Schweres Gerät aus Südtirol
Vinschger im Löscheinsatz auf Sardinien
Dietmar Gufler, René Holzknecht und Pilot Michael Auer (v.l.) am Superpuma
Der Schwerlasthubschrauber Superpuma auf dem Weg zum Brandherd
Gezieltes Abwerfen der 4.000 Liter Wasser aus dem Bambi Bucket

Wenn Sardinien brennt …

…gehen drei Vinschger in die Luft, um die Feuer zu bekämpfen 

Publiziert in 25 / 2020 - Erschienen am 23. Juli 2020

Oristano/Fenosu - Bis zum 7. Juli hatte die Forstbehörde auf Sardinien 418 Brände registriert. Fast immer standen neben den Trupps der Feuerwehren und der Forstbehörde auch regionale Hubschrauber im Einsatz. Wütet ein Busch- oder Waldbrand aber in unzugänglichem Gelände, wird schweres Geschütz aufgefahren. Dann ist es aus mit der Ruhe am still gelegten Flugplatz in Fenosu. Die Meldungen überschlagen sich. Dann klingt es schrill aus dem Lautsprecher: „Richiesto l’intervento del Super Puma“. Damit wird der größte Löschhubschrauber auf Sardinien angefordert. Es wird hektisch; jede Minute zählt. Pilot Michael Auer aus Goldrain eilt in die Einsatzzentrale, um Positionen, Ausmaß des Brandes und Funkfrequenzen zu erfahren. Seine Flughelfer René Holzknecht, Martell, und Dietmar Gufler, Vetzan, laufen zum roten Schwerlasthubschrauber vom Typ „AS332 Super Puma“, machen ihn startklar und nehmen Feuerwehrmänner auf. Mit dem Hubschrauber setzt sich bei Bedarf auch der Tanklastwagen mit dem Reserve-Löschkübel in Bewegung. „4.000 Liter Wasser können wir mit unserem ‚Bambi Bucket‘, dem speziellen Wasserbehälter, transportieren und gezielt abwerfen“, erzählte der erfahrene Pilot aus Goldrain, der seit fast 10 Jahren in mehreren europäischen Ländern als Lastenpilot tätig war. Auer erklärte auch die Funktionsweise des Bambi Buckets und die Verwendung eines Pumpen-Systems zum Aufnehmen von Löschwasser an unzugänglichen oder seichten Gewässern. Nicht mal 45 Sekunden dauere das Auffüllen des Behälters. 

Überall im Einsatz

Dass der mit 9.300 kg Abflugmasse schwerste Hubschrauber auf der Insel flugbereit bleibt, dafür sorgen ein Hubschraubertechniker und die zwei Flughelfer René Holzknecht und Dietmar Gamper. Von ihnen ist der Marteller René seit 2017, also am längsten, als Brandbekämpfer im Einsatz auf der Mittelmeerinsel. Im Jahr zuvor war das Unternehmen „Heli Austria Meran“ mit Sitz im Salzburgischen von der Region Sardinien mit der Brandbekämpfung beauftragt worden. Den Traum vom Fliegen in Heimatnähe hat sich auch der Vetzaner Dietmar über den Heliport Meran verwirklichen können. Dietmar ist in Hawaii zum Piloten ausgebildet worden und gehört nun als Flughelfer und Jungpilot ebenfalls zum Heli-Team in Sardinien. „Wir sind auf der ganzen Insel im Einsatz“, erzählte er. „Dass wir in ca. 35 Minuten an jedem Punkt der Insel sein können, liegt am zentralen Standort des Flugplatzes Fenosu in der Nähe von Oristano. Unser Startplatz liegt - in Nord-Süd-Richtung gesehen - fast genau in der Mitte der Insel.“ Pro Stunde schlucke der Superpuma 600 Liter Kerosen; er könne aber vom Lastwagen aus direkt am Einsatzort aufgetankt werden. Seine beiden Turbinen erreichen jeweils eine Leistung von 1.600 PS, erklärte Gufler. Holzknecht fasste den Ablauf einer Löschaktion zusammen: „Nach der Alarmierung begibt sich die Crew samt Feuerwehrmännern zum Hubschrauber- es wird in Richtung Brand gestartet. Schon im Anflug verschafft sich die Crew einen Überblick über den Brandort. Nach der Landung direkt am Brandgeschehen wird der Löschkübel ausgeladen und am Hubschrauber angeschlossen. Nach einem kurzen Funktionscheck beginnen die Löscharbeiten. In Kooperation und in direkter Absprache mit der Forstbehörde werden geeignete Wasseraufnahmepunkte definiert. Immer wieder kommt es vor, dass natürliche Wasserquellen außer Reichweite sind und deshalb Löschbecken angeflogen werden müssen.“ 

Brenzlige Situationen 

Durch die starken Winde wie dem Scirocco und dem Maestrale sei es teilweise sehr schwierig, die Brände unter Kontrolle zu bringen. Leider komme es durch die lange Dürre und die fast unerträgliche Hitze untertags sehr leicht zu Entzündungen. Bereits eine zerbrochene Glasflasche oder eine aus dem Fenster geworfene Zigarette könne in einem Desaster enden. Die starke Rauchentwicklung erschwere die Sicht und erfordere Höchstkonzentration des Piloten. Zudem könne der Rauch die Orientierung erschweren und zu einem hohen Risiko für die Bodencrews werden, betonte Holzknecht. Es habe bereits brenzlige Situationen durch wechselnde Windrichtungen gegeben. Plötzlich wurde die Bodencrew vom Feuer verfolgt und musste flüchten. Dietmar Gufler ergänzte: „Es ist durchaus möglich, dass Brände außer Kontrolle geraten und somit mehrere Hundert Hektar verwüstet werden. Bei solchen Ereignissen werden wir von Löschflugzeugen, den sogenannten ‚Canadairs‘ unterstützt. Diese haben ein Fassungsvermögen von ca. 6.000 Litern.“ Es komme oft vor, dass derselbe Brand über mehrere Tage andauere, meinte er. Nicht selten könne es zu Mehrfacheinsätzen des Superpumas an einem Tag kommen. In Fenosu stehe nicht nur das Quartier der Vinschger Brandbekämpfer, sondern auch die Einsatzzentrale der Forstbehörde. Der seit Jahren stillgelegte Flugplatz sei ein Knotenpunkt der Brandeinsätze, ergänzte Holzknecht. 

Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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