Tourismus: Schlanders und Laas sind die Vorreiter
Der Vinschger Weg begann im Untervinschgau.

In Vetzan wurde Tourismusgeschichte geschrieben

Publiziert in 19 / 2011 - Erschienen am 18. Mai 2011
Am Donnerstag, 12. Mai gegen 22.00 Uhr hat in Vetzan, Gemeinde Schlanders, eine neue Ära im Vinschger Tourismus begonnen. Sie war längst überfällig, aber es war dennoch überraschend, wie reibungslos und einstimmig die Touristiker der Gemeinden Schlanders und Laas auf das Konzept „Der Vinschger Weg“ gesetzt oder auch sich ihm anvertraut haben. von Günther Schöpf Man sollte den Symbolgehalt des Versam­mlungsortes nicht unterschätzen. Vielleicht haben die Verantwortlichen daran gedacht, vielleicht auch nicht. Sie haben für die Vollversammlung des „Tourismusvereines Schlanders-Laas“ einen Betrieb gewählt, der immerhin den Begriff „Vinschgau“ im Namen führt. „Der Vinschger Weg“ begann im „Vinschgerhof“. Der Vorsitzende der Weg bereitenden Arbeitsgruppe, Ulrich Veith, legte in seiner Einführung viel Be­tonung auf „den gefühlten Vinschgau“, der an der Töll endet. Der symbolischen Bedeutung nicht genug. Die Versammlung fand nahe an der ernst zu nehmenden Kastelbell-Tscharser „Bruchstelle“ statt. Geleitete wurde sie von Karl Pfitscher, nicht nur Präsident des Tourismusvereines Schlanders-Laas, sondern auch noch amtierender Vorsitzender des unglücklich geborenen Tourismusverbandes Vinschgau. Es geht symbolkräftig weiter. Ein Obervinschger Bürgermeister der jüngeren Generation rief die Anwesenden auf, alten Ballast abzuwerfen und „an der touristischen Entwicklung des Vinschgaus zu glauben“. Er erinnerte an das Vinschger Potenzial, an die Einmaligkeit in Südtirol, an die Möglichkeiten der Zusammenarbeit und legte in geraffter Form das Grundkonzept des Vinschger Weges dar: „Der neu zu gründende Verband wird die Marke Vinschgau bewerben, die einzelnen Vereine haben das zu bieten, was der Verband verspricht, indem sie in Projekte und Aktionen investieren. Langfristig sehen wir es als realistisch, dass der Vinschgau bis zur Töll wahrgenommen wird, weil auch der Partner in Meran davon profitiert.“ Historische Bedeutung Konkret machte er darauf aufmerksam, dass der Tourismusverein Kastelbell-Tschars nur im Vinschger Boot gehalten werden kann, wenn sich der Vinschgau entwickle. Die Zusage von Schlanders-Laas habe historische Bedeutung. Jener Verein, der seine bisherigen Mitgliedsbeiträge am spürbarsten erhöhen müsse, mache den Anfang, sagte sinngemäß Veith. Um 600.000 Euro für Marketingmaßnahmen aufbringen zu können, sei ein Budget von rund einer Million notwendig, müssten die sieben Tourismusvereine etwa 400.000 Euro aufbringen. Nur wenn die Vinschger zeigen, dass sie hinter dem Konzept stehen, würde zum Schlüsselbeitrag des Landes von 250. 000 Euro Tourismuslandesrat Hans Berger im Startjahr noch einmal 250.000 Euro dazu legen. „Wenn wir diesen Zug verpassen, ist er ein für allemal abgefahren“, drückte es Karl ­Pfitscher drastischer aus. Als Mitglied der Arbeitsgruppe stellte der Vetzaner Hotelier Mathias Tschenett das Beitragskonzept für Schlanders und Laas vor und berichtete von den Schwierigkeiten, nach einer einheitlichen Richtlinie vorzugehen. Zu unterschiedlich seien die Mitgliedsbeiträge gestaffelt. Bisher zahlte der Tourismusverein Schlanders-Laas 12.500 Euro an den Tourismusverband Vinschgau; im neuen Konzept seien 42.000 Euro vorgesehen. Damit erhöhen sich die Beiträge der Beherbergungsbetriebe in Schlanders und Laas um rund 50 Prozent; die der Kaufleute, Gastronomen, Handwerker, Freiberufler und Gönner bezogen auf die bisherigen Summen um 30 Prozent. Zurückzuführen sei dies auf die niedrigsten Mitgliedsbeiträge aller sieben Tourismusorganisationen. Beispiel Obstbau Es entwickelte sich ein sehr ruhige und sachliche Diskussion, in der Sorgen um die ­finanzielle Belastung kleinerer Betriebe zum Ausdruck kamen, in der sich Senator Manfred Pinzger, der Bezirksobmann der Kaufleute, Dietmar Spechtenhauser (Laas), die Vertreter der beiden Alpenvereinssektionen, Manfred Gemassmer (AVS Schlanders) und Siegfried Tappeiner (AVS Laas), der Schlanderser Raika-Obmann Erich Ohrwalder, die Vertreter der Kaufleute und Touristiker aus Schlanders, Laas und Kortsch zu Wort meldeten. Dabei wurde hingewiesen, dass die Obstproduzenten es längst vorgemacht hätten, wie man das Produkt Vinschgau bewerbe. Die Bürgermeister Dieter Pinggera (Schlanders) und Andreas Tappeiner (Laas), erinnerten an die großen Möglichkeiten im Tal und an die Notwendigkeit, gemeinsam aufzutreten. Als Bezirkspräsident teilte ­Andreas Tappeiner mit, dass die Bezirksgemeinschaft vorläufig für die Koordination des „Vinschger Weges“ zuständig sein ­wolle. „Wichtig ist, dass der Gast im Vinschgau etwas erlebt“ Die neue Gesellschaft will die Gäste mit den Produkten der Tourismusorganisationen überzeugen, den Urlaub im Vinschgau zu verbringen. Damit ist in geraffter und schlichter Form die Philosophie des neuen Tourismuskonzeptes ausgedrückt. Den an sich bescheidenen, aber dennoch revolu­tionären Satz „Hauptsache, der Gast erlebt etwas im Vinschgau“ hatte zuerst Manfred Pinzger gebraucht. Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Der Vinschger Weg“, Ulrich Veith, äußerte sich dem „Der Vinschger“ gegenüber ähnlich. „Der Vinschger:“ Die eben vorgestellte Berechnung der Mitgliedsbeiträge an die neue Gesellschaft bezieht sich nur auf Schlanders? Ulrich Veith: Das Modell, das Mathias Tschenett präsentiert hat, gilt nur für Schlanders und Laas. Jede der sieben Organisa­tionen hat einen gewissen Anteil am gesamten Nächtigungsaufkommen im Tal, darauf beruht in Zukunft nicht nur das Stimmrecht, sondern auch der Anteil an den von der Arbeitsgruppe festgelegten 400.000 Euro ­(siehe Kasten). Den Weg, wie eine Organisation zur Deckung des Beitrages kommt, muss sie selbst suchen. Wer mehr Nächtigungen hat, hat mehr Mitspracherecht, muss aber auch mehr einzahlen. Bisher hatte ein kleiner Verein dasselbe Stimmrecht wie ein großer. Nun orientiert sich das Stimmrecht am Anteil der Nächtigungen. Es kann aber sein, dass ein kleiner Verein ein besonders gutes Produkt hat. Das wird in der Werbung dann bevorzugt behandelt. Ohne dass ein höherer Mitgliedsbeitrag bezahlt werden muss? Ulrich Veith: Ohne. Daher ist es wichtig, dass jeder Ort oder jeder Verein seine Stärken unterstreicht. Jeder ist angehalten, sich Gedanken über seine Möglichkeiten zu ­machen und Ideen umzusetzen. Kommt aber dadurch nicht das Kirchturmdenken wieder ins Spiel? Ulirch Veith: Nein. Eigentlich ist das Gegenteil der Fall. Die neue Gesellschaft wird intensiv mit den Vereinen arbeiten. Sie wird schauen, dass es keine Überschneidungen gibt oder schädigendes Verhalten. Aber jeder ist angehalten, die Einzigartigkeit seines Vereines oder seiner Ortschaften hervorzuheben. Hauptsache, es passiert was im ­Vinschgau. Wo, ist an sich nicht wichtig. Wichtig wird, dass der Gast irgendwo im Vinschgau etwas erlebt. In diesem Sinne tut ein gewisser Konkurrenzkampf nur gut. Wer soll das bewerkstelligen? Ulrich Veith: Eine über die Ausschreibung der Bezirksgemeinschaft zu suchende, ­fähige und neutrale Person. Es gibt genug Vinschger, die im Ausland arbeiten und im Vinschgau bisher keine Perspektive sahen.
Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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