Skigebiet Tarscher Alm: Auf Winterschlaf folgt Sommerruhe
Ländliche Beschaulichkeit an der Talstation.

Umbaupläne liegen auf, aber niemand weiß nichts

Publiziert in 25 / 2009 - Erschienen am 1. Juli 2009
Latsch – Das Skicenter Tarscher Alm hat den schneereichen Winter 2008/2009 unberührt und ungestört überstanden und ist zum Leidwesen der Einheimischen, der Gäste, der Verwalter, der Hüttenbesitzer, Almenbetreiber und noch mehr der Touristiker dabei, auch im Sommer zum „unberührten Erholungsgebiet“ zu werden. Wäre die Rennpiste auf der Tarscher Alm nicht abgelehnt worden, hätte man über die Tarscher Alm weder geschrieben noch gesprochen. „Der Vinschger“ wollte erfahren, wie es weiter geht oder gehen könnte und wie real oder ­fiktiv die Ausbaupläne noch sind. Die Personen, bei denen nachgefragt wurde, sollten es eigentlich wissen. Ein Treffen mit dem Projektträger und Investor Jaime Lorenzo Blanco schien in Reichweite, kam dann aber vor Redaktionsschluss doch nicht mehr zustande. von Günther Schöpf „Schau an, man redet wieder über‘s Skigebiet“, war eine der Reaktionen auf die Meldung, eine andere: „Auch Ablehnung ist ein Lebenszeichen“. Einige Latscher waren tatsächlich leicht irritiert von der Radio­meldung „Die Verbindung Latsch – Tarscher Alm wurde abgelehnt“. Dass sich wer aufgeregt hat, kann man kaum sagen. Die Wartezeit oder die Hinhalterei haben eben Spuren hinterlassen. Irgendwann hat man ausdiskutiert über etwas, das es nicht gibt. Niemand wurde von der Ablehnung einer Pistenvariante im inzwischen „virtuellen“ Latscher Skigebiet aus den Schuhen gerissen. Dabei war gerade die Rennpiste ein erstes und einleuchtendes Argument im Zusammenhang mit der Wiedererstehung bei spanischer Geburtshilfe. Der Plan der „Pure Nature GmbH“, auf der Tarscher Alm Trainingsgruppen zusammen zu ziehen, leuchtete ein und schien eine Wintersport-Nische zu füllen. Zum letzten Mal die Gerüchteküche ordentlich zum Brodeln gebracht hat Ende Mai 2009 die Genehmigung des Tourismuskonzepts mit der Möglichkeit, auf der Alm Beherbergungsstrukturen zu errichten mit bis zu 440 Betten (Hoteldorf). Es wurde vom Ausverkauf der Heimat und von Bauspekulation geredet. Mehr oder weniger offen wurde darauf hingewiesen, dass man das Konzept nur für den spanischen Investor in Auftrag gegeben habe; mehr oder weniger heftig wurde dies verneint. Die Gemeinde Latsch könne keinen Quadratmeter Tourismuszone ausweisen, wenn sie nicht ein „Touristisches Entwicklungskonzept“ vorzuweisen hätte, erklärten unabhängig voneinander Bürgermeister Karl Weiss und der Vertreter der Pure Natur GmbH, Franz Rinner. Karl Weiss: „Wir haben alles getan“ „Der Vinschger“: Wann haben Sie das letzte Mal mit Herrn Blanco Kontakt gehabt? Karl Weiss: Nach einer Baukommissionssitzung Ende Mai. Er musste verschiedene Ansuchen unterschreiben. Dabei ging es um die Verlängerung des Zirmruan-Liftes und um die Beschneiungsanlage mit Pumpstation neben dem Reservoir in der Fraktion Latsch. Die Kommission hat sich sehr viel Gedanken gemacht und Empfehlungen zur Schonung der Landschaft abgegeben. (BM Weiss liest das Gutachten vor). Und zu irgendwelchen Bau-Terminen hat er sich nicht geäußert? Karl Weiss: Nein, überhaupt nicht. Ich habe ihn auch nach der Sommeröffnung gefragt. Blanco schien unentschlossen und hat die Schwierigkeit erwähnt, zwei Maschinisten für den Lift suchen zu müssen. Außerdem hat er abgewogen, mit welchen Investitionssummen der Ausbau angegangen werden soll. Was muss man unter „ökologische Gründe“ verstehen bei der Ablehnung der Rennpiste? Karl Weiss: „Ich war bei der Begehung nicht dabei. Es werden wohl die Steilheit des Geländes und die Eingriffe im unteren, felsigen Teil ausschlaggebend gewesen sein.“ Ernst Sachsalber: „Er spürt keine ­Unterstützung“ „Der Vinschger“: Was weiß der Fraktionsvorsteher vom Stand des Ausbauprojektes? Ernst Sachsalber (Fraktionsvorsteher in Tarsch): Mit Sicherheit nur, dass heuer nichts mehr geschehen wird. Hat sich die Fraktion um die Inbetriebnahme des Liftes in der Sommersaison bemüht? Ernst Sachsalber: Um über Sommer offen zu halten, hätte Blanco an die 100.000 Euro investieren müssen. Und das war ihm zu viel? Ernst Sachsalber: Anscheinend. Aber er merkt auch, dass von den Touristikern nichts kommt. Er hat das von Anfang an erklärt, dass er nur bei einer positiven Einstellung der Bevölkerung und bei Interesse der lokalen Tourismustreibenden das Skigebiet wieder eröffnen möchte. Franz Rinner: „Wir könnten sofort ­anfangen“ „Der Vinschger“: Herr Rinner, wurde die Rennpiste abgelehnt, weil das Gelände unstabil war? Franz Rinner (Pure Nature GmbH): Wahrscheinlich wegen der Steine im unteren Teil. Dabei wäre gerade dieser Verlauf der beste. Weil man dadurch die Piste von unten gar nicht einsehen kann. Die wichtigen Sachen sind alle über den Bauleitplan eingetragen worden. Solange wir nicht bauen, ist es ohnehin unerheblich. Dabei sind wir so weit, dass wir sofort anfangen könnten, wir hätten die nächsten Jahre die Hände voll zu tun. Wissen Markus Ortler und Franz Rinner überhaupt noch, was der Herr Blanco will? Franz Rinner: Eine gute Frage. Ich für meinen Teil weiß: das Projekt steht. Natürlich hat es Diskussionen gegeben. Schließlich renne ich ja ehrenamtlich, weil ich an dem Skigebiet hänge. Es kann ja sein, dass jetzt eine Krise eingetreten ist und die Finanzierung nicht mehr gesichert ist, aber man muss es irgendwann den Leuten mitteilen. Schließlich fragen die Latscher ja mich. Oh ja, ich bin durchaus konkret geworden mit Blanco. Er ist sehr oft in Latsch; er kommt überraschend und ich bin manchen Sonntag mit ihm hier im Büro gesessen. Jeden Augenblick kann er anrufen. Es ist schon wahr, die Verwaltung hat ihre Aufgaben erledigt, jetzt liegt es an ihm. Er muss zu einer Entscheidung kommen, schließlich hat er eine Menge investiert. Man hat gehört, dass er sich an die hiesigen Banken gewandt hat. Heißt das, dass er über seinen Betrieb nicht genügend Kredite aufnehmen kann? Franz Rinner: Ich habe mich nie in die wirtschaftlichen Verhältnisse eingemischt oder dafür interessiert. Er wird schon jemand hinter sich haben. Es ist das Gerücht im Umlauf, dass er dabei ist, einen Bankenpool zusammen zu basteln. Warum hat er eigentlich nicht spätestens jetzt einheimische Unternehmer mit ins Boot geholt? Franz Rinner: Vielleicht sollten wir warten, bis wir ihn danach fragen können. Eigentlich hat die Gemeinde nur für den spanischen Investor den Tourismus-Entwicklungsplan erstellen lassen. Franz Rinner: Das ist falsch interpretiert worden. Die Gemeinde musste es machen, um irgendwann auch nur eine kleine Tourismuszone auszuweisen. Die Tarscher Alm hat dies vielleicht beschleunigt. Jetzt wird gemunkelt, er habe es nur auf den Grund der ­Fraktion Tarsch abgesehen, um bauen zu können, es gehe ihm gar nicht um die Lifte. Franz Rinner: Dazu muss man wissen, dass die Fraktion den Grund nur abgibt, wenn die Lifte gebaut werden. Dies ist eine Bedingung, die die Fraktionsverwaltung gestellt hat. Exakt in der 37. Minute des Gesprächs klingelt das Telefon. Es war Jaime Lorenzo Blanco aus Madrid, der sich für Sonntag (28.06.2009) bei Franz Rinner zu einem Besuch anmeldete. Wie sich herausstellte, war er aber am Montag, 29. Juni, nicht bereit, mit Journalisten zu ­sprechen.
Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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