Heidegger will es noch einmal wissen
Andreas Heidegger stellt sich im Mai erneut als BM-Kandidat den Wählerinnen und Wählern.

Trotz klammer Kassen eine Vorzeigegemeinde

Publiziert in 3 / 2015 - Erschienen am 28. Januar 2015
Als oberstes Ziel definierte der Naturnser Bürgermeister Andreas Heidegger vor fünf Jahren eine bürgernahe und zukunftssichernde Verwaltung, die Haushaltskonsolidierung und die Schaffung von mehr Gestaltungsspielräumen sowie Transparenz im öffentlichen Handeln. der Vinschger: Sie haben das Bürgermeisteramt seit 2005 inne. Was freut Sie vor dem Ende Ihrer zweiten Amtsperiode am meisten? Andreas Heidegger: Die hohe Zufriedenheit der Mitbürgerinnen und Mitbürger, die ich in vielen Gesprächen spüre und aus Rückmeldungen erhalte. Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit besonders? Die vielen Gestaltungsmöglichkeiten machen die Arbeit attraktiv. Ich fühle mich als Diener am Bürger und spüre große Genugtuung, wenn ich den Menschen bei verschiedenen Anliegen behilflich sein kann. Worauf sind Sie denn rückblickend besonders stolz? Dass es mir gelungen ist, die Gemeindefinanzen halbwegs in Ordnung zu bringen und der Schuldenstand nun überschaubar ist. Ich könnte vieles aufzählen, was ich gemeinsam mit den Referentinnen und Referenten sowie den Mitarbeitern bewegt habe. Transparenz, Bürgernähe und Kommunikation scheinen Ihnen besonders wichtig zu sein. Wo stößt die Bürgerbeteiligung an ihre Grenzen? Wir haben uns in den letzten Jahren verpflichtet, die Bürgerinnen und Bürger frühzeitig über größere Projekte zu informieren. Unter dem Menüpunkt „Bürger aktiv“ sind auf unserer Homepage wichtige Informationen zur Bürgerbeteiligung angeführt. Bürgerbeteiligung ist aber kein Wundermittel und auch nicht immer und überall sinnvoll. Bei den Gemeinderatswahlen 2010 musste die SVP herbe Verluste hinnehmen, die Opposition konnte ihren Mandatsstand verdoppeln. Ist das „Regieren“ seitdem schwieriger geworden? Ich habe 2010 ein Ratsmitglied von „Zukunft Naturns“ in den Ausschuss geholt, dadurch ist diese Gruppe in Regierungsverantwortung. Die Zusammenarbeit mit der Referentin ist gut und verlässlich. Die Vertreter der Oppositionsparteien drücken ihre Meinung zu den Tagesordnungspunkten sehr oft durch Stimmenthaltungen oder durch Gegenstimmen aus. Aber sie bringen auch gute Vorschläge und Ideen ein. Manchmal ärgerten Sie sich aber über die „Streitkultur“ im Gemeinderat? Ich bin für konstruktive, genauso wie für kritische Auseinandersetzungen mit den Themen. Jeder kann seine Meinung vorbringen. Es ärgert mich, wenn sich jemand nicht an gemeinsam vereinbarten Spielregeln hält. Die Hauptsache ist jedoch, dass effizient gearbeitet wird. Die Marktgemeinde Naturns ist aktuell mit 14,7 Millionen Euro verschuldet. Die Opposition sieht in der Schließung bzw. im Verkauf der Tennishalle oder anderer öffentlicher Einrichtungen erhebliche Einsparungspotenziale. Wäre das die Lösung? Am Ende des heurigen Haushaltsjahres werden wir noch einen Schuldenstand von 13,9 Millionen haben. Die Tennishalle wird sehr stark in Anspruch genommen. Wir sehen diese Einrichtung als wertvolle übergemeindliche Struktur. Das Hallenbad hatte im letzten Jahr wieder über hunderttausend Besucher. Es stimmt, dass wir mit dieser Einrichtung keine schwarze Null schreiben, sie kostet uns in Wartung und Führung sehr viel Geld. Das Erlebnisbad mit der Sauna konnte sich aber in den letzten Jahren trotz Konkurrenz als Familienbad gut positionieren und ist vor allem für unsere Klein- und Mittelbetriebe im Tourismus ein wichtiges Zusatzangebot. Die geplante Errichtung der Struktur für betreutes Wohnen hat im Gemeinderat für emotionale Diskussionen gesorgt. Wird der eingeschlagene Weg weiterverfolgt? Ja! Wir haben das Thema in vielen Arbeitsgruppensitzungen aufgearbeitet. Darüber hinaus haben wir einige Lehrfahrten zu Seniorenheimen gemacht, die auch betreutes Wohnen anbieten. Wir konnten uns von diesen Modellen überzeugen und haben dann ein auf unsere Bedürfnisse zugeschnittenes Konzept erarbeitet, das den Bau einer eigenen Struktur vorsieht. Dazu gibt es jedoch unterschiedliche Sichtweisen. Im Zusammenhang mit der Bauleitplanänderung und dem geplanten Ankauf des an das Seniorenheim angrenzenden Grundstückes wurde viel diskutiert, weil es über Nacht einen Besitzerwechsel gegeben hat. In diesem Zusammenhang wurde kritisiert, dass dadurch der Umbau bzw. die Erweiterung des Kindergartens ins Hintertreffen geraten sei. Die Unterbringung der Kindergartenkinder in Containern wirft wohl kein gutes Bild auf die Gemeinde? Die Kritik kann ich sogar verstehen, weil viele nicht wissen, warum und wie es zu dieser Entscheidung gekommen ist. Zu Beginn der Legislaturperiode hatten wir uns über einen Zubau auf der westlichen Seite geeinigt. Im Zuge der Planungsphase stellte sich jedoch heraus, dass ein gänzlicher Abriss des Kindergartens mit Neubau sinnvoll ist, weil alle derzeitigen Gruppenräume zu klein sind, pädagogische Nebenräume fehlen und auch die Energieeffizienz mangelhaft ist. Aus diesem Grund braucht es eine längerfristige Planungszeit. Jeder, der sich ein Bild gemacht hat, wird bestätigen müssen, dass die Container eine sehr zufriedenstellende Übergangslösung darstellen. Wie sehen Sie die Entwicklung hinsichtlich der Naturnser Jugend? Seit mehr als zehn Jahren steht der Jugend das ehemalige Latschrauner Haus mit hauptberuflichen Jugendbetreuern für die offene Jugendarbeit zur Verfügung. Im abgelaufenen Jahr wurde diese Struktur um einige Räumlichkeiten erweitert. Das Jugendzentrum mit allen seinen Aktivitäten wird sehr gut angenommen. Wir unterstützen aber auch andere Jugenddienste und Jugendorganisationen. Wie schaut’s mit dem Wohnungsangebot in ihrer Gemeinde aus? Naturns wird diesbezüglich als teures Pflaster bezeichnet. Obwohl, wie Sie sagen, Naturns angeblich ein teures Pflaster ist, schlagen viele Familien gerne hier ihren Wohnsitz auf. Das hängt wahrscheinlich mit der Attraktivität als Wohnort zusammen. Im Bereich des geförderten Wohnbaues entstehen neue Wohnbauzonen im Gerberweg und im Lahnweg. Was macht Naturns so attraktiv? Es ist die Vielzahl der öffentlichen Einrichtungen und Strukturen für Kinder, für Jugendliche, für Familien und für ältere Menschen, die Naturns zu bieten hat. Es gibt ein großes Angebot im Dienstleistungssektor, im sozialen, kulturellen und sportlichen Bereich. Ein großes Thema in dieser Amtsperiode war auch die Dorfverschönerung, ist dieses Vorhaben nun abgeschlossen? Maßgebliche Teilstücke im ­Zentrum sind abgeschlossen, aber ein Projekt zur Dorfverschönerung bleibt immer ein Langzeitziel und muss auch ein ständiges Bemühen einer Gemeindeverwaltung sein. Ein schönes und gepflegtes Dorf trägt wesentlich zum Wohlbefinden und zur Aufenthaltsqualität bei und ist eine der wichtigsten Visitenkarte. Eine tragende Säule der lokalen Wirtschaft ist der Tourismus, Naturns hat sich zu einer Tourismus-Hochburg entwickelt. Gibt es noch Kapazitäten für eine Weiterentwicklung? Naturns hat das Glück wirtschaftlich gut aufgestellt zu sein. Unsere Gemeinde steht auf mehreren Wirtschaftsbeinen. Die Gemeindeverwaltung war immer bestrebt, gute Rahmenbedingungen für ein organisches Wirtschaftswachstum zu schaffen. Viele Hoteliers haben in den letzten Jahren in die Qualität ihrer Betriebe investiert. Ich gehe nicht davon aus, dass neue Hotels entstehen. Ein wichtiger Orientierungsrahmen ist sicherlich das Tourismusentwicklungskonzept der Gemeinde. Trotz Umfahrung gibt es immer wieder Klagen über die hohe Verkehrsbelastung im Dorfzentrum. Wie wollen Sie diesem Problem entgegenwirken? Es braucht sicher weitere Maßnahmen zur Einschränkung des Individualverkehrs, um diese negative Entwicklung in den Griff zu bekommen. Durch attraktivere Gehsteige und Radwege wäre vielleicht ein größerer Teil der Bevölkerung bereit, auf das Auto zu verzichten. Ein neuralgischer Punkt ist derzeit die westliche Dorfzufahrt in Kompatsch. Dort braucht es gezielte Maßnahmen, um den Verkehr zu verlangsamen und mehr Sicherheit zu schaffen. Derzeit laufen die Vorbereitungen für den Neubau des Naturschutzhauses – Kritiker sprechen von einem Prestigeprojekt? Das Naturparkhaus ist für unsere Gemeinde ein großer Gewinn. Das Informationszentrum in der Mittelschule ist in die Jahre gekommen, die Schule bräuchte außerdem dringend die Räumlichkeiten, deshalb ist ein Neubau bei der Ex-Tankstelle in Kompatsch geplant. Es soll kein ­Prestigeobjekt entstehen, sondern ein bescheidener Bau, der zum Inhalt der Ausstellung passt. Die Kosten für die gesamte Inneneinrichtung werden vom Land übernommen. Mit diesem Bau erfährt die westliche Dorfzufahrt eine große Aufwertung. Welcher Aspekt hat Ihnen letzthin missfallen, wo gibt es noch Verbesserungsbedarf? Die nicht leichte Entscheidung für ein neues Fernheizwerk, wie und von wem dieses in Zukunft geführt wird, bedrückt mich derzeit und liegt mir auf dem Magen. Ebenso hat die Umsetzung des Glasfasernetzes gerade in einer Wirtschaftsgemeinde eine hohe Priorität. Beide Projekte erfordern einen hohen Kostenaufwand, für die wir eine möglichst gute Re-Finanzierung suchen und anstreben möchten. Sie sagen immer, dass Sie nahe am Bürger und immer offen für Fragen und Sorgen sein wollen. Gibt es für Sie noch ein Privatleben? Man kann oft nicht voraussehen, wie lange ein Arbeitstag dauert, wenn ich am Abend ins Gasthaus gehe, dann bin ich auch noch Bürgermeister. Ich spüre es nie als Belastung, wenn ich dort auf Probleme angesprochen werde, ich kann dann meistens auch gute Aufklärungsarbeit leisten oder Informationen weitergeben. Gott sei Dank habe ich eine sehr verständnisvolle Frau, die meine(n) Beruf(ung) mitträgt und unterstützt. Sie befinden sich am Ende Ihrer zweiten Amtsperiode als Bürgermeister, hängen Sie noch eine dritte an? Ja, ich hänge noch eine dritte an. Aufgrund der Mandatsbeschränkung ist dies dann meine letzte Periode. Das ist gut so, denn ein neuer Besen sieht neue Ecken wieder besser. Ich stehe, sofern ich wieder gewählt werde, mit großer Motivation, Freude und voll innerer Spannung für die nächsten fünf Jahre zur ­Verfügung. Interview: Oskar Telfser (Ossi)
Oskar Telfser
Oskar Telfser

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.