das vermittelt, was im Vinschgau landesweit einzigartig ist, nämlich das vielfältige und einmalige kulturelle Angebot. Das bedeute aber nicht, dass im Vinschgau nicht auch Sport, Spaß und Erleben groß geschrieben werden. Es ist die Kombination aus Sportmöglichkeiten in einer abwechslungsreichen Kulturlandschaft, die das Tal einzigartig macht, gute Beispiele sind zum Beispiel Wandern auf den Waalwegen, der Reschenseelauf oder Radfahren entlang der Via Claudia Augusta und auf das Stilfserjoch. Mit dem Begriff „Kulturregion“ verschaffe sich das Tal ein Alleinstellungsmerkmal. Worauf kommt es an? Um im Vinschgau nachhaltig eine höhere Wertschöpfung zu erzielen, muss die Wertschöpfung in den Betrieben gesteigert werden. Und dafür ist laut Kurt Sagmeister der Hebel in drei Bereichen anzusetzen. Neben der Pflege und Betreuung der Stammkunden gilt es neue Gäste zu gewinnen, und zwar mit der Verbesserung bestehender bzw. der Schaffung neuer Angebote. Als positive Beispiele neuer Angebote nannte der Vinschgau Marketing-Direktor die Whisky-Destillerie Puni und den Spiele-See am Watles. Ernsthaft zu überlegen sei eine Anhebung des Preisniveaus. Im Vinschgau sei der durchschnittliche Zimmerpreis in Drei- und Viersterne-Betrieben um bis 30% niedriger als in anderen Bezirken. „Ist es im Vinschgau um 30% weniger schön oder bietet unser Tal um 30% weniger an?“, so die Frage von Sagmeister. Und er zitierte auch Christoph Engl: „Wer keine klare Positionierung hat, keine Marke und kein Signal setzt, verschwindet im Wühltisch des Preiskampfes.“ In diesem Sinne müsse das Tal seine Alleinstellungsmerkmale noch mehr in den Vordergrund stellen. Die berühmte „Vinschger Kreativität“ sei hier besonders gefragt. Ein neues Angebot, in das große Hoffnungen gesetzt werden, ist die VinschgauCard, die ab März 2014 eingeführt wird. Über 130 Betriebe sind beteiligt. Mit der VinschgauCard soll das Tal vor allem auch für neue Gäste begehrlicher werden. Die Giro d‘Italia-Etappe 2013 fiel zwar ins Wasser bzw. in den Schnee, brachte aber rund 6 Mio. Euro Wertschöpfung. „Die Zusammenarbeit im ganzen Tal war super und wir sind überzeugt, dass das auch bei der für 2014 geplanten Etappe so sein wird“, sagte Sagmeister. Schwachpunkt Winter In Sachen Wintertourismus hinkt der Vinschgau im Vergleich zu anderen Regionen nach. „Das ist ein Schwachpunkt, den wir langfristig beheben müssen“, so Sagmeister. Was die Bekanntheit im Winter betrifft, sei noch einiges wettzumachen. Auch in diesem Bereich seien Neuheiten, wie es etwa das Eislaufen auf dem Reschensee ist, mehr als willkommen. Und auch auf einige Themen bzw. „Steine“ wies er hin, die aus dem Weg zu räumen sind: Frage der Skigebiete im Obervinschgau, Golfplatz, Umfahrungen, Pestizid-Einsatz, Betriebsnachfolge, Stilfserjoch-Maut sowie Investitionsstau in nicht wenigen Betrieben. Sagmeisters Vision für den Vinschgau: „Ein Tal mit einem gesunden Maß an Tourismus und einer gesunden Wirtschaft. Ein Tal, in dem jeder Gastgeber stolz darauf sein kann, einen Betrieb zu führen.“ Auf dem richtigen Weg HGV-Präsident Manfred ­Pinzger und Landesrat Thomas Widmann lobten den Einsatz und das Engagement des Mitarbeiterstabes von Vinschgau Marketing. Dessen Präsident Matthias Tschenett hatte der TourismusRunde aus gesundheitlichen Gründen leider nicht beiwohnen können. Auch Widmann sieht in der VinschgauCard ein großes Potential für den Vinschgau. Er sicherte übrigens zu, dass „die Vinschgerbahn in zwei Jahren elektrifiziert sein dürfte.“ Laut Pinzger ist der Tourismus unbestritten der Motor der Wirtschaft. Der Vinschgau sei insgesamt gut unterwegs, „allerdings gibt es auch einige Schwachstellen, die im Einvernehmen zu lösen sind.“ An Kreativität und Ideen fehle es im Vinschgau nicht, „bei der Umsetzung allerdings hapert es manchmal, ich nenne etwa den Golfplatz.“ Visionen und Diskussionen seien zuzulassen, so auch die Frage, was ein Zusammenschluss von Skigebieten im Oberland bringen könnte. Das Thema, über das der Kommunikationsberater Klaus Egger sprach, passte inhaltlich perfekt zum Abend. Er ging auf die 4 Kernelemente ein, auf die jeder Betrieb aufbauen sollte: ganz oben steht die Vision, gefolgt von einem Leitbild, einem Ziel und einer Strategie. Zu den Ehrengästen der TourismusRunde zählten unter anderen auch SWR-Präsident und HGV-Bezirksobmann Hansi Pichler, Erich Pfeifer, der Präsident der Ortler Skiarena, LTS-Geschäftsführer Hubert Unterweger, HGV-Gebietsobmann Karl Pfitscher sowie Vertreter anderer Wirtschaftsverbände und Gemeindepolitiker. Sepp Laner
Josef Laner
Josef Laner

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.