Rudi Lösch Radiopionier Radiomacher
Roman und Rudi Lösch bei der technischen Wartung in Prad Wittenberg

Rudi Lösch - Radiopionier und Radiomacher

Publiziert in 28 / 2008 - Erschienen am 23. Juli 2008
Südtirols Privatsender feiern heuer ihr 30-jähriges Jubiläum. Um die Öffentlichkeit zu informieren, ist eine Broschüre gestaltet worden mit dem Titel „Privatrundfunk in Südtirol - zwischen Pionierarbeit und Zukunftstrends“ und hat erstmals ein gemeinsamer „Radio-Bus on tour“ Einblick in die Südtirols Radioszene geboten. Dabei war ein Vinschger begehrter Ansprechpartner. Rudi Lösch aus Morter brachte Jung und Alt zum Staunen, als er aus den „Urzeiten“ der Kommunikationstechnik im Tal erzählte. Er hat sich ein Leben lang mit Elektrizität abgegeben, steht für 40 Jahre ­Pionierarbeit als Radiotechniker und Antennenbauer, hat dem Privatfernsehen auf die Beine geholfen und schreibt mit Tele Radio Vinschgau seit 26 Jahren Erfolgsgeschichte. Günther Schöpf Rudi Lösch nahm sich sehr viel Zeit, aus seinem Leben als Radio- und Fernsehpionier zu erzählen. Schon bei der Terminabsprache hatte sich abgezeichnet, dass der Faktor Zeit bei ihm eine bedeutende Rolle spielt. Der Mann, der die 60 überschritten hat, aber kein bisschen Verschleiß­erscheinungen aufweist, zeigte sich engagiert und energiegeladen wie eh und je. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Rosi, seinen vier Kindern Roman, Elke, Harald und Daniela, den Mitarbeitern Natalie Bernhart und Karin Kuntner führt er den einzigen Radiosender im Vinschgau. Gleichzeitig ist er im Betrieb der Koordinator zu den Landesämtern, pflegt die Kontakte in das Ministerium und betreut nicht nur die ­eigenen Sendeanlagen. „Wenn ihn nicht die Bürokratie an den Bürosessel fesselt, hängt er an einem Sendemasten; dort, wo anderen Menschen schwindlig wird“, erzählte dazu seine Tochter Elke. Rudis früheste Begegnung mit der Technik fand im Kindesalter statt. Als kleiner Junge bekam er von seiner Mutter eine elektrische Eisenbahn geschenkt. Vor 50 Jahren kein selbstverständliches Geschenk und vor allem ein herrlicher „Tummelplatz“, seinem angeborenen Experimentiergeist freien Lauf zu lassen. Kein Wunder, das Spielzeug blieb nicht lange im ursprünglichen Zustand. Schelmisch schmunzelnd erinnert sich Rudi Lösch an eine ganze Reihe von gefährlichen Experimenten. So an seinen Versuch als Elfjähriger, über zwei Elektroden in Salzwasser nicht nur das Wasser zum Brodeln zu bringen, sondern sogar kleine Metallgegenstände zu schweißen, oder an den Bau eines elektrischen Zaunes zum Schutz für seine Hasen. „Ich habe den Zaun mit 220 Volt gespeist und da machte ich die Erfahrung, dass Strom sehr gefährlich sein kann. Hat sich doch ein Mädchen aus der Nachbarschaft am Zaun verbrannt“, erzählte Rudi mit einem lausbubenhaften ­Lächeln. „Zehn Jahre später, beim traditionellen Abzäunen meiner Hochzeit haben sich die Kollegen darüber noch lange lustig gemacht.“ Volksschullehrer Eduard Mitterer habe sein technisches Talent und die geschickten Hände entdeckt und ihm – es war im Frühjahr 1960 - eine Elektrolehre in Deutschland empfohlen. Er habe die Lehre dann im „Licht- und Radiohaus Hans Haasis“ in Ebingen, auf der Schwäbischen Alb, angetreten. Zusammen mit 15 weiteren Südtirolern war er in einem Heim untergebracht. Dort rüstete Rudi nach und nach alle Zimmer mit aufgerüsteten Möbelradios aus und begann, über Mittelwelle selbst Radio zu machen. Zuerst wurde „geklaute“ Musik gesendet. Später habe er aus verschiedenen Zeitungen, die man ihm aus Morter nachgeschickt hatte, die „Südtiroler Nachrichten“ verlesen. Seinen „Piratensender“ konnten die Peil-Autos der Deutschen Post nicht erwischen, weil der findige Morterer den Mitbewohnern eingeschärft hatte, sofort den Netzstecker zu ziehen, wenn ein gelbes Auto auf­tauchen sollte. Den Tüftler Rudi Lösch reizt jede Herausforderung 1960 war ein historisches Jahr für Südtirols Radiowelt. Der Sender Bozen hatte die Übertragungen in deutscher Sprache aufgenommen. Als der mittlerweile gelernte Radio- und Fernsehtechniker Rudi Lösch drei Jahre später aus Deutschland zurückkam, merkte er sofort, wie begierig die Menschen auf Nachrichten, Hörspiele oder Volksmusiksendungen waren. Nach verschiedenen Arbeits-Erfahrungen in Schlanders leistete er seinen Militärdienst ab und gründete im Anschluss daran mit nicht einmal 21 ­Jahren seinen eigenen Betrieb. „Tele Labor Rudolf Lösch“ wurde talbekannt und war der Beginn seiner beruflichen Karriere. „Das tägliche Brot blieb der Verkauf von Elektro-Geräten und deren Wartung. Es war harte Arbeit. Einen Acht- oder Zehnstunden-Tag kannte ich nicht. Die Zeit reichte nie, um die Projekte, die ich im Kopf hatte, umzusetzen. Die eigentliche Herausforderung war immer, einen guten Sende-Empfang zu haben. Es hat mich gereizt, Antennen in entlegenen Tälern und Ecken des Landes zu setzen und den besten ­Empfang zu suchen. Was habe ich doch herum gesucht. Es war einfach spannend, dort ein ­Signal zu empfangen, wo kein Signal war. Ich war immer auf der Suche nach Signalen. Und bin immer mehr in die Höhe geraten. Durch den Kundendienst und vor allem durch den Antennenbau ist man natürlich bekannt geworden. Zuerst hat man den Empfang für ein Haus gesucht, dann für mehrere, schließlich für ein ganzes Dorf. Dann hat man Plätze für Umsetzer studiert und gesucht und schließlich entdeckt. Die ersten wurden auf Bäumen montiert. Damals waren alle begeistert. Mit der Forstwache haben die Fraktionen oder Gemeinden verhandelt. Denn die Gipfel der ‚Baum-Sender‘ mussten schon gestutzt werden und das war für die Förster dann doch ein starkes Stück. Man hat schon viele Ideen gehabt. Dann ist die RAS gekommen, die Rundfunkanstalt Südtirol. Bei der Standortsuche habe ich nie etwas verdient. Alles war freiwillig oder – wenn man so will – wurde gemacht, um Entwicklungsmöglichkeiten zu haben. Man hoffte ja auf eine Steigerung des Absatzes.“ Der namenlose Sender im Keller In den 70er richtete Rudi Lösch seinen ersten Sender im Keller der Wohnung in Morter ein. Später wurde der damals namenlose Sender in die Mühlgasse nach Schlanders verlegt. 1981 wurde das „Senderkind“ „Tele Radio Vinschgau“ getauft und immer als Familienbetrieb Lösch geführt. Die Bezeichnung Tele Radio entstand, weil man auch ins Fernsehgeschäft einsteigen wollte. Erste Fernseh-Testbilder und eigene Werbung wurden sogar schon ausgestrahlt. „Damals war meine Frau Rosi nicht nur die Seele im Haus, sondern auch des Senders“, berichtete Rudi Lösch, „sie hat von der ersten Stunde an mitgewirkt. Es war ein steiniger Weg damals; Werbung im Radio war Neuland und die Geschäftstreibenden mussten sich erst vom Erfolg überzeugen lassen. Was zögernd angelaufen hat sich aber bald bewährt. Heute ist Radio das Werbeinstrument schlechthin und für die Kaufmannschaft im Tal nicht mehr weg zu denken“, merkte Rudi zufrieden an. 1992 kam für Tele Radio Vinschgau die rechtliche Anerkennung. 1993 wurde der Sender Radio Oberland dazu gekauft. Bereits 1990 hatte der Staat mit einer Erhebung aller Privatsender dem Wildwuchs ein jähes Ende bereitet. Die bürokratischen und technischen Auflagen des zuständigen Ministeriums wurden derart aufwändig und kostspielig, dass nur jene Privatsender übrig blieben, die immer auf dem neuesten Stand waren. „Und das waren wir“, konnte Rudi feststellen. „Daher haben wir sehr viel Zeit investiert, um uns fortzubilden und immer auf dem neuesten technologischen Stand zu bleiben.“ Für die nächsten Heraus­forderungen ist schon gesorgt; Rudi Lösch weiß, auch das Radio wird den Schritt ins ­„digitale Zeitalter“ vollziehen müssen.
Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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