Eingelagert - die Ernte 2013
Golden-Ernte mit dem „Apfelexpress“ im Unteren Vinschgau

„Nie zu vergessen, wir produzieren in freier Natur“

Publiziert in 40 / 2013 - Erschienen am 13. November 2013
Die Apfelernte ist eingebracht. Über die Lebensgrundlage für fast 2000 Vinschger Familien, über Aussichten, Wetterlaunen und Diskussionen sprachen wir mit VI.P-Direktor Sepp Wielander. der Vinschger: Die Landwirte hatten Probleme mit dem nassen Wetter und nicht zuletzt mit dem frühen Wintereinbruch. Ist deswegen das Erntefenster verlängert worden? Josef Wielander: Das Ernte Fenster ist bei unserer Hauptsorte Golden grundsätzlich auf 18 Tage ausgerichtet. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen und Erfahrungen ist die die optimale Zeitspanne bis zur endgültigen Reife des Apfels. Durch das Produzieren in freier Natur sind dies immer nur Richtwerte und nicht in Stein gemeißelte, unveränderbare Werte. Die vielen Regentage und nicht zuletzt - wie schon gesagt – der Schneefall in einigen Lagen wurde laut allgemeinem Dafürhalten der Verantwortungsträger das heurige Erntefenster um 2 Tage verlängert. Der Reifegrad der Früchte ließ dies zu. Wie fällt der Mengenvergleich bezogen auf die letzten drei Ernten aus? Ein Vergleich ist nie das, was das Wort aussagt. Es treten in keinem Jahr die gleichen Produktionsbedingungen auf. 2011 haben unsere Mitglieder ungefähr 35.000 Waggon Äpfel produziert. Durch den enormen Hagelschlag kurz vor der Ernte im Großraum Latsch konnte ein großer Teil davon nur mehr als Industrieware angeliefert werden. Auch dafür mussten Erntehelfer angestellt und bezahlt werden. Wodurch sich schon viele Vergleiche relativieren. Gegenüber dem Jahr 2012 hat sich die Erntemenge um etwa 20 Prozent erhöht. Die heurige Ernte wird sich in etwa wiederum jener des Jahres 2011 annähern. Wie ist die Qualität ausgefallen? Qualitativ sind wir zufrieden. Die Farbe der Äpfel ist hervorragend. Die Festigkeit beziehungsweise Knackigkeit und somit die anzunehmende Lagerfähigkeit sind sicherlich optimal. Wir sind aber nie vor Überraschungen während der Lagerphase gefeit. Schorfbefall oder größere Druckstellen durch das erzwungene Pflücken bei Nässe hängen wie ein Damoklesschwert über der Ernte. Glauben Sie, an den Auszahlungspreis des letzten Jahres heranzukommen? Der soll ja sehr positiv ausgefallen sein. Ich pflege bei allem Respekt die erzielten Preise nicht öffentlich aufzulisten. Da müsste man ja gleichzeitig auch die Größen, Güteklassen, Farbintensitäten und dergleichen berücksichtigen. Für den Leser wäre dies sicher sehr mühsam. Es stimmt, der erwirtschaftete Pro-Kilogramm-Preis im abgelaufenen Jahr war sehr gut. Man darf aber nicht vergessen, es wurden 20 Prozent weniger Äpfel geerntet. Unter normalen Bedingungen, das heißt bei durchschnittlichen Produktionsmengen in Europa, können Produzenten Preise über 40 Cent pro Kilogramm nur sehr schwer erzielen. Somit muss ich auf Ihre Frage ganz klar sagen, das nun laufende Verkaufsjahr wird preislich nicht mit dem abgelaufenen Jahr Schritt halten können. Wie ernst haben es die Produzenten seit 2012 genommen, sich roten Sorten zuzuwenden? Die Produzenten haben sich zu guten Unternehmern entwickelt. Jahr für Jahr spielt ein moderneres Sortiment eine immer bedeutendere Rolle. Das eher bescheidene Sortiment an farbigen Alternativen gerade für unsere höheren Lagen verhindert zurzeit ein noch rascheres Umstellen. Nach meinem Dafürhalten berechtigt die Güte unseres einmaligen Goldens einen Anteil von 50 Prozent der Gesamtproduktion. Derzeit nimmt der Golden etwa zwei Drittel der Gesamtproduktion ein. Wie ist der Stand in der Pestizid-Diskussion im Obervinschgau? Festzuhalten ist, Pflanzenschutzmittel werden überall auf der Welt eingesetzt, wo Obst oder Weinbau betrieben, nicht nur im oberen Vinschgau. Ich habe auch mehrmals gesagt, dass es nichts bringt, wenn man ohne wissenschaftliche Grundlage jedes eingesetzte Mittel als Krankheitserreger sieht. Ich denke, wir alle tun gut daran, das Ergebnis der von der Landesregierung im Auftrag gegebene Studie abzuwarten. Dann kann man gemeinsam Schlussfolgerungen ziehen, die auf Fakten beruhen und nicht auf Vermutungen oder gar Unterstellungen. Ich persönlich bin sehr zuversichtlich, dass wir beruhigt unsere Äpfel essen und mit Genugtuung durch unsere Obstgärten spazieren können, dank der Professionalität unserer Produzenten, der mittlerweile zur Verfügung stehenden Ausbringtechnik und der extremen Kontrollen, denen Hersteller von Pflanzenschutzmitteln unterliegen. Günther Schöpf
Günther Schöpf
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