Es ist (fast) vorbei
Bei der Apfelmenge 2012 ist zwar ein Rückgang von rund 25 Prozent zu verzeichnen, die Qualität aber ist alles in allem sehr gut.

Weniger Menge, sehr gute Qualität

Publiziert in 36 / 2012 - Erschienen am 10. Oktober 2012
Die Apfelernte 2012 ist so gut wie unter Dach und Fach. Über Menge, Qualität und mehr sprachen wir mit VI.P-Direktor Sepp Wielander. „Der Vinschger“: In anderen Jahren hatten die Bauern alle Mühe, die Äpfel innerhalb der Erntefenster zu pflücken. Heuer waren einige schon früher fertig. 2011 betrug die Gesamtmenge 362.595 Tonnen. Inwieweit ist der Rückgang 2012 auf die Frostnacht zu Ostern zurück zu führen? Sepp Wielander: Eindeutig war die kalte Osternacht am stärksten ausschlaggebend für den Mengenrückgang, der je nach Vegetationsstadion und je nach Sorte teilweise sogar Totalausfälle bei so manchen Grundparzellen zur Folge hatte. Die schlechte Witterung während der Blüte hat dann auch noch dazu beigetragen, dass die Verhältnisse alles eher als optimal waren. Wo reiht sich das Apfeljahr 2012 mengenmäßig im mehrjährigen Vergleich ein? Leider müssen wir weit zurückblättern und auch das hätte keine Aussagekraft aufgrund der starken Flächenänderung. Tatsache ist, dass wir mit der jetztigen Anzahl an Obstbäumen in unserem Einzugsgebiet wohl noch nie eine so geringe Ernte eingefahren haben. Die heurige Ernte ist zwar noch nicht abgeschlossen, doch wir müssen von einer Fehlmenge im Vergleich zu den letzten Jahren von rund 10.000 Waggon ausgehen, was in etwa 25 Prozent entspricht. Und wie steht es mit der Qualität? Die Qualität ist alles in allem sehr gut, die Ausfärbung und die inneren Werte sogar hervorragend. Wie die Lagerfähigkeit allerdings bei so manchen extrem schütteren Partien ausfallen wird, ist noch nicht abzuschätzen. Stimmt es, dass die Konsumenten immer stärker rote Sorten bevorzugen? Wie reagiert die VI.P darauf? Auf dem Großteil der VI.P-Flächen im Ausmaß von ca. 5.000 Hektar wachsen nach wie vor Golden. Vor allem der junge Konsument von heute liebt die Sortenvielfalt und immer wieder abwechselnde Geschmackserlebnisse. Wir haben zwar einen hervorragenden Golden, der - sofern richtig produziert und verarbeitet - auch nach wie vor seine Daseinberechtigung hat, doch wird dieser durch das attraktivere Aussehen, der geringeren Druckempfindlichkeit und des ausgewogeneren Zucker-Säureverhältnisses von vielen neuen Sorten arg in Bedrägnis gebracht. Wir sind bemüht, über Aufklärungskampagnen, über die Absicherung interessanter Sortenrechte, sowie Versuchspflanzungen dem Rechnung zu tragen und an unserer Sortimentschraube im Einvernehmen mit unseren Produzenten zu drehen. 2001 kündigten Sie an, dass der Golden zum Verlierer der Verkaufssaison werden dürfte. War das so? Wie viel wurde für die Golden ausbezahlt? Ich ersuche um Verständnis, dass ich sicher nicht hier und heute die Preise offen legen werde, jedoch stimmt die Aussage, da im Durchschnitt für die Golden weniger pro kg ausbezahlt worden ist als für alle anderen Sorten. Wie sind die Prognosen für den Verkauf der Ernte 2012? In Anbetracht der europaweit geringen Ernte wird die Nachfrage sicher höher sein als das Angebot. Zwangsläufig wird dies zu besseren Preisen führen. Die Unbekannte ist, inwiefern der willige Konsument auch die Möglichkeit hat, tiefer in seine ohnehin geschwächte Geldbörse zu greifen. Wie stark spürt die Apfelwirtschaft die Krise? Es ist ganz klar, dass wir täglich die miese Stimmung verspüren und uns mit der Wirtschaftsflaute auseinanderzusetzen haben. Es ist nicht nur der Konsum rückläufig, sondern für unsere Verkäufer ist auch das Kassieren der Rechnungen zu einer extremen Herausforderung geworden. Nur dank der starken Ausweitung unserer Aktivitäten auf neue Länder können wir Schlimmeres verhindern. Das Bewusstsein für Bio-Äpfel ist weiter im Wachsen begriffen. Schlägt sich dieser Trend auch in der Menge der Bioware nieder? Die Bioproduktion hat im Apfelsegment nach wie vor seine volle Daseinsberechtigung. Man kann zwar nicht erkennen, dass es rasant mit dem Anbau bzw. mit dem Konsum nach oben geht, doch die Mengen werden gehalten mit leicht steigender Tendenz. Wie oft hören Sie pro Tag das Wort IMU? Wahrscheinlich gleich oft wie Sie und andere Leute. Ich möchte nur nochmals betonen, da ich in dieser Ihrer Frage einen etwas spitzen Pfeil vermute, dass jeder Landwirt und jede Genossenschaft stets immer und ohne herumzunörgeln, wie vielfach unterstellt wird, die vom Gesetz bzw. der Gemeinde vorgesehene Quote bezahlt hat, so wie jeder andere Bürger und Unternehmer auch. Im Obervinschgau gibt es nach wie vor Konfliktfelder zwischen dem sich ausdehnenden Obstbau und der Grünlandwirtschaft bzw. dem Ackerbau. Der überwiegende Teil der Obstproduzenten ist bemüht, in gut nachbarschaftlicher Beziehung und mit einem respektvollen Umgang mit der Natur zu produzieren. Leider gibt es auch schwarze Schafe, die jedoch - und das können Sie mir glauben - auch von uns ausgegrenzt, ermahnt und kontrolliert werden. Ich finde es als eine vernünftige Lösung, dass die Abstände zu öffentlichen Gewässern, Einrichtungen oder eben anderen Produktarten mit allen Beteiligten erarbeitet werden, doch noch viel mehr zählt die Stärkung des Bewusstseins eines jeden Einzelnen, dass er sich eben so zu verhalten hat wie er es sich selbst auch von seinen Mitmenschen wünscht bzw. erwartet. Sepp Laner
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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