Besenwuchs bereitet Sorgen
Der Sommerapfelblattsauger befällt fast ausschließlich Apfelbäume. Die Tiere überwintern auf Nadelbäumen und kehren im zeitigen Frühjahr hoch infektiös auf ihre Wirtspflanzen zurück, wo sie die Krankheit übertragen. Auf den Wirtspflanzen werden auch Eiablage und alle Larvenstadien vollzogen. Die jungen „Erwachsenen“ verlassen die Apfelbäume im Frühsommer und wandern zu ihren Überwinterungswirten zurück.

Motorsäge gegen Bakterien

Publiziert in 43 / 2013 - Erschienen am 4. Dezember 2013
Der Feind sitzt im Pflanzensaft und treibt Apfelbäume zur Apfeltriebsucht, genannt Besenwuchs. Der wirtschaftliche Schaden steigt. Latsch - Jahrelang hat sich die Forschung im Obstbau mit dem Feuerbrand beschäftigt und die sporadisch auftretende Apfeltriebsucht zur Kenntnis genommen. Inzwischen sind Landwirte im Burggrafenamt und Vinschgau zu Totalrodungen von Anlagen gezwungen. Im Vinschgau stellte der Beratungsring einen Durchschnittsbefall von 1,7% fest; das sind 68 befallene und zu rodende Bäume auf 4.000 Bäume pro Hektar. Bei einem durchschnittlichen Befall von 3% wie im Einzugsgebiet der Obstgenossenschaft Texel ist ein Landwirt gesetzlich verpflichtet 120 Bäume zu roden. „Wir haben aber auch in Latsch oder Kortsch Spitzen von bis zu 7%“, sagte Martin Thomann, Leiter des Beratungsringes im Vinschgau. Laut dessen Erhebungen gibt es in Untervinschger Gemeinden auch Anlagen, wo die Bauern bis zu 18% der Bäume roden müssen. Die Maßnahme ist durch ein Ministerialdekret aus dem Jahre 2006 geregelt. Jede Übertretung der Rodungspflicht kann zu hohen Geldstrafen führen. Vom Vinschgau ist die Empfehlung ausgegangen, enger mit dem ­Trientner Versuchszentrum in San Michele zusammenzuarbeiten. Zum Thema Besenwuchs hat der Vinschger mit Martin Thomann gesprochen. der Vinschger: Hat die Krankheit etwas mit der Temperatur zu tun? Sind die Höhenlagen vor Besenwuchs sicher? Martin Thomann: Nein. Es sind zwar vor allem die Hanglagen des Burggrafenamtes und Vinschgaues betroffen. Der Befall reicht aber bis in die hohen Anbaulagen in Glurns. In klimatisch ähnlichen Gebieten, wie beispielsweise im Eisacktal spielt der Besenwuchs so gut wie keine Rolle. Untersuchungen aus Deutschland zeigen, dass die Überwinterung des Sommerapfelblattsaugers, des Haupttäters der Übertragung, an Nadelbäumen stattfindet. Bei uns hat sich das noch nicht bestätigt. Seit wann kennt man die Apfeltriebsucht bei uns? Seit über zehn Jahren. Nach einem starken Befall im Nonstal Ende der 90er Jahre ist sie 2005 im Burggrafenamt stärker aufgetreten. Damals wurde der Sommerapfelblattsauger als Hauptüberträger entdeckt und recht erfolgreich bekämpft. Es folgten Jahre der Ruhe. Wir waren der Meinung, den Besenwuchs im Griff zu haben, bis er seit 2010 im Burggrafenamt und im Unteren Vinschgau wieder verstärkt auftauchte. Inzwischen ist das ganze Tal befallen. Niemand weiß, warum er in anderen Obstbaugebieten nicht auftritt, bei ähnlichen klimatischen Verhältnissen. Im Etschtal, von Terlan südwärts, ist er auch kein Thema. Sind die Vinschger Bauern auch schon dabei, auf die Barrikaden zu steigen wie die Burggräfler? Noch nicht. Verstehen kann man die Besorgnis aber schon. Die Forscher tappen im Dunkeln. Was bis jetzt klar ist: Die Krankheit ist unheilbar und nur die Rodung kann zumindest den Befall eindämmen. Die Fragen: Wo bleibt der Apfelblattsauger im Winter? Wann passieren die Neuinfektionen? Wie lange dauert es, bis die Symptome wie Rotfärbung, Kleinfrüchtigkeit, vorzeitiger Austrieb und vergrößerte Nebenblätter auftreten? Diese und eine Reihe weiterer Fragen können nicht beantwortet werden. Wie ist der Beratungsring im ungleichen Kampf Motorsäge gegen Bakterien involviert? Wir überwachen mittels Klopfproben und Gelbfallen das Auftreten der Blattsauger. Weiters versuchen wir über die Befallsauswertungen und die Spritz­daten Rückschlüsse auf den Erfolg und Wirkungsgrad der Planzenschutzmittel Schlussfolgerungen zu ziehen. Günther Schöpf
Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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