Aufschütten statt sanieren
„Galerien“ sollen verschwinden
Die sogenannten Galerien zwischen St. Valentin a.d.H. und Graun könnten verschwinden.
Der Übersichtsplan der ins Auge gefassten Aufschüttungsarbeiten am Reschensee mit der Verlegung des Radweges und der Staatsstraße Bereich der Galerien.

Mehrere Fliegen auf einen Streich

Noggler: Sicherheit, Aufwertung der Landschaft und touristischer Mehrwert

Publiziert in 5 / 2020 - Erschienen am 11. Februar 2020

Graun - Handlungsbedarf ist bei den sogenannten Galerien zwischen St. Valentin auf der Haide und Graun dringend gegeben. Immer wieder kam es in diesem Bereich zu Lawinenabgängen und Steinschlägen, vor allem in den vergangenen Jahren. Auch Straßensperren mit allen unliebsamen Folgen waren notwendig. Bürgermeister Heinrich Noggler erinnerte bei der Gemeinderatssitzung am 6. Februar mehrfach daran, dass die Behebung dieser Gefahrenquelle nach dem Problembereich in der „Latschander“ zwischen Latsch und Kastelbell die zweite Priorität auf der Liste der im Vinschgau notwendigen Eingriffe einnimmt.

Verlegung von Straße und Radweg

Anstelle einer Sanierung der Galerien mit einem geschätzten Kostenaufwand in Höhe von 8 Millionen Euro, wie sie vom Land ins Auge gefasst worden war, hat sich das Blatt nun laut Heinrich Noggler zugunsten eines anderen Vorschlages gewendet, „von dem nun auch Landesrat Daniel Alfreider überzeugt ist.“ Der Vorschlag, ausgearbeitet in Form einer Machbarkeitsstudie vom Ingenieurbüro Pohl+Partner, sieht im Wesentlichen vor, im Bereich zwischen dem derzeitigen Holzablagerungsplatz und der „Stampferkurve“ den Stausee entlang des Ufers aufzuschütten, und zwar auf einer Strecke von ca. 1,4 Kilometern. Ziel ist es, Flächen zu gewinnen, um die Straße sowie auch den Radweg in Richtung See zu verlegen. Auch eine Grünzone zwischen dem Hangfuß und der Straße bzw. dem geplanten Aufschüttungsdamm soll geschaffen werden. Und die Galerien, die seit der Seestauung mit buchstäblich gewaltiger Wucht an dunkle Zeiten erinnern, könnten abgebaut werden. Die erste Vollstauung des Sees begann bekanntlich im Spätsommer 1950.

„Auch Alperia ist dafür“

Erfreut zeigte sich der Bürgermeister, dass es dem Landesrat Alfreider gelungen sei, die Alperia vom Vorschlag der Aufschüttung zu überzeugen. Noggler: „Die Alperia ist bereit, auf Ersatzzahlungen in Millionenhöhe zu verzichten.“ Diese Ansprüche waren vor allem deshalb erhoben worden, weil im Zuge der Umsetzung des Aufschüttungs-Vorschlages der See während der Bauphase abgesenkt werden muss, was natürlich für eine bestimmte Zeit eine verminderte Stromproduktion nach sich zieht. Die Absenkung ist unerlässlich, denn das Aufschüttungsmaterial soll an anderen Stellen des Sees entnommen werden. Es ist von einem Aufschüttungsvolumen im Ausmaß von über 2,5 Millionen Kubikmeter die Rede. Das Stauvolumen würde am Ende nicht kleiner, sondern sogar etwas größer.

Zwei Arbeitsphasen

Als mögliche Bauzeiten für die Umsetzung der Aufschüttungsmaßnahmen und weiterer Arbeiten nannte der Bürgermeister zwei Perioden, und zwar den Zweitraum von April bis Anfang Mai zwei aufeinanderfolgender Jahre. Wie Noggler weiter informierte, wird Landesrat Daniel Alfreider die Aufschüttungs-Variante, die im Vergleich zum Sanierungsvorschlag allerdings um Einiges teurer ist, der Landesregierung zur Beschlussfassung vorlegen. Der Aufschüttungs-Vorschlag bringt laut dem Bürgermeister gleich mehrere Vorteile. Es könne einerseits die Sicherheit entlang dieses Straßenabschnittes gewährleistet werden. Zudem würden die Aufschüttung, die Verlegung der Straße und des Radweges sowie das Verschwinden der Galerien zu einer Aufwertung des Landschaftsbildes führen. Insofern sei auch mit einer touristischen Aufwertung zu rechnen.

„Druck machen“

Noggler hofft, dass der Aufschüttungs-Vorschlag sowohl auf politischer Ebene als auch bei allen anderen beteiligten Stellen auf Zustimmung stößt und möglichst bald umgesetzt werden kann. Die Gemeindeverwaltung werde jedenfalls Druck machen. Noggler wörtlich: „Wenn wieder etwas passiert, werden wir die Straße einfach zusperren und auch die Fahrt über die Straße auf dem Damm nur mehr Einsatzfahrzeugen erlauben.“ 

Leitungs-Bau wird konkret

Das grenzübergreifende Projekt zur Verbindung der Hochspannungsleitung zwischen Tirol und Südtirol über den Reschenpass wird konkret. Wie der Gemeindereferent Tobias Folie informierte, dürfte der italienische Stromnetzbetreiber Terna, der die unterirdische 220 Kilovolt-Leitung mit Gesamtausgaben in Höhe von ca. 70 Millionen Euro baut, bereits im März mit Probebohrungen beginnen. „Die Verträge mit den Grundeigentümern sind vorbereitet und reif für die Unterschrift“, so Folie. Die Arbeiten an der sogenannten Interconnector-Linie dürften mehrere Jahre dauern. Sollte es in Zukunft tatsächlich zur Umsetzung der ins Auge gefassten Aufschüttungsmaßnahmen im Bereich der Galerien kommen und auch die Arbeiten an der Leitung auf der gegenüberliegenden Seite des Sees ausgeführt werden, stehen der Gemeinde laut Folie „grabungsreiche“ Zeiten ins Haus. Die Hochspannungsleitung wird über eine Strecke von ca. 24 Kilometern die Ortschaft Nauders über den Reschenpass mit dem Glurnser Netzknoten verbinden, der für diesen Zweck ausgebaut wird. Die Bevölkerung der Gemeinden Graun und Mals war mehrfach über das Vorhaben informiert worden. Ziel war und ist es, das Projekt so umzusetzen, dass es möglichst landschaftsschonend realisiert wird und dass es zu möglichst wenigen negativen Auswirkungen für Land und Leute kommt.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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